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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Leontion (319 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 07.12.2023 um 12:57 Uhr (Zitieren)
1. Diogenes Laertios

Ja auch einen seiner Brüder soll er [sc. Epikur] verkuppelt und mit der Hetäre Leontion zusammengelebt haben.
[...]
πρὸς μὲν Λεόντιον Παιὰν ἄναξ, φίλον Λεοντάριον, οἵου κροτοθορύβου ἡμᾶς ἐνέπλησας ἀναγνόντας σου τὸ ἐπιστόλιον.

Und in den Briefen [sc. Epikurs] an Leontion heißt es: „Heilbringerin, Herrin, mein liebes Schätzchen Leontion, welchen Jubelsturm hast du durch dein Briefchen entfesselt, als ich es las.“
[...]
Auch mit vielen anderen Hetäre soll er [sc. Epikur] in Briefwechsel gestanden haben, vor allem aber mit Leontion, in die auch Metrodor verliebt gewesen sein soll.

[X 5]


2. Athenaios von Naukratis: Das Gelehrtenmahl

Did not this Epicurus, at any rate, have Leontion, who was notorious for being a courtesan, as his lover? Nor did she stop working as a prostitute once she began to study philosophy, and she had sex with all Epicurus’ followers in the Gardens, even right before Epicurus’ eyes. He was accordingly quite concerned about her, as he makes clear in his Letters to Hermarchus (fr. 121).

[588B]

Sophron, who controlled Ephesus, had Danae, the daughter of Epicurus’ student Leontion, who was also a courtesan [...]. Laodice’s attendant Danae, who had her complete trust, was the daughter of Leontion, who studied with the natural philosopher Epicurus [...]

[593B-C]

I also left out Mimnermus’ pipe-girl Nanno and Hermesianax of Colophon’s Leontion; for he wrote three books of elegiacs by her when she was his lover, in the third of which he of-fers a catalogue of love-affairs, saying something along the following lines (fr. 7): (Es folgt ein längeres Gedicht.)

[597A]


3. M. Cicero: De natura deorum

Hat nicht im Vertrauen auf diese Phantasien nicht nur ein Epikur, ein Metrodoros und Hermarchos gegen Pythagoras, Platon und Empedokles geeifert, sondern darüber hinaus auch diese kleine Hetäre [meretricula], die Leontion, es gewagt, gegen Theophrast zu schreiben – gewiß, sie tat es geistreich und in gutem attischen Stil [scito illa quidem sermone et Attico]; aber trotz allem: soviel Dreistigkeit gab es im Garten Epikurs.

[I 93]

Re: Leontion
Γραικύλος schrieb am 07.12.2023 um 15:11 Uhr (Zitieren)
mit vielen anderen Hetäre --> mit vielen anderen Hetären
Re: Leontion
Γραικύλος schrieb am 07.12.2023 um 18:42 Uhr (Zitieren)
Für eine Frau klingt der Name ungewöhnlich. Ob sie ihn von der Stadt auf der Peloponnes übernommen hat?
Re: Leontion
filix schrieb am 07.12.2023 um 19:14 Uhr (Zitieren)
Gib ihr Tiernamen, also eher ein typischer Name für eine Hetäre (Melissa, Phryne, Elephantis, …).
Re: Leontion
filix schrieb am 07.12.2023 um 19:22 Uhr (Zitieren)
Apropos Hetäre, man fragt sich, ob der Übersetzer Ciceros damit (heute noch) die richtige Sprachebene trifft, denn um Distinktion geht es hier wohl nicht und meretrix ist, geht es um Herabsetzung, durchaus die Hure.
Re: Leontion
Γραικύλος schrieb am 07.12.2023 um 22:48 Uhr (Zitieren)
Oh, ich dachte nicht an die Löwin, sondern an die (für mich) ungewohnte on-Endung beim Namen einer Frau.

Die "heute noch richtige" Sprachebene erwarte ich bei Altphilologen gar nicht. Ganz aktuell wäre es wohl "kleine Schlampe", "kleine Nutte". Möglicherweise bin ich auch damit nicht mehr auf dem letzten Stand in Sachen Frauenbeschimpfung.
Re: Leontion
Bukolos schrieb am 08.12.2023 um 14:06 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικύλος am 7.12.23, 22:48Oh, ich dachte nicht an die Löwin, sondern an die (für mich) ungewohnte on-Endung beim Namen einer Frau.

