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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Gegen Gewalt - Gegengewalt (153 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 21.11.2023 um 17:59 Uhr (Zitieren)
"Steiner - Das Eiserne Kreuz" ist gestern abend auf arte gesendet worden und hat mich in der folgenden Weise angeregt:
In dem Film „Steiner – Das Eiserne Kreuz“ aus dem Jahre 1977 (Regie: Sam Peckinpah, Romanvorlage: „Das willige Fleisch“ von Willi Heinrich) wird eine Phase aus der Zeit des deutschen Rückzugs am Kuban 1943 geschildert, bis zur Ebene eines Regiments hinauf. Was immer die Männer an Wertvorstellungen von zu Hause mitgebracht haben, es ist in zwei Jahren Vernichtungskrieg zerrieben worden. Der Protagonist Steiner ist ein desillusionierter Feldwebel, der inmitten eines sinnlosen Krieges immerhin Reste von Menschlichkeit und persönlicher Integrität zu bewahren versucht.

Frauen? Spielen kaum eine leibhaftige Rolle, sind Phantasien von Männern, und näher kommt Steiner nur einer Krankenschwester in einem Feldlazarett. Seine intensivste Beziehung ist sein eigener Zug, für den er verantwortlich ist und in dem er etwas wie Kameradschaft erlebt. Wenigstens das.

Eine Szene, die mich stark beeindruckt hat, ist die folgende: Steiner gerät mit seinem Zug hinter die russischen Linien und muß sich nach Westen zu den deutschen durchschlagen. Dabei ist es überlebenswichtig, der Roten Armee möglichst wenig aufzufallen. Auf diesem mühsamen Marsch stoßen sie auf eine Gruppe russischer Partisaninnen, die sich in einer Hütte aufhalten. Sie müssen diese Frauen nicht nur entwaffnen, sondern auch möglichst daran hindern, den Feind, die Roten zu informieren.

Steiners Plan ist der, den Frauen die Uniformen abzunehmen und sie in Unterwäsche in einem Raum der Hütte einzusperren. Das Funkgerät unbrauchbar zu machen, ist einfach; aber sein Zug aus ausgehungerten Männern im Angesicht von wehrlosen Frauen erweist sich als schwierig. Zwar verbietet Steiner jede Vergewaltigung, aber weil er gleichzeitig erschöpft eine Rast einlegt und döst, kommt es dazu, daß einer seiner Leute sich eine der Frauen schnappt und sie in einer Kammer zur Fellatio zwingt, in Soldatensprache: sich einen blasen läßt. Das tut er sehr gewaltsam, aber die Frau weiß sich zu wehren: Sie beißt ihm den Schwanz ab.

Von den Schreien des Soldaten alarmiert, kommen Steiner und die anderen seines Zuges, ebenso die restlichen Partisaninnen herbei und sehen die Lage. Der Mann hält sich den blutenden Unterleib, die Frau sitzt verschreckt in einer Ecke und rechnet mit ihrer Erschießung. Von Faschisten erwartet sie keine Gnade.

Steiner muß eine Entscheidung treffen, und er trifft eine, die mich überrascht hat: Er läßt den Mann, seinen eigenen Kameraden, zurück und schließt ihn mitsamt den Frauen in der Kammer ein. Danach erfolgt der Aufbruch mit dem Rest seines Zuges.

Es ist sonnenklar, was die Partisaninnen jetzt mit dem verbliebenen Deutschen machen werden.

Als ich das gesehen habe, hatte ich ein starkes Gefühl. Was immer die Ethik über Gewalt („hat noch nie ein Problem gelöst“) und Rache („menschlich niedrig“) und Kameradschaft („durch Dick und Dünn“) sagen mag: Ich empfand es als vollkommen richtig, was Steiner in dieser Situation getan hat. Und das, was die Frauen dann anschließend sicher gemacht haben (wir sehen es nicht), übrigens ebenso. Ich hätte nichts anderes tun wollen in dieser Lage. Aber die Intensität meiner Emotion hat mich selbst überrascht.

Stalin hatte in einer berühmten Rede nach dem deutschen Überfall im Juni 1941 gesagt: "Die Deutschen wollen einen Vernichtungskrieg gegen uns führen. Gegen uns, das Volk von Puschkin und Tschaikowskij. [Pause] Gut. Sie sollen ihn haben."
Es war ein Vernichtungskrieg, geprägt von Haß. Und die Gesichter der russischen Frauen drücken nichts anderes aus. Erst recht nicht nach der erlebten Vergewaltigung.
Da sie keine Waffen mehr haben, werden sie den Deutschen mit bloßen Händen töten. Erwürgen, zertrampeln, was auch immer. Kein Zweifel. Sie sind zu zehnt gegen einen Verwundeten.
Dem hat Steiner seinen Kameraden ausgeliefert. Recht so.
Recht so! Ist das nicht seltsam? Keine Moral sagt soetwas, und doch empfinde ich es so.

Re: Gegen Gewalt - Gegengewalt
Γραικύλος schrieb am 21.11.2023 um 18:26 Uhr (Zitieren)
Der ehemalige Kultusminister von NRW, Jürgen Girgensohn (SPD), während des Krieges Angehöriger der Divison Wiking der Waffen-SS, hat in einem Interview einmal gestanden, daß er im Nahkampf einen Rotarmisten totgebissen hat. Solch ein Krieg war das!
Was wird dann aus der Moral?
 
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