Ist diese Mehrdeutigkeit nicht an der Bedeutung der deutschen Redwendung vorbei, bei der doch ein und die selbe Person abwartet UND Tee trinkt (auch im Plural)? „exspectemus theam bibentes“ könnte, soweit ich es verstehe, auch „Wir Tee trinkenden warten“ heißen, aber wäre es nicht sinnvoller, den Satz eindeutiger zu formulieren?
„exspectemus et theam bibemus“
Das wäre eine wörtliche Übersetzung, die meiner Meinung nach aber immer noch nicht den deutschen Kern trifft. Ist „exspectemus“ an seiner Endung die Wir-Form, ist „abwarten“ vielleicht Wir oder Sie oder Infinitiv. Denke ich daran, dass auch eine einzelne Person diese Redewendung anwenden kann, dann aber nicht „Abwarte und Tee trinke“ oder „Abwartet und Tee trinkt“, also Ich oder Er/ Sie/ Es, sagt, sondern immer noch „Abwarten und Tee trinken“, was aber nicht Wir oder Sie sein kann, ist es der Infinitiv, der sprachlich keine Person nennt, um in seiner Bedeutung für alle Personen zu gelten. Warum also nicht auch im Lateinischen den Infinitiv verwenden?
Ich schlage also vor:
„Exspectare et theam bibere“ oder
„Exspectare theamque bibere“
Weil der Spruch „Abwarten und Tee trinken“ im Deutschen ein Satzfragment ist,
wenn wir ihn gesagt bekommen, ergänzen wir automatisch z.B.
„Dann wollen wir mal abwarten und in der Zwischenzeit Tee trinken“
Im Lateinischen:
Der Infinitiv hat im Lateinischen eine besondere Funktion im Satz,
es zeigt sich auch daran, daß das lateinische Verbum 3 x 2 Infinitivformen kennt,
zudem kann er, der Infinitiv, sowohl Subjekt als auch Objekt sein.
Eine Aussage im Lateinischen muß also eine finite Verbform aufweisen,
um überhaupt eine Aussage zu sein
(Ausnahme ist „esse“ in der Funktion als Hilfsverb, das bei Phrasen entfallen kann)
Du kannst den Spruch als Aufforderung übersetzen, analog zu „ora et labora“:
„exspecta et theam bibe!“ -> „Warte ab und trinke Tee!“
oder
„exspectate et theam bibite!“ -> „Wartet ab und trinkt Tee!“
oder
„exspectatote et theam bibitote!“ ->„Ihr sollt abwarten und Tee trinken!“
Kann es dann nicht auch im Lateinischen ein Satzfragment sein, dass wir „exspectare et theam bibere“ in Gedanken zu „exspectare et theam bibere volumus“, was deinem Beispiel entspräche, oder zu „exspectare et theam bibere solum possum“, (Ich hoffe, posse ist richtig konjugiert. Es soll heissen „Ich kann nur (noch)...“), was ja mein Gedanke war, um den Infinitiv zu benutzen, ergänzen?
zum Imperativ: Da würde mich ja wieder stören, dass es anscheindend keine Form gibt, die unabhängig von Singular un Plural zu verwenden möglich ist. Allerdings kann die letzte Variante doch auch eine Ergänzung des Satzfragmentes sein. Aus „Abwarten und Tee trinken“ ergänzt man im Kopf „Du sollst/ Ihr sollt ...“, womit auch Singular UND Plural abgedeckt wären. Gibt es nicht so einen Weg auch im Lateinischen?
Es ist ein Zeichen des Lateinischen, daß diese Sprache sehr stark flektiert!
D.h. die Wörter in einem Satz bekommen ihre Bedeutung durch Deklination oder Konjugation (oder auch beides)
und erhalten daurch eine Beziehung zueinander, die dann die Satzaussage machen...
In diesem Zusammenhang hat eben der Infinitiv Präsens Aktiv eine bestimmte Funktion,
z.B. im berühmten A.c.I. („Accusativus cum infintivo“).
Für sich alleine gibt der Infinitiv so keinen Sinn!
Für sich alleine hat auch der deutsche Infinitiv keinen Sinn: „Abwarten und Tee trinken“ Auch hier können wir uns doch fragen, welche Person dahinter steht, und, wie die Handlung geschieht: Wird sie gemacht (aktiv), wird sie gewollt, gemusst, ...? Wenn abwarten nicht gebeugt ist, fehlt auch im deutschen ein gebeugtes Verb und eine Person. Sind das nicht die zwei Dinge, mit der man einen Infinitiv zum AcI ergänzen kann?
„me ... possum“ = „Ich kann nur noch ...“
„nos ... volumus“ = „Dann wollen wir mal ...“
Die Person wäre ja im Verb drin, dass man sie auch weglassen könnte, aber tut mir leid, ich verstehe nicht, warum man nicht das Satzfragment einfach ergänzen kann.
die Probleme haben Bobstar und Bibulus schon aufgezeigt; eine Lösung, die - wie im Dt. - keinen Adressaten der Aufforderung hat, wäre
opperiri theamque bibere oportet
(opperiri eher als exspectare, weil letzteres nach meinem Gefühl zu sehr das aktive Element des „Ausschauens nach etwas“ enthält)
Die Diskussion ist zwar schon älter, aber wie wäre es mit einem einfachen Alb. abs?
Tea bibita expectemus (wörtl.: Während/Indem Tee getrunken wird, lasst uns warten
Re: „Abwarten und Tee trinken“ übersetzen
das Vielleicht am 29.11.13 um 19:26 Uhr (Zitieren)
Nunc est expectandum et theam bibendum
[in Anlehnung an ein Sprichwort]
Wie schon Terentius sagte: „qui bene vortendo et easdem scribendo male ex Graecis bonis Latinas fecit non bonas.“
Abwarten und Teetrinken ist eine Redwendung. Und Redewendungen lassen sich selten einfach wörtlich übersetzen. Wenn ihr „Abwarten und Teetrinken“ übersetzen wollt, müsst ihr ein römisches Äquivalent finden.