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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Eine Diskussion über die condicio humana (269 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 03.12.2023 um 12:25 Uhr (Zitieren)
1. Euripides, Hypsipyle (Ὑψιπύλη):

ἔφυ μὲν οὐδεὶς ὅστις οὐ πονεῖ βροτῶν,
θάπτει τε τέκνα χἄπερ‘ αὖ κτᾶται νέα,
αὐτός τε θνῄσκει. καὶ τάδ‘ ἄχθονται βροτοί,
εἰς γῆν φέροντες γῆν. ἀναγκαίως δ‘ ἔχει
βίον θερίζειν κάρπιμον στάχυν,
καὶ τὸν μὲν εἶναι, τὸν δὲ μή. τί ταῦτα δεῖ
στένειν, ἅπερ δεῖ κατὰ φύσιν διεκπερᾶν;
δεινὸν γὰρ οὐδὲν τῶν ἀναγκαίων βροτοῖς.

Kein Mensch ist frei von Leid:
er begräbt Kinder, bekommt neue
und stirbt selbst. Und das nehmen die Menschen schwer:
wenn sie Erde zu Erde tragen! Notwendig wird
das Leben abgeerntet wie Kornähren:
der eine lebt, der andere ist tot. Warum soll man über
etwas klagen, was jeder von Natur aus durchmachen muß?
Denn das Unausweichliche hat für den Menschen nichts
Schreckliches.

(fr. 757 N; Euripides: Sämtliche Tragödien und Fragmente. 6 Bde. Hrsg. v. Ernst Buschor und Gustav Adolf Seeck. München 1972-1981; Bd. 6, S. 330-333)

2. M. Cicero: Gespräche in Tusculum (Tusculanae disputationes):

Man sagt auch, daß Einzelne, denen von der gemeinsamen Situation der Menschen [de hac communi hominum condicione] gesprochen worden war: daß wir nämlich unter jenem Gesetz geboren seien, daß keiner auf immer vom Unheil frei sein könne, ihren Schmerz daraufhin nur umso schwerer empfanden. Darum soll auch Karneades, wie ich bei unserem Antiochos lese, oft Chrysippos getadelt haben, weil er die Verse des Eripides gelobt hätte:

Mortalis nemo est quem non adtingit dolor
Morbusque; multis sunt humandi liberi,
Rursum creandi morsque est finite omnibus,
Quae generi humano angorem nequicquam adferunt.
Reddenda terrae est terra, tum vita omnibus
Metenda ut fruges. sic iubet Necessitas.

Es gibt keinen Sterblichen, den nicht der Schmerz berührt und die Krankheit. Viele müssen ihre Kinder beerdigen und andere neu zeugen und Allen ist der Tod bestimmt. Aber dies quält ohne Sinn das Menschengeschlecht. Der Erde ist die Erde zurückzugeben und das Leben allen wegzumähen wie das Korn. So befiehlt es die Notwendigkeit.

Er leugnete, daß diese Art des Redens in irgendeiner Weise zur Erleichterung des Schmerzes beitragen könne. Denn eben dies sei zu beklagen, daß wir von einer so grausamen Notwendigkeit festgehalten würden. Jener Hinweis auf das Unglück Anderer sei nur dazu da, böswillige Menschen zu trösten.
Mir scheint sich dies aber durchaus anders zu verhalten. Denn die Notwendigkeit, die Lage des Menschen auszuhalten [necessitas ferendi condicionis humanae], verbietet uns, ge-wissermaßen mit der Gottheit zu kämpfen[,] und mahnt uns, Mensch zu bleiben; und dieser Gedanke erleichtert den Schmerz sehr.

(III 59 f.; Cicero, Gespräche in Tusculum. Hrsg. v. Olof Gigon. München 41979, S. 222 f.)


 
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