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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Personenkult um Caesar #2 (146 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 28.11.2023 um 10:37 Uhr (Zitieren)
Cassius Dio XLIV 3-7:
5. Nachdem Caesar dies alles angenommen hatte, übertrugen sie ihm die Aufgabe, die Pontinischen Sümpfe aufzufüllen, den peloponnesischen Isthmus zu durchstechen und ein neues Senatsgebäude zu errichten, da ja der Bau des Hostilius, obschon instand gesetzt, abgerissen worden war.

Als Vorwand für den Abbruch mußte der Plan dienen, einen Tempel der Felicitas an dieser Stelle zu errichten, den dann auch Lepidus während seiner Amtszeit als magister equitum fertigstellte. Der eigentliche Zweck, den man verfolgte, war indessen der, daß mit dem Gebäude nicht der Name Sulla erhalten bleibe, hingegen eine andere, neu entstandene Kurie die Bezeichnung „die Julische“ bekomme, wie sie ja auch den Monat, in dem Caesar geboren worden war, Juli und – nach Loswurf – eine der Tribus „die Julische“ benannten.

Und außerdem sollte er nach ihrem Beschluß einziger Zensor, und zwar auf Lebenszeit, sein und die Vorrechte der Volkstribunen genießen, auf daß jeder, der ihn in Wort und Tat angreife, vogelfrei und verflucht sei. Sein Sohn aber, falls er einen solchen zeuge oder auch nur adoptiere, solle zum Pontifex Maximus ernannt werden.

6. Da er auch daran Gefallen fand, wurden ihm noch ein vergoldeter Stuhl und ein Gewand, wie es einstmals die Könige getragen hatten, dann eine Leibwache aus Rittern und Senatoren gewährt. Weiterhin beschloß man, daß von Staats wegen jedes Jahr für ihn gebetet werde, daß man bei Caesars Fortuna schwöre und alle seine künftigen Maßnahmen Gültigkeit haben sollten.
Ferner weihte man ihm wie einem Heros ein alle vier Jahre wiederkehrendes Fest und ein drittes Priesterkollegium, das sogenannt „Julianische“, zur Aufsicht über die Lupercalia und jeweils einen besonderen Tag in Verbindung mit den Gladiatorenkämpfen sowohl in Rom wie auch im übrigen Italien.

Als sich nun Caesar auch über diese Ehren erfreut zeigte, beschlossen sie, daß sein vergoldeter Stuhl und sein mit kostbaren Edelsteinen besetzter und goldbestickter Kranz in gleicher Weise wie jene der Götter in die Theater gebracht und gelegentlich der Zirkusspiele sein Wagen hereingefahren werden sollten.
Schließlich redeten sie ihn als Iuppiter Iulius an und bestimmten, daß ihm und seiner Clementia ein Tempel geweiht werde, wobei sie Antonius zu seinem Priester wie irgendeinen flamen Dialis erwählten.

7. Zugleich mit den erwähnten Beschlüssen trafen sie noch eine weitere Maßnahme, die ihre Einstellung ganz klar erkennen ließ: Sie erlaubten Caesar, sein Grab innerhalb des Pomeriums anzulegen, und ließen die darüber gefaßten Beschlüsse in goldenen Buchstaben auf silberne Tafeln schreiben, welche sie zu Füßen des Iuppiter Capitolinus niederlegten, ein Vorgehen, womit sie ganz deutlich zum Ausdruck brachten, daß er nur ein sterblicher Mensch sei.
Denn zu Beginn ehrten sie ihn in der Annahme, er werde Maß halten; doch als sie sahen, daß er sich über ihre Beschlüsse freute und, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, sie alle entgegennahm, stellten verschiedene Männer bei verschiedenen Gelegenheiten immer mehr übertriebene Anträge, teils aus maßloser Schmeichelei, teils um ihn lächerlich zu machen.

Jedenfalls wagten einige sogar anzuregen, man möge ihm gestatten, mit so viel Frauen, als er nur wolle, zu verkehren, zumal er auch damals noch, obschon ein Fünfzigjähriger, eine Menge Mätressen hatte. Andere, und zwar die Mehrheit, folgten diesem Kurs, weil sie so schnell wie möglich ihn zum Gegenstand von Neid und Haß manchen und damit seinen Untergang herbeiführen wollten.
[...]

(Cassius Dio: Römische Geschichte; hrsg. v. Otto Veh. Zürich/München 1985; Bd. 3, S. 9-13)

Da hört man immer etwas von der Dictatur auf Lebenszeit und der abgelehnten Königskrone, aber bei dem hier geschilderten Hype wäre selbst ich, ansonsten kein Mördertyp, zum Brutus geworden.
Re: Personenkult um Caesar #2
Marcella schrieb am 29.11.2023 um 08:07 Uhr (Zitieren)
Vor Jahren war ich wieder mal in Rom und erkundete den Platz, wo Cäsar verbrannt wurde, unter dem Podium des Cäsar-Tempels. Was ich im versteckten, schummrigen Loch vorfand, war zu meinem Erstaunen und auch Beunruhigung eine Fülle von frischen Blumen und Kerzenlichtern, offenbar dem Genius dargebracht. Es war Juli. Vielleicht wollte man den Geburtstag feiern? Sehnen diese Leute sich nach einem neuen rex und dux? König und/oder Führer?
Der obige Text , speziell Passus 7, zeigt einen Realitätsverlust Cäsars wie bei modernen Diktatoren auch. So vergaß ein Ceaucescu überm Angehimmeltwerden gänzlich die Realität.
Re: Personenkult um Caesar #2
Γραικύλος schrieb am 29.11.2023 um 11:23 Uhr (Zitieren)
Über die Motive der Lobhudelnden äußert Cassius Dio ja eine negative Vermutung:
weil sie so schnell wie möglich ihn zum Gegenstand von Neid und Haß manchen und damit seinen Untergang herbeiführen wollten

Aber es wird auch viele gegebenen haben und noch heute geben (siehe Deine Blumen-Kerzen-Beobachtung), die einen großen Führer bewundern.
Der wieder zunehmende Kult um den "woschd" in Rußland ist dafür ein Beispiel.

"Wir sind so schwach, wir haben keine andere Hoffnung, als daß ein großer, starker Mann unsere Probleme löst."
 
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