Hypokoristika, die mit dem Diminutivsuffix -ιον gebildet werden, kommen bei Frauen- und speziell bei Hetärennamen so selten nicht vor: Ἀηδόνιον, Ἀθήνιον, Ἀρτέμιον, Ἐρώτιον, Καλλίστιον, Μελισσάριον, Φιλίστιον, Χρωτάριον u. a.
Re: Leontion
Γραικύλος schrieb am 08.12.2023 um 15:14 Uhr (Zitieren)
Danke für die Information. Meine Kenntnisse zu Hetären sind offenbar erweiterungsbedürftig.
Re: Leontion
filix schrieb am 09.12.2023 um 15:04 Uhr (Zitieren)
Ich denke, das war durchaus Stand in den 1990ern, da die von dir gepostete Übersetzung erschien.
Re: Leontion
Γραικύλος schrieb am 09.12.2023 um 15:36 Uhr (Zitieren)
Ich weiß nicht, wie Du das siehst, aber nach meinem Eindruck übersetzen Altphilologen selten im aktuellen Straßenjargon, selbst wenn die Vorlage auf dieser Ebene liegt.
Eine Ausnahme bilden da wohl nur antike Graffiti, bei denen eine bildungsbürgerliche Übersetzung völlig befremdlich klänge.
Re: Leontion
filix schrieb am 09.12.2023 um 15:55 Uhr (Zitieren)
Ich erwarte von einer Übersetzung, dass sie ohne Rücksicht auf den eigenen Sprachgebrauch, das Bedürfnis, den Autor vor sich selbst und das Bild, das man von ihm hat, vor seinem Werk zu schützen, und eigene und bei Lesern bloß vermutete Schamgrenzen alles versucht, die Nuancen des Originals einzufangen. Die kennt nebenbei auch Vulgarität.

Dass die Wände Pompejis das leichter machen, ist zweifellos richtig, aber die letzten dreißig, vierzig Jahre haben doch in vielen Textsorten in diesem Punkt Verbesserungen gebracht.
Re: Leontion
Γραικύλος schrieb am 09.12.2023 um 16:59 Uhr (Zitieren)
Gut, Du hast die bessere Übersicht. Gerade hatte ich es mit einem Vers aus den Carmina Priapea zu tun, in dem - in der Übersetzung! - "membrum" steht, wo man "Schwanz" oder "Pimmel" erwarten könnte. Das war 1978.
Re: Leontion
filix schrieb am 10.12.2023 um 02:14 Uhr (Zitieren)
Der Zyniker in mir tendiert zur Ansicht, dass man auf manchen Gebieten eben warten muss, bis der Sprachgebrauch mit den Sprechern ausgestorben ist. Viele Altphilologen publizieren schließlich noch, obwohl sie alterum pedem in cymba Charontis haben. Wogegen an sich natürlich nichts einzuwenden ist.

Heute sind die philologischen Merkwürdigkeiten, geht es um Schwänze und Ärsche der Antike, indes nur andere - in dem Bestseller Dark Rome von Michael Sommer (2022, S. 54f.) wird aus THYMELE EXTALIOSA das vergleichsweise züchtige Thymele hat einen fetten Arsch, obwohl er bei Rudolf Wachter (Pompejanische Wandinschriften, Tusculum 2019) nachlesen hätte können:

Timele, hintenweit. Cf. #1293; extaliosa ist hapax leg. abgeleitet auf -osa (cf. #1363) von extalis (zu diesem cf. AD. p. 116: 'rectum'), eine parallele masc. Ableitung cf. #1357. Darüber, ob hintenweit nun eine gelungene Nachbildung ist, lässt sich natürlich trefflich streiten.

RESTITVTA BELLIS MORIBVS deutet Sommer als Restituta hat gute Manieren, das bezieht sich aber viel eher auf ihre sexuellen Fähig- und Fertigkeiten (Wachter 2019, John K. Evans 2014), BERONICA (BERONICE) ABENDA FVTVERE liest er als ist verfügbar zum Vögeln, soll aber wohl als Kundenlob ausdrücken, dass man B. unbedingt gefickt haben sollte (fickenswert bei Wachter 2019).

Bei FELICLA EGO (F-) versteigt er sich schließlich zur Ansicht, die - Zitat - Dirne habe sich in diesem Falle selbst verewigt. Man muss aber nur einschlägige Publikationen durchblättern, um zu erkennen, dass der Ausfall von m und anderen Konsonanten am Wortende an den Wänden Pompejis häufig vorkommt (dazu auch Pinkster OLS I, S. 899, Dickey: Colloquial and Literary Latin, S.371) Unter Übersetzern herrscht jedenfalls Einigkeit, dass hier Kitty gefickt wurde, nicht hat.
 
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