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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Dissertationen in griechischer Sprache? (335 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 01.11.2023 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Von einer Bekannten, die sich ihrer Sache allerdings nicht ganz sicher ist, habe ich gehört, daß es bis ins 19. Jhdt. hinein altphilologische Dissertationen in altgriechischer Sprache gegeben habe.
Ich kenne sowas nicht, sofern man absieht von den Texteditionen, bei denen m.W. aber der Kommentarteil auf Lateinisch geschrieben war.

Weiß jemand etwas darüber?
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
Bukolos schrieb am 01.11.2023 um 22:30 Uhr (Zitieren)
Für die Philosophische Fakultät der Berliner Universität jedenfalls war Latein als Dissertationssprache im 19. Jh. (1816, 1838) statutarisch festgelegt.
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 01.11.2023 um 23:52 Uhr (Zitieren)
Wie weithin bekannt, wurde 1753 unter dem Vorsitz des Greifswalder Logik-und Metaphysikprofessors Peter Ahlwardt eine deutschsprachige Dissertation über den Nutzen von in deutscher Sprache verfassten Thesenschriften verteidigt (Marti 1998: 59 f.; Alvermann 2007: 91; Döring 2007: 137 f.; vgl. auch den Beitrag von Alvermann in diesem Band). Der Gegenstand und die Art seiner Behandlung (auf deutsch) stellten ein Novum in der Geschichte des frühneuzeitlichen Disputationswesens dar. Der Greifswalder Gelehrte setzte sein Postulat in weiteren deutschsprachigen Dissertationen in die universitäre Praxis um (Marti 1998: 61). Unter den Zehntausenden von Disputationsschriften, die in der Frühen Neuzeit in deutschsprachigen Ländern gedruckt wurden, waren aber keine fünfzig in deutscher Sprache verfasst. Christian Thomasius, der gefeierte Pionier der deutschen Wissenschaftssprache, hielt sich, was meist ver-gessen wird, in allen unter seinem Vorsitz abgehaltenen Disputationen strikt an die traditionelle Gelehrtensprache, das Latein (Marti 2005: 324). Dissertationen waren an Universitäten deutschsprachiger Länder noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast ausnahmslos, meist auch noch weit später, in Latein geschrieben (Marti 1998) [Hervorhebungen meine]. An der Berliner Universität gab es bis 1866 nur Dissertationen in lateinischer Sprache. Versteht man also unter ‚Früher Neuzeit‘ die Epoche, die um zirka 1800 endete, und fasst die bis dahin entwickelte Textgattung ‚Dissertation‘ ins Auge, bietet sich dem Wissenschaftshistoriker ein eindeutiges Bild dar: Latein war das Medium gelehrter Kommunikation.

Hanspeter Marti: Disputation und Dissertation in der Frühen Neuzeit und im 19. Jahrhundert ‒ Gegenstand der Wissenschaftssprachgeschichte?
unter: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110476958-012/html?lang=de

Angesichts des obigen Fazits dürfte die Abfassung einer Dissertation auf Altgriechisch wohl eher zu den Ausnahmen gehören.

On a personal note: Ich habe die Originalausgabe der medizinischen Inauguraldissertation eines meiner Vorfahren, vorgelegt Berlin 1832, im Schrank - sie ist selbstverständlich auf Lateinisch (und nicht einmal schlechtem) verfaßt ...
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
filix schrieb am 02.11.2023 um 11:55 Uhr (Zitieren)
Vielleicht dachte die Bekannte an Schliemann, der in einem einzigen Satz seiner Selbstbiographie beiläufig mitteilt, eine Dissertation in altgriechischer Sprache abgeliefert zu haben. Die entpuppte sich allerdings als Übersetzung seiner Vita, angesichts deren Qualität der Gutachter Zweifel anmeldete, dass der Verfasser jemals einen syntaktischen Cursus besucht habe. Er wurde dennoch promoviert.







Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
Γραικύλος schrieb am 02.11.2023 um 14:09 Uhr (Zitieren)
Ich werde sie fragen.
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
Johannes schrieb am 02.11.2023 um 14:33 Uhr (Zitieren)
Gibt es im Netz eine Dissertation auf Alt-Griechisch?
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
Γραικύλος schrieb am 02.11.2023 um 15:00 Uhr (Zitieren)
Laut Wikipedia hat Schliemann mit einer Arbeit in französischer Sprache promoviert:
Im September 1868 reiste Schliemann zurück nach Paris und schrieb dort sein Buch Ithaka, der Peloponnes und Troja, das er 1869 in der französischen Fassung zusammen mit seiner Publikation La Chine der Universität Rostock als Dissertation vorlegte.
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
filix schrieb am 02.11.2023 um 15:10 Uhr (Zitieren)
Ein Exemplar dieses Werkes [»Ithaka, der Peloponnes und Troja«] nebst einer altgriechisch geschriebenen Dissertation übersandte ich der Universität Rostock und wurde dafür durch die Ertheilung der philosophischen Doctorwürde dieser Universität belohnt. Seitdem habe ich mit unermüdlichem Eifer stets danach gestrebt, mich dieser Ehre würdig zu zeigen.


Heinrich Schliemann: Selbstbiographie - II. Erste Reise nach Ithaka, dem Peloponnes und Troja. 1868, 1869. https://tinyurl.com/SchliemannSelbsbiographie
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
Bukolos schrieb am 02.11.2023 um 16:18 Uhr (Zitieren)
Tatsächlich konnte man sich etwa in Leipzig, Jena oder Erlangen mit einer griechisch verfassten Dissertation promovieren lassen. Die Möglichkeit wurde offenbar vorwiegend von griechischen Doktoranden genutzt. Ein Beispiel wäre die Dissertation von A. M. Akylas, Ἡ περὶ ἀθανασίας τῆς ψυχῆς δόξα τοῦ Πλάτωνος ἐν συγκρίσει πρὸς τὴν Γρηγορίου τοῦ Νύσσης, die in Jena 1887/88 vorgelegt wurde:
https://books.google.de/books?id=h5cPAQAAIAAJ&pg=RA11-PP1
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
Γραικύλος schrieb am 03.11.2023 um 15:02 Uhr (Zitieren)
Es fällt auf, daß die von Dir genannte Dissertation von einem Griechen verfaßt und in Athen gedruckt worden ist.
Daher nehme ich an, daß Deine Rede von "griechischen Doktoranden" wörtlich auf griechische Doktoranden und nicht auf Doktoranden im Griechischen zu beziehen ist. Korrekt?
Re: Dissertationen in griechischer Sprache?
Bukolos schrieb am 03.11.2023 um 23:11 Uhr (Zitieren)
Das ist richtig, so war es gemeint. Der Druckort Athen hat sicher auch mit den Druckkosten zu tun, die für einen griechischen Text dort, wo die Schriftsetzer standardmäßig mit griechischen Typen umgingen, vermutlich niedriger ausfielen, als dort, wo das lateinische Alphabet in Fraktur und Antiqua das Übliche war. Gleichwohl findet man auch griechischsprachige Dissertationen, die Leipzig oder Erlangen als Druckort angeben.

Die Dissertation von A. M. Akylas, eine vergleichende Untersuchung über die Seelenlehre Platons und Gregors von Nyssa, ist eine philosophische Arbeit, keine philologische. Eine Dissertation auf dem Gebiet der griechischen Philologie wäre etwa D. G. Pylarinos' Παραβολὴ Δίωνος τοῦ Χρυσοστόμου πρὸς Πλάτωνα Ξενοφῶντα Δημοσθένη καὶ Αἰσχίνην, die 1887/88 in Erlangen angenommen wurde:

https://books.google.de/books?id=pcCspc9PqpQC&pg=PP7
 
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