Latein Wörterbuch - Forum
Senecakenner — 941 Aufrufe
sarah am 22.11.12 um 8:53 Uhr (Zitieren) V
Im 21. Brief der epistulae Senecas ist ein Vergilzitat zu finden

« Fortunati ambo! Siquid mea carmina possunt,
nulla dies umquam memori vos eximet aevo,
dum domus Aeneae Capitoli immobile saxum
accolet imperiumque pater Romanus habebit. »

In der Literatur hab ich jetzt gefunden, dass dieses Zitat keine historische Grundlage besitzt, frei erfunden ist und daher als Indiz gilt, dass Senecas Briefwechsel reine Fiktion ist. Das versteh ich nicht... Vergil hat doch das gesagt, oder? Was soll das mit keine historische Grundlage?

Wär super, wenn jemandem was dazu einfällt...danke
Re: Senecakenner
filix am 22.11.12 um 10:46 Uhr (Zitieren) III
Was steht da genau? Es ist nicht anzunehmen, dass der Kommentar die Herkunft des Zitates bestreitet oder behauptet, dass Seneca diese Verse erfunden habe (er nennt Vergil ja als Urheber und Autorität). Es geht in dem Brief unter anderem um den möglichen Nachruhm für den ‚schwächeren‘ Teilnehmer eines Briefwechsels: wer, so fragt Seneca, spräche noch von Idomeneus, verewigt durch Epikurs Briefe, wer von Atticus, dem allein seine postalische Beziehung zu Cicero einen Platz in den Geschichtsbüchern einräumte, gilt doch, dass „pauca ingenia exerent caput“ aus der „profunda altitudo temporis“. Dann kommt, als drittes Exempel für dieses ‚Köpferecken aus dem Zeitenstrom‘, „der Dichter, mit dem Seneca sich vergleicht, ins Spiel: “Vergilius noster duobus memoriam aeternam promisit et preastat" und es folgt das von dir angeführte Zitat aus der Aeneis. Daraus kann man nun wenigstens ableiten, dass der Briefwechsel mit Lucilius genuin als literarisches Projekt konzipiert ist, ob dem nun auf der Gegenseite eine reale Person entspricht oder nicht. Da das durch die Verse angesprochene, durch den Dichter verewigte Freundespaar und die Episode als moralisches Exempel samt Heldentod allerdings dessen Erfindung im Sinne einer weitreichend Ausgestaltung ist (allerdings nicht ohne homerisches Vorbild), haben wohl einige geschlossen, dass Seneca implizit die Fiktionalität seines eigenen Briefwechsels offenbart. Was dein Kommentar genau schreibt, kann ich jedoch nicht erraten.
Re: Senecakenner
filix am 22.11.12 um 10:53 Uhr (Zitieren) III
weitreichenden
Re: Senecakenner
sarah am 22.11.12 um 11:08 Uhr (Zitieren) III
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Ja so versteh ich das auch, dass er durch die reine Erfindung von Nisus und Euryalus offenbart, dass der Briefwechsel nicht echt ist...
 
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