ich wollte mal fragen, warum das Perpetuum mobile denn perpetuum mobile heißt.
Denn wenn es sich „fortwährend bewegt“, dann sollte ja das „perpetuum“ eigentlich ein Adverb sein und kein Adjektiv.
Ah, danke. Da sich ein Adverb ja nicht auf ein Verb beziehen muss, sondern auch ein Adjektiv (à la „wirklich laut“, etc...) bestimmen kann, dachte ich „mobilis“ sei hier Adjektiv.
Solche Probleme kenne ich auch und bin immer froh, wenn ich auf das größere Wissen des ehrwürdigen Senats zurückgreifen kann! :-)
In diesem Fall wäre ich auch nicht drauf gekommen, dass mobile ein substantiviertes Adjektiv sein könnte, denn Adverbien haben ja mehrere Funktionen und beziehen sich nicht immer nur auf Verben, wenn es sich im Lateinischen wie beispielsweise im Deutschen oder Englischen verhält.
Wäre das ständig sich Bewegende streng genommen nicht ‚perpetuum movens‘? Das ständig Bewegliche leuchtet mir ein, und ich habe etwas dazugelernt. Über Substantivierte Adjektive im Lateinischen habe ich zuvor nie nachgedacht!
O Graecule, etwas physikalischer sollte es schon sein: P. M. (1.Art) = Maschine, die ewig läuft und ohne Energiezufuhr Arbeit leisten und somit Energie „aus nichts“ liefern soll. Die nicht mögliche Realisation eines P. M. ergibt sich aus dem Energiesatz bzw. dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik.
Leider bringt’s der Rechner meines Laptops nicht, um mir das Vergnügen einer Professorenlektion gönnen zu können. Bei Gelegenheit werde ich meinen Rechner aufrüsten oder es woanders versuchen! Sieht nach Comedie aus!
Es ist schon interessant, dass ein Reflexivpronomen ursprünglich aus einer Passivform entstanden ist. Stammt das deutsche ‚wehen‘ vom lateinischen ‚vehi‘ ab?
@lectorem
Die Anmerkungen aus der Physik könnten ja bereichernd sein, wenn der Umgang mit Forumsteilnehmern angemessen wäre.
Ohne anmaßend sein zu wollen, empfehle ich einen Blick oder auch ein tieferes Eintauchen in Kommunikationstechniken, z. B. Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg.
Danke, aber was meinst Du mit „was zeigt ein Adjektiv an“?
Die Adjektive auf -bilis zeigen doch normal an, dass etwas „möglich ist, zu...“.
Insofern wäre das Perpetuum mobile etwas, was sich nicht immer bewegt, sondern was man lediglich immer bewegen kann... Da steckt ja nicht mal drin, dass es das selbst tut. (Sollte es also besser Automobil heißen? :D )
@Rogatorem
Wenn ich’s mal aus dem Stegreif heraus sagen darf, zeigen Adjektive keine Möglichkeit, sondern in erster Linie eine Eigenschaft an, wie das deutsche Wort für Adjektive ja auch indiziert. Wenn z. B. etwas schön oder gut ist, ist es keine Möglichkeit zum Schön- oder Gutsein, sondern sozusagen eine Tatsache, eine Feststellung.
Der Diskurs über die Mobilität gefällt mir! Es ist in der Tat interessant, sich Gedanken zu machen, ob sich etwas ohne Antrieb bewegen kann, sich selbst bewegt, sich aktiv bewegt oder passiv bewegt werden muss, etc.
stimmt schon, ich habe mich ja auch nur auf diejenigen Adjektive bezogen, die auf die Endung -bilis enden, die ja im Prinzip der dt. Endung -bar entspricht. Es gibt natürlich noch -ig und auch -lich um Adjektive zu machen, aber die sind ja nicht frei Austauschbar, sodass man auch „ärgerig“ statts „ärgerlich“ sagen könnte. Beispielsweise „lesbar“ heißt ja eigentlich es ist möglich, dass man es ließt. Im Engl. hat man hier beispielsweise (il)legible. „Ess-bar“ heißt, dass es möglich ist, dass man es isst und man sagt in den Sprachen, die ein lat. Wort dafür haben edible, edibile oder comestibile etc.
@Rogatorem
Danke für die Sichterweiterung, Sie haben völlig Recht: Adjektiv ist nicht gleich Adjektiv, also streng genommen nur ein Eigenschaftswort für bestimmte Endungen! Wäre schön, wenn noch weitere Einblicke/Einsichten kämen! Ihnen schon mal Dank für die geduldige Argumentation, das ist ja nicht immer selbstverständlich, wie wir gesehen haben!
