Das „tumentis“ soll mit höchster Wahrscheinlichkeit „tumentEs“ beudeuten, Akkusativ Plural m. sein und sich auf „pedes“( als Kasusrektion durch per) beziehen. - Soweit klar !
>traiectus< ist PPP, Nom.Sg.m --> Hector
Aber was zum Teufel ist „lora“.
Den Nominativ können wir streichen, bliebe nur der Akkusativ - und das beim Passiv.
Sieht stark nach Accusativus graecus, dem griech. Akkusativ aus. (?!)
Aber wie übersetzte ich es denn dann?
Mir ist klar, was der Satz bedeuten soll. ( Jeder der den tollen Film „Troja“ von 04 mit Brad Pitt, Diana Kruger und Eric Bana als Hector gesehen, dürfte das auch tun)
Ich bitte (zunächst) nur um eine wörtliche, keine „übertragene“ Übersetzung, also eine Übersetzung - sofern wirklich acc.graec- - mit „in Bezug auf“ (Akk. graecus = Akkusativ der Beziehung)
Aber wenn es den ein Akkusativ der Beziehung wäre, würde es nicht in die geläufige „Erklärung“ passen
[--> Die mediale Bedeutung eines mit dem Akkusativ verbundenen, passiven Verbs überwiegt bei weitem bei Verben des An- und Ausziehens, des Schmückens, Bekränzens, Verhüllens und dergleichen und deren Gegenteil, wenn auch ein Übergang in die rein passive Bedeutung nicht selten möglich ist. Der Akkusativ bezeichnet den Körper oder ein Teil von ihm, mit dem das Subjekt etwas bewerkstelligt.]
„Lora“ ist aber nicht wirklich ein „Teil des Körpers“.
Mein Vorschlag:
[...] Hector [...] perque pedes traiectus lora tumentis.
Hector wurde durch seine geschwollenen Füße durchstoßen...?
Hilfestellungen für die Helfer:
a) lōrum -ī, n
1. Lederriemen, Zügel, Peitsche, Leine
Salve.
Du hast recht. Mit allem, auch mit den Problemen.
Ich denke, dass es tatsächlich ein Akk. Graec. ist, und dass er nicht in das sonst übliche Schema passt.
Das hilft Dir vielleicht nicht, aber im Moment komme ich auch nicht weiter, als bis zu einer instrumentalen Übersetzung.
...Wirklich helfen tut es nicht, aber ich danke dir schon einmal für deine Anwort. :-D
Ich bin seit langem wirklich mal wieder ratlos.
Ein Akkusativ neben einem passiven Verb, da fällt mir nur der acc. graec. ein - aber wie du schon sagtest - „passt nicht in das sonst übliche Schema“.
Vielleicht hat Vergil sich hierfür an der griech. Semantik orientiert. - kann aber leider kein Altgriechisch.
Fällt denn jmd. vielleicht eine griechische Entsprechung ein, an der sich Vergil wohlmöglich orientiert hatte?
Oh ja, da sagst Du was!
Es heißt ja z.B.: „jemandem die Augen verletzen“. Im Griechischen auch. Jetzt kann man im Griechischen ein persönliches Passiv bilden, also: „ich werde verletzt“, der Akkusativ bleibt: „die Augen“, nicht: „die Augen werden jemandem verletzt“. Das geht.
Hier auch: Achilles per pedîs Hectoris lora traiecit. -> Hector per pedes traiectus est ... lora.
Das könnt’s sein.
Personliches Passiv mit Akk.Obj., das stehenbleibt! In der Grammatik habe ich’s (noch) nicht gefunden, vielleichts geht’s aber. „Transitives Passiv“ ist das Stichwort.
Vielen, vielen Dank für die Seite, Lateinhelfer.
Und auch dir vielen Dank, Arborius, für deine Bemühungen.
- Ist ja nicht auf Anhieb leicht zu versehen - Verstehe ich nun richtig, dass in der mediopassivischen Gestalt von „induere aliquid (Bekleidungsgegenstand) alicui rei (Körperteil)“ der Dativ ( also der Körperteil) durch eine präpostionale Wendung ausgedrückt wird. ?
[hier per pedes]
Und der Akkusativ (hier lora) wurde aus der herkömmlichen „Bezeichnung“ acc. graec. herausgelöst und zu einem Objektsakkusativ erklärt. ?
Objektsakkusaiv = Akkusativobjekt ?
Ich kenne den Begriff „Objektsakkusativ“ nur beim ACI (neben dem Subjektsakkusativ)
Und noch ne Frage:
Mit dem Mediopassiv komme ich hier nicht weit.
indutus vestem aus der Form „induere aliquid (Bekleidungsgegenstand) alicui rei (Körperteil)“ hieße dann:
Er hat sich ein Gewand angelegt
Aber wie mache ich das dann hier?
