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P.i.R. — 2705 Aufrufe
Detlef Mauritz am 27.1.13 um 16:52 Uhr (Zitieren) III
Comes, iudices & consules terre Wortsacie universis presens scriptum inspecturis dilectionis affectum cum obsequio.
Karitatis uinculum concordiam cognoscentes & legem esse proditam, ut humanum genus honeste uiuat, alterum non ledat, ius suum unicuique tribuat, attendentes, omnia que ad ipsam proficiunt fideliter cupimusobseruare.
Inde est, quod nos utilitati communi providere in quantum possumus affectantes, compositionis formam talem inire decreuimus cum civitate Hammenburgensi, quod si casu forte inopinato burgenses Hammenburgenses infra nostre iurisditionis terminos cum nauibus suis in arena resederint uel naufragium passi fuerint, quamdiu unus ex ipsis nautis uixerit & super bonis ipsorum burgensium custodiam
Gesserit, cuncta bona, tamquam in eorum sint civitate, cum omni integritate servabuntur & salva erunt & indistracta.
Ceterum nostri mercatores, qui pro suis negociacionibus & mercimoniis predictam solent frequentare civitatem, eadem gratia graudebunt et iure, quo utuntur Hatheleri.
Etiam si aliquis de terra nostra vel e converso adversus alium causam habuerit aut querimoniam & ab accusatione sua per annum & diem cessaverit, post annum nullatenus audietur super illa.
Et si aliquis nostratum aut ex burgensibus alii res suas crediderit, nullus alius quam debitor, qui res creditas accepit, occupatione, que pandacio vulgo dicitur, molestabitur, & videat unusquisque, cui & quali credat bona sua, nisi cum actor iusticiam vel iudicium habere non poterit et in causa sua sufficienter fuerit prosecutus.
Testes huius rei sunt hii: Thanremodes. Comes Duore. Sibrandus Tadikes. Dodo Friderici. Sibrandus Reinwardi. Fridedericus Thadikes.
Acta sunt hec anno Domini M CC XXX V III
Re: P.i.R.
Latona am 28.1.13 um 1:06 Uhr (Zitieren) IV
was steht an?
Re: P.i.R.
filix am 28.1.13 um 10:29 Uhr (Zitieren) II
Ich habe es übersetzt, konnte es allerdings gestern wegen eines Verbindungsfehlers nicht mehr absenden und komme erst heute Abend wieder an den Rechner mit der entsprechenden Datei. Das soll natürlich niemanden hindern ...
Re: P.i.R.
Detlef Mauritz am 28.1.13 um 10:52 Uhr (Zitieren) V
Das finde ich ganz toll und will gerne auf heute Abend warten ...
Re: P.i.R.
Detlef Mauritz am 28.1.13 um 11:01 Uhr (Zitieren) III
Es handelt sich um eine Urkunde aus dem Jahr 1238, die zum ersten Mal das „Land Wursten“ (Gebiet zwischen Bremerhaven und Cuxhaven) erwähnt: „Vergleich der Stadt Hamburg mit dem Lande Wursten über Strandungsfälle, Rechte der Kaufleute, Verjährung der Klagen und Beschränkung der Pfändung auf den Hauptgläubiger“.
Re: P.i.R.
filix am 28.1.13 um 18:46 Uhr, überarbeitet am 22.12.13 um 13:12 Uhr (Zitieren) IV
Die Transkription des lat. Textes der Urkunde stammt aus dem Buch „Hamburgisches Urkundenbuch, Band 1“ von Johann Martin Lappenberg, dort als Nr.514 (1238), welchem auch die dt. Überschrift und die Fußnoten entnommen sind. Die dt. Übersetzung erfolgt unter Vorbehalt in puncto historischer, insbesondere juristischer Termini.

Vergleich der Stadt Hamburg mit dem Lande Wursten über Strandungsfälle, Rechte der Kaufleute, Verjährung der Klagen und Beschränkung der Pfändung auf den Hauptgläubiger. 1238. 1

"Comes, iudices & consules terre Wortsacie vniuersis presens scriptum inspecturis dilectionis affectum cum obsequio. || Karitatis uinculum concordiam cognoscentes & legem esse proditam, ut humanum genus honeste uiuat, alterum | non ledat, ius suum unicuique tribuat, 2 attendentes, omnia que ad ipsam proficiunt fideliter cupimus obseruare. Inde est, quod nos utilitati communi prouidere in quantum possumus affectantes, compositionis formam talem inire decreuimus cum ciuitate Hammenburgensi, quod si casu forte inopinato burgenses Hammenburgenses infra nostre iurisditionis terminos cum nauibus suis in arena resederint uel naufragium passi fuerint, quamdiu unus ex ipsis nautis uixerit & super bonis ipsorum burgensium custodiam gesserit, cuncta bona, tamquam in eorum sint ciuitate, cum omni integritate seruabuntur & salua erunt & indistracta. Ceterum nostri mercatores, qui pro suis negociacionibus & mercimoniis predictam solent frequentare ciuitatem, eadem gratia gaudebunt et iure, quo utuntur Hatheleri. Etiam si aliquis de terra nostra uel e conuerso aduersus alium causam habuerit aut querimoniam & ab accusatione sua per annum & diem cessauerit, post annum nullatenus audietur super illa. Et si aliquis nostratum aut ex burgensibus alii res suas crediderit, nullus alius quam debitor, qui res creditas accepit, occupatione, que pandacio uulgo dicitur, molestabitur, & uideat unusquisque, cui & quali credat bona sua, nisi cum actor iusticiam uel iudicium habere non poterit et in causa sua sufficienter fuerit prosecutus.
Testes huius rei sunt hii: Thanremodes Comes Duore.3 Sibrandus Tadikes. Dodo Friderici. Sibrandus Reinwardi. Fridedericus Thadikes.
Acta sunt hec anno Domini MCCXXXVIII."


