Latein Wörterbuch - Forum
possem — 1245 Aufrufe
Hanna am 12.11.12 um 19:52 Uhr (Zitieren) II
Bei c2 von catull heißt es ja:

tecum ludere scitu ipsa possem...

wie ist das possem zu übersetzen? ich würde können? ich würde eher sagen als irrealer wunsch, aber dann müsste da doch noch utinam oder so stehen, oder???
Re: possem
arbiter am 12.11.12 um 19:58 Uhr (Zitieren) I
könnte ich doch...
irrealer Wunsch der Gegenwart
utinam kann, muss aber nicht
Re: possem
Hanna am 12.11.12 um 20:38 Uhr (Zitieren) I
im rubenbauer hofmann steht allerdings da würde immer velim oder so dabei stehen
Re: possem
Gast1 am 12.11.12 um 20:48 Uhr (Zitieren) I
schau mal RH § 214 Fußnote 1
Re: possem
Hanna am 12.11.12 um 21:15 Uhr (Zitieren) I
ja, aber bei 214 geht es ja nicht um einen irrealen wunsch.

wenn es ein irrealer wunsch sein soll, steht lautr 215 stets utinam oder vellem
Re: possem
Gast1 am 12.11.12 um 21:58 Uhr (Zitieren) I
Wenn es kein irrealer Wunsch ist, passt doch § 214 ganz gut. Ein unwirkliches Geschehen wird als möglich/nötig/vorzuziehen beurteilt.
Re: possem
arbiter am 12.11.12 um 22:51 Uhr (Zitieren) II
nichts gegen RH. aber wer wollte mit ihm einem Catull die Vergewaltigung der lateinischen Sprache vorwerfen wollen ?
Re: possem
Kuli am 13.11.12 um 11:54 Uhr (Zitieren) I
Das tut er ja auch nicht. Aber du darfst nicht erwarten, dass eine kompakte Studiengrammatik auf den Sprachgebrauch eines so schlecht bezeugten Dichters wie Catull eingeht (bei dem die Möglichkeit, mehrere Überlieferungsstränge zu vergleichen, nicht gegeben ist und man immer Gefahr läuft, für eine sprachliche Eigentümlichkeit des Dichters zu halten, was in Wahrheit durch einen Kopisten verderbt worden ist).

Die Stelle ist umstritten (Fordyce: „the difficulties of these lines [7 ff.] have not been satisfactorily solved“). Es gibt die Auffassung, das ut in V. 8 entspreche einem utinam und leite den possem-Satz ein. Dem steht (nach Fordyce) entgegen, dass das credo dann als ein über die Versgrenze hinweggeschleppter Anhang des vorangegangenen Satzes aufzufassen wäre, dessen betonte Stellung am Versanfang im Gegensatz stände zu seiner inhaltlichen Schwäche.

Vielleicht könnte man, um diese Deutung zu verteidigen, solaciolum als Objekt (bzw. Subjektsakk.) von credo auffassen: Aber (et [at?]) ich glaube (credo), dass er [in Wirklichkeit] ein Trostmittel für ihren Schmerz ist (solaciolum sui doloris) [und all ihr Scherzen nur vorgeschützt].

Jedenfalls können wir den possem-Satz (ob mit oder ohne ut) kaum anders denn als Wunsch auffassen. RH 214 kommt dafür nicht in Frage, schließlich ist der Spatz bei ihr und dem Subjekt nicht zugänglich.
Re: possem
Kuli am 13.11.12 um 13:49 Uhr (Zitieren)
Auch will der Dichter m. E. nicht ausdrücken, dass ihm nur ein Spatz zum Glücke fehle, sondern dass es ihm eben nicht möglich ist, den Schmerz über das Getrenntsein von seiner Geliebten durch das Spiel mit einem Spatz zu überdecken.
 
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Das tut er ja auch nicht. Aber du darfst nicht erwarten, dass eine kompakte Studiengrammatik auf den Sprachgebrauch eines so schlecht bezeugten Dichters wie Catull eingeht (bei dem die Möglichkeit, mehrere Überlieferungsstränge zu vergleichen, nicht gegeben ist und man immer Gefahr läuft, für eine sprachliche Eigentümlichkeit des Dichters zu halten, was in Wahrheit durch einen Kopisten verderbt worden ist).

Die Stelle ist umstritten (Fordyce: „the difficulties of these lines [7 ff.] have not been satisfactorily solved“). Es gibt die Auffassung, das ut in V. 8 entspreche einem utinam und leite den possem-Satz ein. Dem steht (nach Fordyce) entgegen, dass das credo dann als ein über die Versgrenze hinweggeschleppter Anhang des vorangegangenen Satzes aufzufassen wäre, dessen betonte Stellung am Versanfang im Gegensatz stände zu seiner inhaltlichen Schwäche.

Vielleicht könnte man, um diese Deutung zu verteidigen, solaciolum als Objekt (bzw. Subjektsakk.) von credo auffassen: Aber (et [at?]) ich glaube (credo), dass er [in Wirklichkeit] ein Trostmittel für ihren Schmerz ist (solaciolum sui doloris) [und all ihr Scherzen nur vorgeschützt].

Jedenfalls können wir den possem-Satz (ob mit oder ohne ut) kaum anders denn als Wunsch auffassen. RH 214 kommt dafür nicht in Frage, schließlich ist der Spatz bei ihr und dem Subjekt nicht zugänglich.
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