Hector (perque pedes) traiectus lora (tumentis).
Hector hat sich Lederriemen durchgestoßen (durch die geschwollenen Füße)
-> Das hat er sich doch aber nicht selbst angetan -> das war Achilles !!!
Ich wollte nicht einfach eine Internetübersetzung dahin geklatscht haben, sondern eine Beantwortung meiner Fragen... oO
Re: griech.Akk?
bonifatius am 13.10.09 um 16:24 Uhr (Zitieren) III
Meine Fragen:
a) Wird in der mediopassivischen Gestalt von „induere aliquid (Bekleidungsgegenstand) alicui rei (Körperteil)“ der Dativ ( also der Körperteil) durch eine präpostionale Wendung ausgedrückt ?
[hier per pedes]
b)Wurde der Akkusativ (hier lora) aus der herkömmlichen „Bezeichnung“ acc. graec. herausgelöst und zu einem Objektsakkusativ erklärt?
c) Objektsakkusaiv = Akkusativobjekt ?
[Ich kenne den Begriff „Objektsakkusativ“ nur beim ACI (neben dem Subjektsakkusativ)]
d) indutus vestem aus der Form „induere aliquid (Bekleidungsgegenstand) alicui rei (Körperteil)“ hieße dann:Er hat sich ein Gewand angelegt
Aber wie mache ich das dann hier?
Hector (perque pedes) traiectus lora (tumentis).
Hector hat sich Lederriemen durchgestoßen (durch die geschwollenen Füße)
-> Das hat er sich doch aber nicht selbst angetan, sondern das war Achilles !!!
-> Warum also steht das in dem Link von Lateinhelfer unter Mediopassiv ??
Warum bleibst du nicht bei dem o.a. Akkusativus graecus?
traiectus = PPP zu Hector
Hector...... pedes tumentes traiectus per lora
Hector ... die geschwollenen Füße durchbohrt von Lederriemen
Ein anderes Beispiel aus einer Grammatik:
-->femur ictus: am Schenkel getroffen
Ja, und.
Dieser Akkusativ ist Kasusrektion auf per!!!!
„Lora“ - darum dreht sich alles !
Soweit ich das verstanden habe, wird in der mediopassivischen Gestalt von „induere aliquid (Bekleidungsgegenstand) alicui rei (Körperteil)“ der Dativ ( also der Körperteil) durch eine präpostionale Wendung ausgedrückt.
Hier PER.
Re: griech.Akk?
Lateinhelfer am 13.10.09 um 17:22 Uhr (Zitieren) I
Im Griechischen ist der Akkusativus Graecus eine gängige Sache. (Akkusativ der Beziehung). Der Akkusativ (ebenfalls auch der Dativ) sind im Griechischen komplex. Auch Medium/Passiv bei den Verben im Griechischen ist nicht so einfach wie im Deutschen, da z.B. mediale Formen im Griechischen nicht nur auf reflexiv reduziert. Vergil hat das oft nachgeahmt....Eine gute Erklärung hat Arborius gegeben.
Ohne Griechischkenntnisse ist das für dich etwas schwer zu verstehen, Bonifatius.
Aber vielleicht läßt sich das mal bei gegebener Zeit hier diskutieren:
www. albertmartin.de/altgriechisch
Re: griech.Akk?
Lateinhelfer am 13.10.09 um 17:23 Uhr (Zitieren) I
Ist in dem Link Objektsakkusaiv = Akkusativobjekt ?
Ich entnehme aus dem Link / der Thesaurusarbeit:
Lora ist ein Objektsakkusativ ( und wurde aus der ursprünglichen Bezeichnung „acc.graec“ herausgelöst,
und in mediopassivischer Gestalt von „induere aliquid (Bekleidungsgegenstand) alicui rei (Körperteil)“ wird der Dativ ( also der Körperteil = alicui rei) durch eine präpostionale Wendung ausgedrückt.
Um das zu verstehen, brauch man keine griech. Kenntnisse.
Mein Hauptanliegen ist folgendes:
Warum steht dieser „Teilsatz“ unter den Beispielen für das Mediopassiv?
...war an Lateinhelfer gerichtet...( wohlgemerkt alles als Frage)
Re: griech.Akk?
Lateinhelfer am 13.10.09 um 17:38 Uhr (Zitieren) II
Das Medium im Griechischen steht zwischen Aktiv und Passiv und drückt eine enge Beziehung zum Subjekt aus (hier:traiectus) und kann ohne weiteres mit Akusativ stehen.
Παρασκευαζόμεθα (Medium - Passive Form) τὸ πλοῖον (Akk.)