„Der Graf (comes), die Schultheißen (iudices) und Berater (consules) des Landes Wursten <entbieten> allen, die das vorliegende Schreiben in Augenschein nehmen werden, wohlwollende Zuneigung in Verbindung mit Gehorsam. In der Erkenntnis, dass das Band der wertschätzenden Liebe die Eintracht ist, und unter Beachtung, dass das Recht hervorgebracht wurde, damit das Menschengeschlecht in Anstand lebe, <man> den anderen nicht schädige, und dass jedem sein Recht zuteil werde 2, begehren wir alles, was diesem dienlich ist, verlässlich zu befolgen. Daher kommt es, dass wir, möglichst darauf bedacht, zu unserem gemeinsamen Vorteil Vorsorge zu treffen, beschlossen haben, zusammen mit der Stadt Hamburg einen solchen Vertrag (formam compositionis) einzugehen, dass, falls vielleicht einmal unvorhergesehen Hamburger Bürger mit ihren Schiffen innerhalb der Grenzen unserer Jurisdiktion auf einer Sandbank aufgelaufen sind oder Schiffbruch erlitten haben sollten, solange <auch nur> ein einziger von diesen Seeleuten am Leben ist und Wache über die Güter der eigenen Bürger hält, sämtliche Güter mit aller Redlichkeit gerettet, unversehrt aufbewahrt und nicht verschleppt werden (werden), <ganz so> als wenn sie sich in ihrer eigenen Stadt befänden. Im Übrigen werden sich unsere Kaufleute, die für ihre Geschäfts- und Handelstätigkeiten die vorgenannte Stadt zu besuchen pflegen, derselben Gefälligkeit und des Rechts erfreuen, das die Hadeler (Hatheleri) genießen. Auch wenn irgendjemand aus unserem Lande oder umgekehrt <einer aus dem anderen Lande> gegen einen anderen einen Prozess führen oder eine Beschwerde erheben und es durch Jahr und Tag hindurch (typische rechtliche Fristsetzung des Mittelalters) an seiner Anklage fehlen lassen sollte (& ab accusatione sua per annum & diem cessauerit), wird nach dem Jahr keinesfalls eine Anhörung über jene stattfinden (post annum nullatenus audietur super illa). Und wenn irgendeiner unserer Landsleute oder von den Bürgern einem anderen seine Sachen auf Treu und Glauben überlassen hat, soll kein anderer als der Schuldner, der die überlassenen Sachen in Empfang genommen hat, durch Beschlagnahme, die bei den Leuten gewöhnlich “pandacio" (Pfändung?) genannt wird, belangt werden und jeder einzelne möge <selbst> darauf achten, wem und was für einem <Menschen> er seine Güter auf Treu und Glauben überlässt, außer wenn der Kläger Gerechtigkeit oder ein Urteil nicht erlangen konnte aber es in seinem Fall in ausreichender Weise betrieben hatte. (auch das unter Vorbehalt in puncto Terminologie).
Die Zeugen für diese Sache sind diese: Thanremodes Graf (Comes) Duore3 Sibrandus Tadikes. Dodo Friderici. Sibrandus Reinwardi. Fridedericus Thadikes. Dies wurde im Jahre 1238 ausgeführt."



1 Aus dem Originale, welchem ein Wachssiegel beiliegt.
2 Merkwürdiges Citat aus Institutionum I. I. tit. 1. §. 3.
3 Unter dem Grafen, welcher in keiner anderen uns bekannten Urkunde erscheint, ist wohl ein von den ascanischen und guelfischen Herzogen von Sachsen gemeinschaftlich ernannter Graf zu verstehen. Dass die letzteren in Wurst-Friesland Eigenthum besessen, erhellt aus obiger No. CCCXXXIX. Bekannter sind die Ansprüche der ersteren, welche der Lehnbrief des Kaisers Sigismund vom Jahre 1414 bestätigte. S. auch unten das Privilegium der Herzoge von Sachsen - Lauenburg für Hamburg vom Jahre 1399 November I.
Re: P.i.R.
filix am 28.1.13 um 18:47 Uhr, überarbeitet am 22.12.13 um 13:11 Uhr (Zitieren) IV
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Re: P.i.R.
filix am 28.1.13 um 18:49 Uhr, überarbeitet am 22.12.13 um 13:13 Uhr (Zitieren) III
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Re: P.i.R.
Bibulus am 28.1.13 um 20:45 Uhr (Zitieren) III
Kleiner Einwurf:
„comes“ -> „Grafen“:
es gab und gibt an der Nordseeküste das Amt des „Deichgrafen“.
Vielleicht sind solche gemeint.
Allerdings scheint mir dieses Amt für das 13. Jahrh. noch nicht belegbar.

Mit „comes“ können auch „Gefolgsleute“ gemeint sein
(also kein Adelsprädikat)
Re: P.i.R.
filix am 28.1.13 um 20:51 Uhr (Zitieren) II
Da der Herausgeber des Urkundenbuches, wie Fußnote 3 zu entnehmen ist, in dem unterzeichnenden Thanremod(es) nur einen Grafen sieht, habe ich mich dieser Auffassung angeschlossen.
Re: P.i.R.
filix am 28.1.13 um 20:58 Uhr (Zitieren) III
Mal davon abgesehen, dass der Plural immer noch „comites“ ist.
Re: P.i.R.
Detlef Mauritz am 28.1.13 um 21:38 Uhr (Zitieren) III
Super, super, super ...
Vielen herzlichen Dank, Du und Ihr seid wirklich Klasse!
Bis bald mal wieder.
 
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Mal davon abgesehen, dass der Plural immer noch „comites“ ist.
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