Zunächst heißt „sich bewegen“ „se movere“ oder im Passiv medial „moveri“ cf. die Beispiele im Georges unter „moveo“.
Das Suffix „-bilis“ markiert schon im klass. Latein nicht nur einen auf die bloße Möglichkeit ausgehenden, passiven Sinn - „stabilis“ e.g. heißt durchaus, dass etwas fest steht, nicht sich rührt noch wankt - cf. auch die Wendung „stabile est“. „miserabilis“ meint nicht nur das, was in seiner Jämmerlichkeit beklagenswert ist oder Mitleid erregen könnte, sondern auch aktiv „klagend“.
Da „perpetuum mobile“ als Begriff einer ganz anderen sprachentwicklungsgeschichtlichen Phase entstammt, sind
diese Auskünfte nur bedingt hilfreich, um das mittelalterliche bzw. neuzeitliche Verständnis von „mobilis“ zu klären.
Man denke etwa an das „primum mobile“ geozentrischer Weltbilder , das eine auch bei Dante vorkommende Vorstellung einer ersten, beweglichen und tatsächlich sich bewegenden Himmelsphäre, die für die Bewegung der Sterne verantwortlich ist, bezeichnet, jenseits welcher nur noch das unbewegliche Empyreum liegt. Dagegen heißt der aristotelische ‚unbewegte Beweger‘ konsequenterweise „primum movens“.
Noch eine Anmerkung: nicht alles, was leserlich ist, ist auch lesbar, nicht alles, was essbar ist, auch genießbar.
Da sieht man mal wieder, wie kompliziert Sprache sein kann. Der im philosophischen Sinne ‚unbewegte Beweger‘ ist also ein Urheber, der sich selbst nicht bewegt, aber Bewegung verursacht, wenn ich das richtig verstehe. ???
Was leserlich ist, müsste schon lesbar sein, wenn auch nicht immer lesenswert.
Was essbar ist, müsste auch genießbar sein, wenn auch vielleicht nicht immer ein Genuß.
Stimmt es so?
Zu Aristoteles: Der erste Beweger (Gott) kann logischerweise nicht selbst bewegt (worden) sein. In erster Linie wird Gott m.W. das Passiv abgesprochen, nicht so sehr das Medium.
(Ich müßte es aber noch nachschauen.)
ad „unbewegter Beweger“ - darum tritt ja das vorrangig aktive PPA zu „primum“ hinzu. Auch denke ich, dass bei „Perpetuum mobile“ zunächst sprachlich festgehalten wird, dass es sich ab Inbetriebnahme unablässig bewegt und nicht nach einiger Zeit wieder in Bewegung versetzt werden muss. Bei Professor Tarantoga argumentiert der spitzfindige, erpresserische Querulant schließlich auch, dass von einem P.m. niemand erwartet, dass selbst in Gang kommt.
ad „leserlich“ vs. „lesbar“ vs. „lesenwert“: letzteres entspringt mehr einer ästhetischen Beurteilung, es sagt weniger etwas über erfüllte strukturelle Bedingungen für Verständlichkeit jenseits der Leserlichkeit. Cf. der Artikel „Lesbarkeit“ in der Wikipedia.
Ich stimme Graeculus zu, soweit ich weiß gibt es im philosophischen Sinn das Axiom eines Primus erector (oder eben primus movens) von dem die ursprüngliche Bewegung ausgeht und der selbst unbewegt ist.
Wenn ich dann aber noch etwas zu den Adjektiven auf -bilis einwerfen dürfte:
Wie bereits erwähnt entsprechen sie den dt Adjektiven mit der Endung -bar. Darüberhinaus sind sie im Englischen mit der Endung -able vertreten. Dass heisst ess-bar entspräche eat-able und les-bar read-able. Das impliziert ja noch mehr die Möglichkeit, also dass man es lesen kann.
Wenn man nun streng nach dieser Definition vorginge, klänge Perpetuum Mobile so, als wäre es etwas, das der Bürde ständiger Bewegung gewachsen ist. Man könnte es ständig bewegen, ohne dass es Schaden nehmen würde. Daher denke ich nicht, dass sich das so einfach übertragen lässt, sondern dass es darauf ankommt, wie es damals gemeint war, da sich sprachliche Ausdrücke mit der Zeit bekanntlich wandeln können.