Latein Wörterbuch - Forum
tattoo übersetztung — 4012 Aufrufe
Steffi am 28.6.12 um 21:11 Uhr (
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VHallo ihr Lieben!
Könnte mir jemand : „Geboren um Musik zu hören“
richtig übersetzten???
Vielen dank schon mal
LG Steffi
Re: tattoo übersetztung
harald am 29.6.12 um 6:59 Uhr (
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VNatus ad audiendum musicam (bei einem Mann)
Nata ad audiendum musicam (bei einer Frau)
Auch : ad audiendam musicam
Re: tattoo übersetztung
Wieso „auch“? Nur! ad audiendam musicam
Re: tattoo übersetztung
harald am 29.6.12 um 10:10 Uhr (
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IVEs geht Gerundiv und Gerundium. Ersteres ist Gerundium.
Vgl:
ad milites laudandos = ad laudandum milites
Beim Gerundium richtet sich nur das deklinierte
Verb nach der Präposition.
Re: tattoo übersetztung
Gast1 am 29.6.12 um 10:22 Uhr (
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V„ad laudandum milites“ ist falsch, genauso wie „ad audiendum musicam“.
Falls das Gerundium + Objekt von einer Präposition abhinge, muss das Gerundivum verwendet werden.
Es geht nur: paratus ad audiendum [ohne Objekt]
Re: tattoo übersetztung
harald am 29.6.12 um 10:34 Uhr (
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VIWo steht denn das bitte?
Re: tattoo übersetztung
harald am 29.6.12 um 10:40 Uhr (
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VRe: tattoo übersetztung
Gast1 am 29.6.12 um 10:45 Uhr (
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VIdas steht im RH § 175
Re: tattoo übersetztung
Gast1 am 29.6.12 um 10:47 Uhr (
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VIAuszug aus Stilfehlerprophylaktikum, Stil I:
b) Bei transitiven Verben: Nie Gerundium + Objekt von einer Präposition abhängig machen - dort
nur Gerundivkonstruktion.
Es geht zwar (ohne Präposition): Piratas persequendo (Gerundium + Obj.) und Piratis persequendis (Gerundivkonstruktion),
aber (mit Präposition) nur: In piratis persequendis (In + Gerundivkonstruktion).
N.B.: Gerundium OHNE Objekt ist natürlich schon mit Präposition möglich (z.B. In persequendo - "beim
Verfolgen").
Re: tattoo übersetztung
harald am 29.6.12 um 11:19 Uhr (
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VEin Fall für Stil-Puristen. Ich halte das für übertrieben und mag für das Cicero-Latein gelten. Es ist aber dann komisch, weshalb bei CAUSA und GRATIA das Gerundium meines Wissens nach bevorzugt wird etwa bei:
Milites laudandi causa/gratia statt dem umständlichen militorum laudandorum causa
Re: tattoo übersetztung
Gast1 am 29.6.12 um 11:40 Uhr (
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VIRe: tattoo übersetztung
harald am 29.6.12 um 12:06 Uhr (
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IVAnhand dieses Beispiels, glaube ich, sieht man, dass es hier nur um eine Haarspalterei geht.
Ich bin überzeugt,dass es in der gesamten lat. Literatur Gegenbeispiele gibt, ganz zu schweigen
davon, wie das im gesprochenem Alltagslatein
gehandhabt wurde . Ist denn Cicero und Co. wirklich das Maß aller Dinge - gerade bei solchen
Mini-Mini-Nuancen. Man kann es auch übertreiben.
Re: tattoo übersetztung
Du kannst deine Überzeugung gerne belegen - als kleine Vorgabe drei Beispiele zu „natus ad“:
„quae est melior igitur in hominum genere natura quam eorum, qui se natos ad homines iuvandos, tutandos, conservandos, arbitrantur“ (Cicero: tusc. Disp I, 32)
„is hostis velut natus ad continendam inter magnorum intervalla bellorum Romanis militarem disciplinam erat.“ (Livius:
a.u.c. XXXIX,1)
„...ille canor mulcendas natus ad aures...“ (Ovid: Met. V, 561)
Re: tattoo übersetztung
Die Wortstellung bei Ovid kann man durchaus
als Anregung für die gesuchte Übersetzung sehen.
Re: tattoo übersetztung
harald am 29.6.12 um 12:37 Uhr (
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VRe: tattoo übersetztung
Steffi am 30.6.12 um 10:58 Uhr (
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IIIDanke für die vielen Antworten:)
Re: tattoo übersetztung
Also keine Belege. Die dort in Klammern aufgeführten Gleichsetzungen e.g. „locus ad aciem instruendam natura idoneus erat (= ad instruendum aciem)“ stammen vom Autor der Seite. Nicht von Caesar.
Re: tattoo übersetztung
harald am 30.6.12 um 14:05 Uhr (
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IVWie kommt der Autor dieser Seite dann darauf?
Auch wenn es bei den Klassikern so sein kann,
sind diese ein Maßstab, aber nicht das Maß aller
Dinge. Im übrigen: Wie sollte man die gesamtelat. Literatur auf alle AD+Gerund/Gerundivkonstruktionen überprüfen? Und: Ich denke, gerade Dichter
würden sich nicht scheuen, aus metrischen Gründen flexibel zu sein, was bei ihnen andere Abweichungen von der Grammatiknorm belegen. Leider fällt mir jetzt kein Beispiel ein.
Aber ich weiß aus der Erinnerung,dass dem so ist. Ich gehe in diesem Kontext eher von einer hohen Wahrscheinlichkeit als von „klassischen“ Belegen aus.
Letztlich ist es eine Stilfrage, wie GAST anmerkte. Was besserer Stil ist, aber ist eine Geschmacksfrage. Diese Mini-Nuance kann doch nicht so ins Gewicht fallen, zumal sie grammtisch „sauber“ konstruiert ist.
Fazit: Ich verstehe deine Argumentation, die wissenschaftlich orientiert ist, für mich ist Sprache eher etwas Lebendiges, auch das ach so
„tote Latein“.