Die Blutwurst bei Homer scheint einigen Philologen schlaflose Nächte bereitet zu haben - In einem Kommentar zu Od. 20, 27 heißt es:
„27. Sinn: Wie ein Mann eine Magenwurst immer nach beiden Seiten umdreht, damit sie schnell brate: so wandte sich Odysseus bald auf diese bald auf jene Seite um, weil er bei seinen Gedanken nicht schlafen konnte. Dieser Vergleich wird gewöhnlich rücksichtslos getadelt, wie schon in den Schol. V. zu K 5 [...] aber es scheint der Vergleich mit Rücksicht auf σ 44 ff. 118 (letztere ist die Stelle, die Kuli aufgetan hat) gewählt zu sein. Dabei vergesse man nicht, erstens dass durch den Gebrauch von Fett, Blut und Eingeweiden bei Opfern auch dieses Gefüllsel für Proletarier veredelt war, zweitens dass dem unverdorbenen Zeitalter Homers die Naturwahrheit über alles geht. Mit Recht bemerkt auch J. L. Hoffmann im Album des Lit. Vereins in Nürnberg für 1866 S. 6 folgendes: ‚Diese Zusammenstellung des Fremdartigsten und zugleich des Hohen mit dem Niedrigen wirkt auf uns burlesk; nicht also auf die naive Hörerschaft des Dichters, dem es lediglich um Naturwahrheit zu thun war. Er wollte die Bewegung des Odysseus anschaulich machen — womit ich indes keineswegs dieses blutwürstige Gleichnis gebilligt haben will dessen Vergleichungspunkt zu wenig genau ist, weil die Blutwurst sich nicht selbst herumdreht, wohl aber Odysseus.‘, Aber auf das letztere lässt sich in poetischer Hinsicht erwiedern, dass dem Odysseus das Herz so gefesselt blieb (23), dass ihn unbewusst die unruhvollen Gedanken umdrehten, welche zum Ziele kommen wollten.“
Zu komisch.
Bekker mokiert sich überdies noch darüber „dass gerade so ein Magen, wie sinnbildlich das Gemüt des Helden vorstellt, leibhaftig seine Verdauung beschäftigt, denn er hat am Abend vorher einen solchen Magen voll Fett und Blut [eben jenen aus 18, 44 bzw. 118] für den Sieg über Iros empfangen.“ (Homerische Blätter I, 124 zit. nach Faesi, Homers Od. erkl.)
Sollte man nicht vielmehr Homer dafür loben, wie es ihm gelingt, die durch das erhitzte Gemüt und den überlasteten Magen zweifach motivierte Schlaflosigkeit in ein Bild zu fassen? Ist es nicht durchaus nachfühlbar, dass jemand, der an einer fetten Blutwurst laboriert, sich auch als solche fühlt?
Wenn man dann noch miteinbezieht, dass dem Odysseus währenddessen das Herz in der Brust bellt, ergibt das doch eine gar pittoreske Vorstellung.
Re: blutwurst
filix am 3.1.13 um 11:17 Uhr, überarbeitet am 6.5.15 um 17:29 Uhr (Zitieren) II
Anders gesagt: „Große Einheitlichkeit zeigt der epische Stil in der Vermeidung alles Banalen, wobei sich die Odyssee allerdings stärker dem Realistisch-Biotischen nähert, wie etwa im Bettlerkampf oder dem Gleichnis mit der Blutwurst (20, 25)“ (Albin Lesky) :-)
An so einer Zusammenstellung zu „Homer und die Blutwurst“ durch die Jahrhunderte ließe sich die Arbeit wenn nicht des Welt- so doch des Philologengeistes auf amüsante Weise nachvollziehen.
scheint eine sehr bekannte stelle zu sein. ist folgendes zitat aus Sen.Dial.Detranquillitateamimi.12 denn auch damit in verbindung zu bringen?
Sunt enim quaedam quae corpus quoque nostrum cum quodam dolore delectent, ut uersare se et mutare nondum fessum latus et alio atque alio positu uentilari: qualis ille homericus Achilles est, modo pronus, modo supinus, in uarios habitus se ipse componens, quod proprium aegri est, nihil diu pati et mutationibus ut remediis uti.
nein. wahrscheinlich nicht. odysseus ist wohl die rastlose blutwurst.
was treibt achill den um?
zu meiner Zeit gab´s Blutwurst (an sich was Leckeres) in Scheiben, bedeckt mit einer kongruenten grauen Scheibe einer Wurstart, die mir bis heute nicht wiederbegegnet ist und die - nach meiner Erinnerung - in Anteilen aus Sägespänen bestand, in der Alten Mensa in Münster
Die „Ilias“ des Homers befasst sich hauptsächlich mit dem „Zorn des Achilles“
(Um es auf den Threadtitel zurückzuführen:
Achilles spielt die beleidigte Leberwurst.)