α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Insel der Seligen #3 (198 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 09.11.2023 um 14:28 Uhr (Zitieren)
Lukian, Wahre Geschichten II (ἀληθῆ διηγήματα, β) 6-27:
Von den Stoikern war niemand zugegen; es hieß daß sie noch immer im Anstieg zur steilen Höhe der Tugend begriffen seien. Wir hörten auch von Chrysipp, daß er nicht früher die Insel betreten dürfe, bevor er zum viertenmal ein Nieswurzkur durchgemacht hätte. Von den Akademikern (1) hieß es, sie wollten zwar kommen, hielten aber noch an sich und dächten weiter nach; denn sie könnten noch nicht einmal erfassen, ob es eine solche Insel gäbe. Besonders fürchteten sie die Entscheidung des Rhadamanthys, da sie selber die Entscheidungsmöglichkeit aufgehoben hatten. Viele von ihnen, sagte man, nehmen einen Anlauf und folgen den Hieherkommenden, bleiben aber aus Saumseligkeit zurück, ohne sie zu erreichen, und kehren mitten auf dem Wege um.

Das waren die Nennenswertesten der Anwesenden. Am meisten ehren sie den Achill, neben diesem Theseus. Über den Geschlechts- und Liebesverkehr denken sie so: Sie üben ihn offen vor aller Augen aus, Frauen und Männer, und das gilt bei ihnen keineswegs als Schande. Nur Sokrates schwur immer wieder, sein Verkehr mit den jungen Leuten sei rein moralisch. Jedoch erklärten sich alle gegen ihn und behaupteten, er schwöre einen Meineid; Hyakinth wenigstens und Narkiss gestanden es oft ein, er jedoch stritt es immer wieder ab. Die Frauen sind allen gemeinsam und keiner neidet sie seinem Nächsten, sondern sie sind gerade in dieser Hinsicht im höchsten Grad platonisch. Auch die Knaben stellen sich ohne Widersprich jedem, der will, zur Verfügung.

Es waren noch nicht zwei oder drei Tage vergangen, so begab ich mich zum Dichter Homer, als wir beide Zeit hatten, und fragte ihn unter anderem auch, woher er sei, wobei ich bemerkte, daß bei uns diese Frage bis jetzt noch lebhaft erörtert werde. Er erwiderte, er wisse das selber sehr wohl, daß einige ihn für einen Chier halten, andere für einen Smyrnäer, viele für einen Kolophonier; er behauptete jedoch, ein Babylonier zu sein und bei seinen Mitbürgern nicht Homer, sondern Tigranes zu heißen; später habe er als Geisel bei den Griechen seinen Namen geändert. Außerdem fragte ich ihn wiederholt über die als unecht bezeichneten Verse, ob sie von ihm geschrieben seien. Er sagte immer wieder, alle stammten von ihm. Ich verdammte also die Grammatiker Zenodot, Aristarch und Genossen wegen ihrer zahlreichen frostigen Abhandlungen über diese Frage.
Als ich darüber genügend Aufschluß bekommen hatte, fragte ich ihn wieder, warum er mit dem Zorn (des Achill die Ilias) begann. Und er antwortete, es sei ihm so in den Sinn gekommen, ohne daß er damit eine Absicht verband. Weiter wünschte ich auch das zu wissen, ob er die Odyssee früher als die Ilias schrieb, wie die meisten behaupten; er leugnete das. Daß er auch nicht blind war, was man von ihm ebenfalls behauptet, wußte ich sofort; ich sah’s ja, so daß ich nicht einmal zu fragen brauchte.

Oft tat ich das auch sonst, wenn ich einmal sah, daß er Zeit hatte: ich ging nämlich zu ihm und fragte ihn aus und er gab mir über alles bereitwillig Auskunft, besonders nachdem er seinen Prozeß gewonnen hatte; es war nämlich gegen ihn eine Klage wegen Beleidigung von Thersites eingebracht worden, weil er ihn in seiner Dichtung verspottet hatte. Und es siegte Homer, wobei Odysseus sein Anwalt war.

 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Gebirge

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.