Latein Wörterbuch - Forum
QUE — 1228 Aufrufe
Scarpa am 8.10.12 um 9:31 Uhr (Zitieren) II
Hallo, ich wollte mal fragen, ob man -que an JEDES Wort anhängen kann, d.h. insbesondere an Konjunktionen: Gibt es QUIAQUE... „und weil...“? Immerhin gibt es ja auch ITAQUE. LG
Re: QUE
gast am 8.10.12 um 10:23 Uhr (Zitieren) II

Aelii Antonii Nebrissensis de Institutione Grammaticæ Libri Quiaque Novissime Quàm Plúrimis, Quæ Aliis in Editiónibus Irrépserant, Mendis Accuráte
Re: QUE
rene am 8.10.12 um 10:31 Uhr (Zitieren) II
Quiaque = Quinque ?
Re: QUE
gast am 8.10.12 um 10:45 Uhr (Zitieren) I
Was spräche dagegen?
Vgl.:
„quaeque“ wird auch als „et quae“ verwendet.
Re: QUE
Kuli am 8.10.12 um 12:35 Uhr (Zitieren) I
Die Konjunktion -que ist beiordnend, quia ist unterordnend. Eine Kombination beider kann also nur eintreten, wenn ein durch quia eingeleiteter Satz einem zweiten quia-Satz beigeordnet wird. Für einen solchen Satzbau finde ich nur einen Beleg in der (altlat.) Komödiendichtung:
Astaphium: Quanam gratia?
Truculentus: Quia ad foris nostras unguentis uncta es ausa accedere
quiaque istas buccas tam belle purpurissatas habes.

Plautus: Truculentus, 288-90.

Damit will der Dichter hier natürlich den Eindruck erzeugen, dem Truc. sei der zweite Grund erst im Reden eingefallen. In besserem (vorher durchdachtem) Latein würde man die Beiordnung wohl in den Kausalsatz hineinverlegen. Daher wirst du ein quiaque sonst kaum finden.
Re: QUE
Scarpa am 8.10.12 um 20:50 Uhr (Zitieren) I
Vielen Dank :) Wenn ich also einen Satz wie „ich habe es getan, weil xyz und auch weil abc“, dann gibt es eine eher umgangssprachliche Lösung und eine schriftlich vorzuziehende „durchdachte“, wo ich so so etwas vermeide und beides in einen Kausalsatz bringe... :)
Re: QUE
filix am 8.10.12 um 22:55 Uhr (Zitieren) I
Die Verknüpfung von „und“ und „weil“ in Begründungsketten würde ich nicht pauschal als umgangssprachlich oder stilistisch mangelhaft bezeichnen, sie erfüllt mitunter eine rhetorische Funktion, bei der der so erzielte parataktische Charakter die zwingende Kraft der Argumentation suggeriert. In Pro P. Sestio baut Cicero eine solche Reihe beispielsweise folgendermaßen auf: „ ex his adsiduis eius cotidianisque sermonibus, et quod videbam quibuscum hominibus in interiore parte aedium viveret, et quod ita domus ipsa fumabat ut multa eius (consorti)onis indicia redolerent, statuebam sic...“. Dies vermeidet eine dt. Übersetzung nicht durch Unterschlagung der Konjunktionspaarungen, sondern ahmt es etwa folgendermaßen nach: „Weil er nun beharrlich Tag für Tag diese Reden führte, und weil ich sah mit welchen Menschen er in seinen vier Wänden Umgang pflegte, und weil die Esse seines eigenen Haus so stark rauchte, dass man die zahlreichen Hinweise auf eine derartige Gemeinschaft förmlich riechen konnte, so....“
In ad Fam. I,7 steht folgende Dreierfigur: „...quem nos, et quia tuus et quia te dignus est filius et quia nos diligit semperque dilexit, in primis amamus carumque habemus.“
Auch am Satzanfang trifft man auf Verbindungen wie „et quoniam“, die auf ähnliche Weise Nachdruck vermitteln sollen. Was die Verbindung mit „-que“ anlangt, so kann man es bei „quoniam“ durchaus finden: e.g. „[...]quoniam in alienam pecuniam tam plenam atque praeclaram nullo iure invaserit, quoniamque ei pecuniae vita Sex. Rosci obstare atque officere videatur...“ (Cicero: Pro Sex. Roscio Amerino 6), erstaunlicherweise auch am Satzbeginn: „Quoniamque, ut bona natura adpetimus, sic a malis natura declinamus...“ (Cicero: Tusc.Disp. IV) Dies legt für mich nahe, dass die Begründung für das Fehlen von „quiaque“ in der Literatur anderswo gesucht werden muss.
Re: QUE
Scarpa am 8.10.12 um 23:55 Uhr (Zitieren) I
Wow, herzlichen Dank für diese facettenreiche Betrachtung! Darf ich Dich fragen, inwiefern Du Dich mit Latein beschäftigtst?
 
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Die Verknüpfung von „und“ und „weil“ in Begründungsketten würde ich nicht pauschal als umgangssprachlich oder stilistisch mangelhaft bezeichnen, sie erfüllt mitunter eine rhetorische Funktion, bei der der so erzielte parataktische Charakter die zwingende Kraft der Argumentation suggeriert. In Pro P. Sestio baut Cicero eine solche Reihe beispielsweise folgendermaßen auf: „ ex his adsiduis eius cotidianisque sermonibus, et quod videbam quibuscum hominibus in interiore parte aedium viveret, et quod ita domus ipsa fumabat ut multa eius (consorti)onis indicia redolerent, statuebam sic...“. Dies vermeidet eine dt. Übersetzung nicht durch Unterschlagung der Konjunktionspaarungen, sondern ahmt es etwa folgendermaßen nach: „Weil er nun beharrlich Tag für Tag diese Reden führte, und weil ich sah mit welchen Menschen er in seinen vier Wänden Umgang pflegte, und weil die Esse seines eigenen Haus so stark rauchte, dass man die zahlreichen Hinweise auf eine derartige Gemeinschaft förmlich riechen konnte, so....“
In ad Fam. I,7 steht folgende Dreierfigur: „...quem nos, et quia tuus et quia te dignus est filius et quia nos diligit semperque dilexit, in primis amamus carumque habemus.“
Auch am Satzanfang trifft man auf Verbindungen wie „et quoniam“, die auf ähnliche Weise Nachdruck vermitteln sollen. Was die Verbindung mit „-que“ anlangt, so kann man es bei „quoniam“ durchaus finden: e.g. „[...]quoniam in alienam pecuniam tam plenam atque praeclaram nullo iure invaserit, quoniamque ei pecuniae vita Sex. Rosci obstare atque officere videatur...“ (Cicero: Pro Sex. Roscio Amerino 6), erstaunlicherweise auch am Satzbeginn: „Quoniamque, ut bona natura adpetimus, sic a malis natura declinamus...“ (Cicero: Tusc.Disp. IV) Dies legt für mich nahe, dass die Begründung für das Fehlen von „quiaque“ in der Literatur anderswo gesucht werden muss.
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