Latein Wörterbuch - Forum
conditio sine qua non — 3227 Aufrufe
jannik am 5.4.11 um 0:44 Uhr (
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ISchönen guten Abend,
ich bin auf der Suche nach einer Abwandlung der ‚conditio sine qua non‘-Formel. Und zwar würde ich gerne ein ‚wahrscheinlich‘/'versimilis' einfügen, so dass der Satz folgende Bedeutung hätte:
‚Bedingung, ohne die wahrscheinlich nicht‘
Ich habe die lateinische Sprache leider nie gelernt und stehe daher auf sehr dünnem Eis. Vielen Dank für jedwede Hilfe!
Re: conditio sine qua non
Bibulus am 5.4.11 um 2:27 Uhr (
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Izunächst:
im klassischen Latein heißt es: „condicio sine qua non“
„wahrscheinlich“ ist ein typischer Ausdruck der deutschen Sprache und
hat im Grunde genommen kein Äquivalent in der lateinischen Sprache.
Am nächsten kommt noch noch der lateinische Ausdruck „probabilis“
->
http://www.zeno.org/Georges-1913/A/probabilis?hl=probabilis
Du mußt also nochmal darüber nachdenken, was du genau ausdrücken willst
(zerlege mal das deutsche Wort „wahrscheinlich“ -> „es scheint wahr zu sein“)
Re: conditio sine qua non
„veri simile non est, ut“ (+ Konjunktiv Imp.) gebraucht Cicero etwa durchaus im Sinne von „es ist unwahrscheinlich, dass...“ nicht im S. von „es scheint nicht wahr zu sein“
„condicio sine qua veri simile non est (ut)“
Vielleicht auch:
„condicio sine qua vix fieri possit“
Re: conditio sine qua non
Elisabeth am 5.4.11 um 11:29 Uhr (
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IWas ausgedrückt werden soll, scheint mir klar.
Nur: Der Ausdruck ist ja gerade charakteristisch für seine Härte - es soll ja eine Bedingung genannt werden, ohne die es nun wirklich ganz und gar nicht geht.
Hinzu kommt (für mich unerwartet), dass es kein vernünftiges Adjektiv für vermutlich, wahrscheinlich, möglicherweise gibt - das würde im Lateinischen meistens durch eine Satzkonstruktion ausgedrückt.
Re: conditio sine qua non
Der Terminus für eine hinreichende Bedingung im Unterschied zur notwendigen Bedingung ist „condicio(conditio) per quam“ - damit bezeichnet man allerdings eine Bedingung, die für den Eintritt einer Sache ausreicht, aber auch durch eine andere ersetzt werden kann, die dieselbe Wirkung hat - im Unterschied zur notwendigen Bedingung, die stets als solche ohne Alternative gegeben sein muss, damit etwas eintritt/erfüllt wird
(unabhängig davon, ob noch gewisse andere Voraussetzungen erfüllt sein müssen oder nicht, der bloße Wegfall derselben vereitelt den Eintritt/die Erfüllung, selbst wenn alle anderen Voraussetzungen gegeben sind). Die Wahrscheinlichkeit bewegt sich m.E. zwischen diesen Polen - d.h. sie relativiert entweder die Unabdingbarkeit einer Voraussetzung (ohne die es wahrscheinlich nicht geht, bei deren Wegfall also der Eintritt/die Erfüllung wahrsch. grundsätzlich ausbleibt)oder sie spricht von einer hinreichenden Bedingung, die wahrscheinlich auch noch gegeben sein muss, damit etwas eintritt, erfüllt wird, unabhängig von den notwendigen, unersetzbaren Voraussetzungen.