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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Jerofejew (296 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 31.10.2023 um 00:00 Uhr (Zitieren)
Jerofejew ist ein Wort mit zwei griechischen Wurzeln: Er [sic!] hat eine Beziehung zur Liebe (Eros) und zu Gott (eine gemeinsame Wurzel mit Theologie). Ins Russische übertragen wäre das "Bogoljubow" - auf Deutsch etwa: Gottlieb. Aber Bogoljubow steht phonetisch um Klassen höher als Jerofejew. Bogoljubow hat bekanntlich etwas Vornehmes; Jerojejew ist ein plebejischer Name, der leicht zu billigen Spitznamen verändert wird: Jerofej, Jerofa, Jeroschka - das sind fast Spottnamen, und natürlich zum Namen der billigen Wodkamarke "Jerofejitsch" (gern wurde damit in sowjetischen humoristischen Texten gespielt).

Der Name ist reich an griechischer Bedeutung, aber auf russischem Boden ist er irgendwie verwischt und unklar, außerdem wird er oft verwechselt. [...]
__________
Nachbemerkung im Jahr 2023: Was die Etymologie des Familiennamens Jerofejew betrifft, so hatte ich unrecht. Er besteht tatsächlich aus zwei griechischen Wörtern, und das zweite, das letzte Wort bedeutet wirklich Gott. Doch das erste bedeutet nicht Liebe, sondern das Adjektiv heilig, geheiligt. Der heilige Gott. Übrigens auch nicht übel.

(Viktor Jerofejew: Der Große Gopnik. Berlin 2023, S. 217 f.)
Re: Jerofejew
filix schrieb am 31.10.2023 um 15:33 Uhr (Zitieren)
D.h. ohne das Zugehörigkeit ausdrückende, namenerzeugende Suffix -ew (-ев ) von Jero-fey- (Еро-фе-) von Ἱερό-θε(ος)?
Re: Jerofejew
Marcella schrieb am 31.10.2023 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Aha! Endlich entpuppt sich der heilige Gott.

Das Theta in Theos wurde zu Zeiten des Kyrill und Method als Reibelaut F gehört.
So auch Marfa (Martha) , Fjodor (Theodor), Foma (Thomas) usw.
Ähnlich hören und probieren Anfänger das englische Th als F: to fink (to think).
Re: Jerofejew
filix schrieb am 31.10.2023 um 17:08 Uhr (Zitieren)
Wobei es offenbar im altkyrillischen Alphabet ursprünglich einen (vom gr. θ her naheliegenden) Buchstaben ѳ (genannt Fita) gab, der aber wegen besagter gleicher Aussprache (f) mit ф (von gr. φ) 1918 durch eine Rechtschreibreform endgültig abgeschafft wurde.

Über die phonetische Klassengesellschaft im Ohr des Autors erfährt man nichts Näheres, oder?
Re: Jerofejew
Γραικύλος schrieb am 31.10.2023 um 17:57 Uhr (Zitieren)
Jerojejew --> Jerofejew

Nein, mehr als das, was ich zitiert habe, gibt der Autor nicht an. Wobei die Abgrenzung zum vornehmeren Bogoljubow ja auf einem Irrtum seinerseits beruht, den er in der Anmerkung korrigiert hat.
Re: Jerofejew
filix schrieb am 31.10.2023 um 18:31 Uhr (Zitieren)
Ja, aber ich nehme doch an, dass der fürnehme Klang nicht mit der irrigen Herleitung verschwindet. Namen griechischen Ursprungs assoziieren wird zudem doch bis heute nicht mit der Plebs.
Re: Jerofejew
filix schrieb am 31.10.2023 um 18:36 Uhr (Zitieren)
Wobei das allerdings eher für Vornamen gilt.
Re: Jerofejew
Γραικύλος schrieb am 31.10.2023 um 19:32 Uhr (Zitieren)
Gibt es überhaupt im deutschen Sprachraum aus dem Griechischen abzuleitende Nachnamen? (Mal abgesehen von den bekannten Humanisten.)
Re: Jerofejew
filix schrieb am 31.10.2023 um 20:49 Uhr (Zitieren)
Zahlreiche aus dem Griechischen kommende Namen treten ja sowohl als Vor- wie auch als Nachnamen auf: Peter(s), Jürgen(s), Christian(s), Steffen(s) … Davon abgesehen gibt es das weite Feld durch Migration über Jahrhunderte aus dem Mittel- und Neugriechischen in den deutschen Sprachraum gelangter Namen, das Adelsgeschlecht der von Karajan etwa, um ein weniger offensichtliches Beispiel zu nennen.

Re: Jerofejew
Γραικύλος schrieb am 01.11.2023 um 01:19 Uhr (Zitieren)
Das ist wohl wahr. Freilich sind Peter (rheinisch: Pitter), Jürgen, Steffen, Georg (Jörg), Klaus und eigentlich auch Christian sowie Christoph keine für die "Plebs" untypischen Namen. Letztere klingen für mich eher katholisch als vornehm.
Theodor, Theophil u.ä., das wirkt natürlich adlig.
Re: Jerofejew
filix schrieb am 01.11.2023 um 12:01 Uhr (Zitieren)
Das Sozialprestige hängt u.a. an der Frequenz, der Zuordnung zu Milieus oder Schichten, der etymologischen Transparenz und der Bewertung der Herkunftssprache bzw. ihrer Sprecher, zudem an bekannten Leitträgern und diversen Assoziationen, wie das der Text ja auch vorführt - dass die Herleitung von Ерофе-ев aus Ἱερό-θε(ος) schwerfällt, er als verwischt und unklar bezeichnet wird, spricht schon gegen meine vorschnelle Annahme, der Name sende ein klares Signal seiner Herkunft samt Zuordnung zur Bildungssprache, was die Frequenz angeht ergibt eine Stichprobe im Moskauer Telephonbuch allein über 360 Einträge. Bleibt die Frage, wie das zwar fälschlich als russisches Äquivalent gedeutete, in der kontrastiven Bewertung dadurch aber unberührte Bogoljubow zu seinem Image kommt.
 
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