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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Iustin über Semiramis (265 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 15.09.2023 um 14:01 Uhr (Zitieren)
Marcus Iunianus Iustinus (3. Jhdt. u.Z.), Auszug aus der Weltgeschichte des Pompeius Trogus (nach 20 v.u.Z.) I 1 f.:

Das Werk des Römers Pompeius Trogus ist beinahe komplett verloren und nur in der Zusammenfassung des spätantiken Autoren Iustinus erhalten. Zur Qualität und den Quellen des ursprünglichen Werkes sind von daher keine Rückschlüsse möglich.
[...] Ninus (1) erst begann damit, das hinzuerworbene Gebiet in seiner ganzen Größe zu beständigem Besitz zu festigen. Nach Unterjochung also der Nächstliegenden und durch den Zuwachs an Machtmitteln ermutigt, griff er nach anderen aus; der letzte Sieg wurde jeweils das Mittel zum folgenden, und so brachte er schließlich die Völker des ganzen Orients unter seine Botmäßigkeit. Seinen letzten Krieg hatte er mit Zoroaster geführt, dem König der Baktrer, welcher als erster die Künste der Magie erfunden, auch den Ursprung des Weltalls erkannt und den Lauf der Gestirne aufs sorgsamste beobachtet haben soll. Ninus nahm ihm das Leben, starb aber gleich darauf selbst, wobei er nur einen noch unmündigen Sohn, Ninias, dazu seine Gattin Semiramis hinterließ.

Diese wagte nun freilich weder die Herrschaft dem noch unreifen Knaben in die Hand zu geben noch selbst sie offen auszuüben, da ja die vielen großen Völkerschaften sich kaum auch nur dem Ninus als einem Manne gefügt hatten, geschweige denn einem Weibe gehorchen würden; und so gab sie vor, nicht die Gemahlin des Ninus, sondern sein Sohn, auch nicht ein Weib, sondern ein Knabe zu sein. Denn beide waren von zierlicher Statur, hatten die gleiche helle Stimme, und auch sonst waren sich Mutter und Sohn in allen Stücken sehr ähnlich. Darum deckte sie Arme und Beine mit enganliegender Kleidung, den Kopf mit einer Tiara; und damit es nicht aussehe, als wolle sie durch diese neue Tracht etwas verbergen, hieß sie auch das Volk sich auf die gleiche Weise kleiden; und diese Art der Kleidung behielt der gesamte Stamm von da an bis auf den heutigen Tag. So verleugnete sie bei ihrem ersten Auftreten ihr wahres Geschlecht, und tatsächlich glaubte man ihr, daß sie ein Knabe sei.

Und von da an tat sie gar große Werke. Als sie jedoch dachte, nun sei durch ihre umfassenden Leistungen die Stimme des Neides zum Verstummen gebracht, bekannte sie, wer sie sei und als wen sie sich bloß ausgegeben habe. Und wirklich nahm ihr das nichts von ihrer königlichen Würde, im Gegenteil mehrte sich dadurch nur die Bewunderung für sie, die als ein Weib nicht nur die Frauen, sondern sogar die Männer an Tatkraft überboten habe.

Sie gründete Babylon (2) und umgab die Stadt mit einer Mauer aus gebrannten Ziegeln, welche statt mit Sand mit Erdpech verfügt wurden, wie es in jenen Gegenden allenthalben als eine aus dem Boden emporbrodelnde Masse anzutreffen ist. Noch viele andere prächtige Dinge hat diese Königin vollbracht, ja, nicht zufrieden damit, die von ihrem Manne erworbenen Grenzen des Reiches zu wahren, hat sie sogar Äthiopien ihrer Herrschaft hinzugetan. Aber auch gegen die Inder hat sie Krieg geführt, deren Gebiet außer ihr und Alexander dem Großen nie jemand betreten hat. Zuletzt wurde sie, als die ihren Sohn zum Beischläfer zu machen begehrte, von diesem umgebracht, nachdem sie zweiunddreißig Jahre lang nach Ninus die Königsherrschaft ausgeübt hatte.

(Pompeius Trogus: Weltgeschichte im Auszug des Justin. Herausgegeben von Otto Seel. Zürich/München 1972, S. 86 f.)

(1) mythischer Herrscher Assyriens
(2) Dies ist ohne historische Grundlage.

 
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