hallo ihr lieben da ihr mir letztes mal auch schon so gut weiter helfen konntet würde ich gerne noch diesen satz übersezt bekommen.
mehr schein als sein
Komparative gibt es bei Adjektiven. In diesem Fall geht es um ein Nomen (oder auch Substantiv). Daher wäre es schön, wenn derjenige, der die herablassende Bewertung abgegeben hat, auch begründen würde, was er als Unsinn ansieht und warum, und nicht nur pauschal abtut. Außerdem wäre natürlich ein Gegenvorschlag angebracht!
„plus lucis“ sagte Goethe am Sterbebett. Heißt es. Der hier gesuchte Vergleich wird mit „potius ...quam“ ausgedrückt. Cf. „...latrocinium potius quam bellum nominaretur“ (Cicero: In Catilinam I, 1o)
Wobei, wenn man darin eine graduelle Differenz ausgedrückt sehen will, müsste „magis“ funktionieren: „sed primo magis ambitio quam avaritia animos hominum exercebat, ...“ (Sallust)
ist Blödsinn.
Entweder
„Mehr scheinen (im Sinne von “glänzen„, “leuchten") als an tatsächlicher Leuchtkraft vorhanden ist,
oder:
„Mehr Schein (Geldschein, Fahrschein, etc.) als des z.B. Nachbarn (“seins").
Also: „Mein Fahrschein ist für eine viel weitere Strecke gültig als sein Fahrschein. Ich kann bis Groß-Bettenstedt fahren, er nur bis Penndorf an der Penne.“
Bibulus und der Machiavelli-Trick (von M. stammt die Umkehrung nämlich). „videri quam esse“ - „(er)scheinen als sein“ leitet sich von Sallusts Behauptung über Cato, minor = Marcus Porcius Cato Uticensis übrigens, „esse quam videri bonus malebat“ - „Er wollte lieber gut sein als scheinen“ ab. „malle“ ist aber nichts anderes als kontrahiertes „magis velle“. Das muss also mitverstanden werden.
Man sollte „von M. stammt die Umkehrung“ um „angeblich“ ergänzen, denn die Formulierung konnte ich als solche nirgendwo belegt finden. Wohl wieder ein Kuckucksei, wie sie uns auch hier öfter begegnen.
Dessen ungeachtet ist die Formulierung mit Beipacktext und trotz aller angesprochenen Problemen, die eine solche elliptische Ausdrucksweise mit sich bringt und die die lat. Version noch verschärft, ganz brauchbar.
Will man von den Substantiven nicht lassen und wählt z.B. „verum“ - „das Wahre“ für „Sein“ qua „die Erwartungen durch die Sache voll erfüllend“ und „species (falsa) - “(falscher) Schein„, hieße es, wenn so ausgedrückt werden soll, dass eine anteilige Mischung der Verglichenen vorliegt, wobei das erste überwiegt (in der Sallust-Stelle oben mehr “ambitio„ als “avarita„) - “magis species (falsa) quam verum„, hingegen “potius species (falsa) quam verum„ - “Mehr=Eher (falscher) Schein als (wahre) Sache„, gesetzt man ist sich nicht so ganz sicher, ob hier bloßer Schein vorliegt oder nicht, betrachtet aber “Sein„ und “Schein„ als strikte Alternativen. Als Beleg aus der Literatur mag “...aetate provecta speciem magis in amicitia principis quam vim tenuit" (Tacitus:Annales III,30) gelten.
Bei Livius heißt es z.B. „vana pro veris“.