Ich weiss sehr wohl, die römischen Dichter halten sich nicht immer an die Schulgrammatik.
Aber trotzdem eine Frage zu folgendem, bekanntem Satz:
spero equidem mediis, (...)
supplicia hausurum scopulis et nomine Dido
saepe uocaturum
ich (= Dido) freilich hoffe, dass du inmitten auf den Felsen deine (= Aeneis) Strafe schöpfen wirst
und den Namen Dido rufen wirst.
Meine Frage: Ist dies ein AcI nach spero und wenn ja, wieso steht da kein ‚te‘, also kein Akk.Objekt?
Austin ad loc.: „Note the omission of te. This usage belongs to good Latin of all periods, originating in colloquial speech, as its frequent occurrence in Comedy and in Cicero’s Letters shows, although it is not confined to conversational style. It occurs when the pronoun needs no stressing and can be easily supplied.“
1. danke für die Recherche!
2. Bin froh, dass erkannt zu haben!
3. Hätt ich nicht gedacht, dass das einfach weggelassen werden kann. Bei Cicero auch, ja?
Liebe Johanna,
bei der Satzkonstruktion handelt es sich um einen ACI.
Im Übrigen bildet der komplette ACI das Akkusativobjekt ( "Wen oder Was hoffe ich?). Deine Frage bezieht sich auf den fehlenden Subjektsakkusativ.
Dass Vergil „te“ hier weglässt, kann ganz verschiedene Gründe haben:
1.) es ist klar, wer zu wem spricht. Hinter dem te versteckt sich Aeneas. Hierauf geben nicht zuletzt die Morpheme des Partizip Futur Aktivs Aufschluss
2.) du könntest ebenso gut fragen: Warum lässt er das „esse“ weg (spero [...] hausurum <sc. esse> et [...] vocaturum <sc. esse>[...].) Der lateinischen Sprache gelingt es bei eindeutigem Zusammenhang solche Wörter wegzulassen
3.) Es muss auch davon ausgegangen werden - wie begabt der alte Vergil auch gewesen sein mag - er stets einem metrischen Zwang unterworfen war. Zu Einhaltung des Hexameters „muss“ das te entfallen.
Habuisse aiunt domi vimque eius esse expertum in servo quodam ad eam rem ipsam parato; cuius perceleri interitu esse ab hoc comprobatum venenum. (Pro Caelio 58)