"Was wäre, wenn ...?" - diese literarische und philosophische Art der Fragestellung, die heute sehr weit verbreitet ist, hat anscheinend in der Antike nur eine ganz marginale Rolle gespielt. Mir sind lediglich drei Beispiele, allesamt von Platon, geläufig:
- Politeia 359b-c,
- Gorgias 469 d-e und
- Gorgias 493d-494b.
Kennt jemand weitere Beispiele?
Interessenten kann ich meine Sammlung mit derzeit 115 Gedankenexperimenten zur Verfügung stellen. Etliche von ihnen haben einen sehr hohen 'Diskussionswert', d.h. sie lösen beinahe unweigerlich Meinungsverschiedenheiten & Debatten aus.
N.B.: Das Denken im Modus des irrealen Konjunktivs scheint mir etwas zu sein, wozu kein Tier außer dem Menschen imstande ist.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.05.2010 um 16:09 Uhr (Zitieren)
Oh. Mir fällt noch ein viertes antikes Beispiel ein:
- Aristophanes, Plutos, Verse 507-521
Re: Gedankenexperimente in der Antike
ανδρέας schrieb am 11.05.2010 um 17:39 Uhr (Zitieren)
Das Gehirn im Tank
Da geht es darum, unsere Vorstellungen von Wissen, Realität, Wahrheit, Bewusstsein und Bedeutung zu durchdenken. Wenn man einem Menschen das Gehirn herausoperiert und in einem Tank in Nährlösung aufbewahrt und seine Neuronen durch Drähte mit einem Computer verbindet, der es mit genau den gleichen elektrischen Impulsen versorgt, wie ein Gehirn sie normalerweise empfängt. So simuliert der Computer eine Virtuelle Realität (vgl. den Film „Matrix“), einschließlich passender Antworten auf den Output des Gehirns, und die Person mit dem körperlosen Gehirn hat weiterhin völlig normale Erlebnisse in ihrem Bewusstsein, ohne dass diese mit Gegenständen oder Ereignissen in der realen Welt zu tun hätten.
Das Gehirn-im-Tank-Szenario kann als Argument für Skeptizismus und Solipsismus verwendet werden. Eine einfache Version der Argumentation ist diese: Da das Gehirn im Tank exakt die gleichen Impulse sendet und empfängt, als wenn es sich in einem Kopf befände, und da diese seine einzige Verbindung zur Außenwelt sind, ist es aus der Perspektive des Gehirns unmöglich zu sagen, ob es sich in einem Kopf oder in einem Tank befindet. Im ersten Fall können die meisten der Vorstellungen der Person wahr sein, zum Beispiel, wenn die Person denkt, dass sie die Straße entlanggeht oder Eis isst. Im zweiten Fall aber sind die Vorstellungen falsch. Da man nun aber nicht feststellen kann, ob man ein Gehirn im Tank ist, kann man auch nicht wissen, ob nicht die meisten Dinge, die man glaubt, völlig falsch sind. Da man prinzipiell nicht ausschließen kann, dass man ein Gehirn im Tank ist, kann es auch keinen guten Grund geben, irgendetwas von dem zu glauben, was man glaubt, und wissen kann man auf jeden Fall nichts davon.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.05.2010 um 17:47 Uhr (Zitieren)
Jaaaa, das ist von Hilary Putnam in die Philosophie eingeführt worden, obwohl Science-fiction-Autoren es sich bereits vorher ausgedacht hatten, Philip K. Dick z.B.
Aber es ist nicht antik ...
Mein Vorschlag: Wir diskutieren Gedankenexperimente als solche in dem anderen Thread und hier die Freage, ob es sowas bereits in der Antike gab.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
ανδρέας schrieb am 11.05.2010 um 17:53 Uhr (Zitieren)
O.K. , aber es gibt so schöne - leider moderne - Experimente aus der Gedankenwelt ...
:(
Aber wir sind ja schließlich bei den Griechen.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.05.2010 um 17:58 Uhr (Zitieren)
Nein, Mißverständnis ... ich schlage lediglich vor, daß wir die Gedankenexperimente an anderer Stelle diskutieren. Damit habe ich ja bereits begonnen.
Es interessiert mich aber, ob es noch weitere Beispiele aus der Antike gibt.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
ανδρέας schrieb am 11.05.2010 um 19:13 Uhr (Zitieren)
Kann man nicht auch Platons Höhlengleichnis als Gedankenexperiment ansehen?
Politeia, 514a-517a
Re: Gedankenexperimente in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.05.2010 um 19:18 Uhr (Zitieren)
Das Höhlengleichnis:
Was wäre, wenn das, was wir für die Wirklichkeit halten, eine bloße Täuschung wäre?
Das käme dann sogar den Gehirnen im Tank nahe.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
ανδρέας schrieb am 11.05.2010 um 19:18 Uhr (Zitieren)
Ἱππόδαμος ? Der Städteplaner und Staatstheoretiker.
Hippodamos von Milet entwickelte den Gedanken der Gleichheit aller Bürger, die Isonomia.
Vielleicht findet sich da auch was. Habe aber keine ausreichenden Quellen.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 11.05.2010 um 19:31 Uhr (Zitieren)
Dabei fehlt mir jetzt das "Was wäre, wenn ...?"
Re: Gedankenexperimente in der Antike
ανδρέας schrieb am 12.05.2010 um 18:22 Uhr (Zitieren)
Plotin`s Gedankenexperiment über die Unmöglichkeit der Trennung zwischen dem Gedachten und dem Denkenden. In ...
Plotin`s Schriften, Band IIIa, Seite 109 f.
PHB, Philosophische Bibliothek Band 213a
Re: Gedankenexperimente in der Antike
ανδρέας schrieb am 12.05.2010 um 19:38 Uhr (Zitieren)
Was wäre, wenn ...
Hierzu ein kleiner Beitrag aus einem offenbar südeuropäischen Land: