Latein Wörterbuch - Forum
wer, welche, was für eine oder wie auch immer — 1300 Aufrufe
Claudia am 16.4.12 um 13:30 Uhr (Zitieren) I
Hallo Lateiner,
meine Frage ist wohl ziemlich simpel, da ich überhaupt kein Latein spreche oder verstehe, würde mich aber freuen, wenn mir trotzdem jemand helfen würde.
Wie könnte folgendes Gespräch übersetzen:

A: Wer hat diesen Beitrag geschrieben?
B: Claudia.
Weil viele Leute Claudia heissen, sowohl allgemein bekannte Personen als auch nicht bekannte, sowohl persönliche Bekannte von A als auch Unbekannte,
fragt A weiter: Welche Claudia?
B antwortet, da selbst ahnungslos: Welche auch immer. Irgendeine Claudia eben.

Im wesentlichen geht es mir darum, welches Fragewort hier angebracht und natürlich wäre. Im deutschen gäbe es ja mehrere Möglichkeiten:
Welche Claudia? Welche auch immer.
Claudia wer? Wer auch immer.
Was für eine Claudia? Irgendeine.
Claudia und wie weiter? Claudia Sowienoch.

Viele Grüße
Claudia
Re: wer, welche, was für eine oder wie auch immer
Bibulus am 16.4.12 um 14:06 Uhr (Zitieren) I
„wer?“ -> „quis?“

„welche?“ -> „quae?“

Antwort:
„haec“ („diese da“, wenn sie anwesend ist),
„illa“ („jene“, wenn sie vorher schon mal erwähnt wurde, aber nicht anwesend ist.)
„ista“ ("die da, oft verächtlich gemeint.)
Re: wer, welche, was für eine oder wie auch immer
Bibulus am 16.4.12 um 14:11 Uhr (Zitieren) I
Dazu besitzt das Lateinische eine reiche Anzahl von
sogenannten „pronomina indefinita“:
quidam, quaedam, quiddam -> ein/e gewisse/r

„non nemo“ -> „mancher“
„nonnulli“ -> „einige“
„nemo non“ -> „jeder“
„nulli non“ -> „alle“
„quivis“, „quaevis“, „quidvis“ -> jeder beliebige
„ullus, -a, -um“ -> „irgendeiner“
usw....
Wem noch welche einfallen....
Re: wer, welche, was für eine oder wie auch immer
filix am 16.4.12 um 14:20 Uhr (Zitieren) I
Nicht unproblematisch - wenn man annimmt, dass „Welche Claudia?“ zunächst nach
einer weiteren namentlichen Charakterisierung fragt, dann heißt es m.E.:
„A:Quis Claudia? (“Welche Claudia?„ = “Claudia wer?")
Als Antwort kommt beispielsweise
„B: Claudia nescio quis.“ (wörtlich: „Claudia ich weiß nicht welche/wer“)
in Betracht.
Re: wer, welche, was für eine oder wie auch immer
arbiter am 16.4.12 um 16:16 Uhr (Zitieren) I
@filix
Claudia quis behagt mir nicht - zumal auch die dt. Version („Claudia wer?“) kaum der dt. Standard-Hochsprache entsprechen dürfte; warten wir das Ergebnis Deiner sicher schon in Gang gesetzten Belegstellensuche ab (bei Plautus vielleicht?)
Re: wer, welche, was für eine oder wie auch immer
filix am 16.4.12 um 18:12 Uhr (Zitieren) I
Also nachgestellt auf keinen Fall. Auf Anhieb habe ich nur bei Ausonius eine eindeutige Stelle gefunden, das zählt bekanntlich nicht, trotzdem sei sie zitiert: „...dic, quid erit Marcus iam fata novissima functus, si redeat vitam rurus in aeriam. Quis Marcus?“ „Sprich, was wird Markus , der schon die allerletzte Bestimmung hinter sich gebracht hat , sein, wenn er ins flüchtige Leben zurückkehrt“ (=als was wird er wiedergeboren) Welcher Markus?"
Man kann jedenfalls auf „quis est C.?“ „Wer ist Claudia?“ ausweichen, auch wenn das eine Umschiffung der gefragten Lösung ist. Mit dem umgangssprachlichen Charakter (jenseits der Frage wie der im Lat. wiederzugeben ist) habe ich in so einer Situation weniger Probleme, eher mit dem pejorativen Unterton von „Claudia...wer?“, das wohl aus dem Englischen „Claudia ..who?“ übernommen worden ist: das scheint hier eigentlich nicht intendiert zu sein, weshalb die Formulierung eine unpassende dt. Wiedergabe meinerseits war. Das Problem erstreckt sich auf „nescio quis“ , welches im Lat. sehr oft einen abwertenden Beigeschmack hat: cf. Cicero „Accedit Saxa nescio quis, quem nobis Caesar ex ultima Celtiberia tribunum plebis dedit. (Phil.XI,12) “Es kommt irgend ein Saxa an, den uns C. aus dem hintersten Keltiberien als Volkstribun vorgesetzt hat.„ Also auch hier mit Vorsicht zu genießen. Jedenfalls kann ich mich mit “quae Claudia? aliqua" nicht wirklich anfreunden. Was sagst du?
Re: wer, welche, was für eine oder wie auch immer
arbiter am 16.4.12 um 22:59 Uhr (Zitieren) I
das Problem liegt m.E. darin, dass quis in den Bsp. - wenn ich nichts übersehen habe - jeweils als substantivisch aufgefasst werden kann (oben: wer ist Marcus ?), während hier doch eindeutig eine adjektivische Verwendung gefragt ist; insofern sieht für mich „quae Claudia“ gut aus, eben auch ohne pejorativen touch
Re: wer, welche, was für eine oder wie auch immer
filix am 17.4.12 um 11:54 Uhr (Zitieren) I
Überzeugt mich nicht ganz - denn m.E. erfragt man in dem Beispiel nicht eine spezifische Eigenart einer Claudia als solche, sondern eine Präzisierung der Person als solcher: dafür tritt doch im Regelfall „quis“ ein, weshalb man auch „Claudia von und zu Egloffstein“ oder „Claudia Quinta“ als korrekte Antwort auf „Welche Claudia?“ bzw. „Quis Claudia?“ akzeptiert. Ich will ja nicht eine
Einschätzung des Gegenübers - „Welche Claudia hat denn das geschrieben?“ „Eine belesene offensichtlich.“ - sondern eine Identifizierung des Individuums. Ich deute das also analog zu „quis servus?“ - „Welcher Sklave?“ nur dass hier eben eine zur Identifizierung noch nicht ausreichende namentliche Benennung vorliegt. So wie es sich bei „quis servus“ eindeutig um einen „servus“ handelt, der aber noch als solcher zu bestimmen ist, handelt es sich bei „Welche Claudia?“ unmissverständlich um „eine Claudia“, über die ich gerne wissen würde, nicht „wie die sie denn so ist“, sondern zunächst „wer sie genau ist.“ Es mögen bestimmte, zumal
als Beinamen fungierende Attribute dies als Antwort gewährleisten, weil ich sie dadurch eindeutig in ihrer Individualität erkenne,
aber das ändert nichts daran, dass die attributive Charakterisierung als solche hier nicht das Erfragte ist: „Welche Claudia (hat das geschrieben) ? Eine offensichtlich belesene. Ja, das sehe ich auch, aber welche (=wer ist sie genau)? Weiß ich auch nicht.“ Dass zudem im Lat. der Gebrauch von „quis“ und „qui“ [wie wir etwa bei „quis furor - quae mens“ schon einmal gesehen haben], sich an diese strenge
Trennung nicht hält, lasse ich dabei außen vor.
 
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Überzeugt mich nicht ganz - denn m.E. erfragt man in dem Beispiel nicht eine spezifische Eigenart einer Claudia als solche, sondern eine Präzisierung der Person als solcher: dafür tritt doch im Regelfall „quis“ ein, weshalb man auch „Claudia von und zu Egloffstein“ oder „Claudia Quinta“ als korrekte Antwort auf „Welche Claudia?“ bzw. „Quis Claudia?“ akzeptiert. Ich will ja nicht eine
Einschätzung des Gegenübers - „Welche Claudia hat denn das geschrieben?“ „Eine belesene offensichtlich.“ - sondern eine Identifizierung des Individuums. Ich deute das also analog zu „quis servus?“ - „Welcher Sklave?“ nur dass hier eben eine zur Identifizierung noch nicht ausreichende namentliche Benennung vorliegt. So wie es sich bei „quis servus“ eindeutig um einen „servus“ handelt, der aber noch als solcher zu bestimmen ist, handelt es sich bei „Welche Claudia?“ unmissverständlich um „eine Claudia“, über die ich gerne wissen würde, nicht „wie die sie denn so ist“, sondern zunächst „wer sie genau ist.“ Es mögen bestimmte, zumal
als Beinamen fungierende Attribute dies als Antwort gewährleisten, weil ich sie dadurch eindeutig in ihrer Individualität erkenne,
aber das ändert nichts daran, dass die attributive Charakterisierung als solche hier nicht das Erfragte ist: „Welche Claudia (hat das geschrieben) ? Eine offensichtlich belesene. Ja, das sehe ich auch, aber welche (=wer ist sie genau)? Weiß ich auch nicht.“ Dass zudem im Lat. der Gebrauch von „quis“ und „qui“ [wie wir etwa bei „quis furor - quae mens“ schon einmal gesehen haben], sich an diese strenge
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