Wir rüsten für uns das Schiff aus...
Re: griech.Akk?
Lateinhelfer am 13.10.09 um 17:48 Uhr (Zitieren) II
Aber ich denke Arborius/Ὑληβάτης unser Latein-und Griechischlehrer kann dir das sicher korrekter noch erklären....
Muß jetzt weg...
Schönen Abend noch!
zu der Stelle bei Vergil:
Aenaes erzählt, wie im Hector im Tarum erschien:
eben mit von Riemen durchbohrten Füßen,
acc. graeccus tritt vornehmlich bei Partizipien auf
(Akkusativ der Beziehung,
eigentlich wird im Lateinischen dafür der abl. limitationis
verwendet:
(er bezeichnet das Gebiet, für etwas gilt;
Frage: in welcher Beziehung?
Beispiel aus meiner Grammatik:
Agesilaus altero pede claudus erat
->
Agesilaus war auf einem Fuß lahm
maior natu -> älter
nomine -> dem Namen nach (namens !!!)
mea quidem sententia -> jedenfalls nach meiner Meinung
Bemerkung:
Die Beziehung wird in der Sprache der Dichter unter dem Einfluß der Griechen auch durch den Akkusativ ausgedrückt
@bonifatius,
ja,
Der Link zu books-google in deinem Posting hatte den Thread gesprengt
Das passiert bei sehr langen URL und wenn man das „h t t p“ mit verlinkt
Ergänzung:
die sehr lange URL bewirkt keinen Zeilenumbruch im Editierfeld und der Thread wird so breit wie der Link
Normalerweise passen 50 Zeichen in einer Zeile,
danach erfolgt ein automatischer Zeilenumbruch.
Wenn der URL-Link nun 200 Zeichen umfasst, dehnt sich der Thread auf eben eine 200-Zeilen-Breite
Die Sache mit „induere“: „induere“ kann heißen: „jemandem etwas anziehen“, wobei das, was man anzieht, ein Akkusativobjekt ist. (Der Akkusativ kann verschiedene Funktionen haben, z.B. zeitliche Erstreckung, Richtung etc. - Wenn er einfach nur das Objekt ist, nennt man ihn Objektsakkusativ) Das ist "induere (1).
Wenn aber „induere“ heißt: „etwas mit etwas bekleiden“, steht als Objekt das Körperteil.
Wenn das Verb „induere“ ins Passiv rutscht, heißt es komischerweise z.B. „indutus pedem“, d.h. jemand war angezogen ... (wen?) den Fuß.
Man sagte also, „in Bezug auf den Fuß“. Szantyr denkt aber vom Aktiv her und sagt: „Das ist immer noch das Objekt, weil es vorher das Objekt war.“ Das ist „induere (2)“.
Weil Achill sich selbst angezogen hat, sieht „indutus“ nach einem Passiv aus ... ist es aber nicht; er hat sich selbst angezogen.
Das heißt dann „Mediopassiv“ - es ist nämlich nicht richtig passiv, sondern so was wie reflexiv. Und man übersetzt es mit: „Achill hat sich angezogen.“
„Hector per pedes traiectus [est] lora.“ heißt vom Aktiv her gedacht:
„Achilles Hectorem per pedes lora traiecit.“ - Hector zog Hector Riemen durch die Füße.
Lora ist das Akkusativobjekt.
Im Passiv wird die Person zum Subjekt, „lora“ bleibt das Akk.Obj.
Hector traiectus est ... lora.
Nun hat das Passiv, das sage ich, ohne alles zu prüfen, eigentlich kein Akkusativobjekt bei sich. Deswegen sagt man hier, dass es ein Mediopassiv ist. Das Reflexive kommt hier nicht ins Spiel, wie Du schon gesagt hast.
Die Vorgehensweise ist aber die gleiche:
Ein Verb rutscht ins Passiv, das Akk.Obj. bleibt, und das deutsche Sprachgefühl hakt sofort aus. Einfacher wäre halt der Akk. d. Beziehung; aber nur weil Szantyr anderer Meinung ist, muss man sich keinen Knoten ins Hirn machen!
Deine letzte Frage war ja: „Warum steht das unter Mediopassiv?“
Das liegt nur an der merkwürdigen Umwandlung ins persönliche Passiv, bei der ein Akk.Obj. stehenbleibt.
Meine fest stehende Meinung dazu bleibt:
Der Akkusativ kann verschiedene Funktionen haben, z.B. zeitliche Erstreckung, Richtung etc. - Wenn er einfach nur das Objekt ist, nennt man ihn Objektsakkusativ.
Gerade habe ich in der Grammatik nachgeschlagen, da steht’s auch (Rubenbauer-Hofmann §112-118).