Latein Wörterbuch - Forum
Übersetzung Deutsch - Latein — 2187 Aufrufe
VRSVS ALBVS am 5.2.13 um 14:53 Uhr (Zitieren) III
Hallo;

Könntet ihr mir bitte bei der Übersetzung folgendes Textes helfen/meinen Versuch verbessern?

Diogenes Laertius haec Chiloni ad-scribit:
Fratri querenti, quod ephorus ipse non crearetur, cum ille esset,
„Ego“ inquit „iniuriam ferre novi, tu non!“, signficans neminem esse idoneum magistratui,
qui non possit dissimulare multa praeter aequum et bonum facta‚ iuxta illud:
Princeps aequa et in-iqua pariter audias.

Mein Versuch:

Diagones Lacritus schrieb dies an Chiloni:
Auf Beschwerde des Bruder, weil er nicht selbst zum Ephor gewählt wurde, obwohl jener es ist,
sagte er „Ich verstehe das Unrecht zu ertragen, du nicht!“, er verdeutlichte dadurch dass niemand für das Amt geeignet ist,
der nicht seine vielen Taten verheimlichen kann, wider der Gerechtigkeit und des Guten, gemäß eines anderen Zitats:
Du solltest als erster ebenso Gerechtes und Ungerechtes hören.
Re: Übersetzung Deutsch - Latein
arbiter am 5.2.13 um 15:23 Uhr (Zitieren) III
schon ganz gut;
D. Laertius schrieb folgendes an Chilon:
Als der Bruder sich beschwerte, dass ....,
sagte er ihm:
Ich habe gelernt, Unrecht zu ertragen, du aber nicht", wobei er verdeutlichte, dass niemand für ein Amt geeignet sei, der nicht eine Menge Handlungen wider die Gerechtigkeit und Moral übersehen könne, gemäß dem bekannten Zitat:
Der Princeps soll sich gute und schlechte Nachrichten anhören
Re: Übersetzung Deutsch - Latein
filix am 5.2.13 um 16:10 Uhr (Zitieren) III
„Princeps aequa et iniqua pariter audias.“
„Als Vorgesetzter musst du/muss man Billiges und Unbilliges auf gleiche Weise anhören.“
cf. auch http://books.google.at/books?id=VJuEjOo9v-sC&pg=PA188 - in den Adagia auch.:
„Magistratum gerens audi et iuste et iniuste“
Re: Übersetzung Deutsch - Latein
arbiter am 5.2.13 um 16:44 Uhr (Zitieren) V
@filix
abgelehnt;
den griechischen Archon mit „Vorgesetzter“ zu übersetzen, ist wohl nicht sachangemessen;

„Billiges und Unbilliges anhören“ ist mindestens für heutige Leser unverständlich (für mich auch); im obigen Zusammenhang ist doch wohl gemeint, dass der P. sich Dinge anhören muss, deren Gegenstand nach den Bewertungskriterien gerecht/ungerecht bzw. gut/schlecht einzuordnen ist, wohl kaum aber, dass die Nachricht als solche in ähnlicher Weise zu bewerten ist bzw. dass der P. bei der Anhörung sogleich selbst diese Maßstäbe anzulegen habe (wenn auch die Adagia-Version dies nahelegen könnte - was sollte das aber besagen?);

auf gleiche Weise anhören ??? (ohne Hörgerät, oder wie ?)

„Princeps“ ist natürlich auch nicht optimal, weist aber implizit (wg. der Nicht-Übersetzung) auf das Problem hin;
vielleicht besser: Ein Amtsträger, ein Regent
Re: Übersetzung Deutsch - Latein
filix am 5.2.13 um 19:00 Uhr (Zitieren) III
Ich habe dir keinen Antrag gemacht, arbiter.

Was „princeps“ angeht, gebe ich dir recht. „good and bad news“ finde ich aber nicht wirklich erhellend.

Die Verwirrung rührt wohl daher, dass sich die Begründung des Chilon für die mangelnde Eignung des Bruders bei Diogenes Laertius auf die Auskunft beschränkt, dieser habe im Unterschied zu ihm nicht gelernt, Unrecht zu ertragen: http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0258%3Abook%3D1%3Achapter%3D3

Das heißt „illud iuxta ...“ ist als lat. Version des Solon geschriebenen Ausspruchs eine durch Erasmus vorgenommene Hinzufügung, die nur hier den Eindruck erweckt, die Szene zwischen den Brüdern gäbe schon bei D.L. den Deutungshorizont für denselben ab.

Jetzt kann man wenigstens fragen, wie das 16. Jhdt. den Ausspruch sonst aufgefasst hat, wie diese Auffassungen zum gr. Original passen, schließlich wie solches sich mit Bezug zu D.L. verträgt.

Hinzu kommt, dass in derartigen Werken der Epoche, aus der die Vorlage stammt, regelrechte Collagen solcher Apophthegmata gebildet werden, verbindende Interpretation inklusive - hier ein Beispiel für den diskutierten Ausspruch :
http://www.uni-mannheim.de/mateo/camenaref/manuzio/manuzio1/jpg/s0686.html
„admonet ut qui in tractandis Rei publicae muneribus versatur, patientissimis sit auribus, aequoque animo et bene et male audire consuescat: neque facile populi vel laudibus vel convitiis a recto demoveatur...“
D.h. das Ideal der Gleichmut in der Anhörung wird letztlich auf Beeinflussungsversuche bezogen, denen er sich entziehen soll, um nicht „a recto demoveatur“, er muss sich also Äußerungen wohlwollender wie übel gesinnter Natur, Lob und Tadel des Volkes anhören, ohne sich davon bei Entscheidungen hinreißen zu lassen. Dabei schließt der Autor mit dem Alexander zugeschriebenen, von Plutarch überliefernden Diktum - in der lat. Version: „Regium est, inquit, male audire cum bene feceris“ - „Es ist typisch für Herrscher, üble Nachrede zu haben, obwohl man richtig gehandelt hat.“

Re: Übersetzung Deutsch - Latein
arbiter am 5.2.13 um 19:06 Uhr (Zitieren) II
ja, gut, danke für die Erläuterungen; das hier eine Collage vorliegt, ergibt sich ja schon aus dem Text selbst.
Meine favorisierte Übertragung wollte den Bezug auf die facta erhalten
Re: Übersetzung Deutsch - Latein
arbiter am 5.2.13 um 19:07 Uhr (Zitieren) III
dass
Re: Übersetzung Deutsch - Latein
VRSVS ALBVS am 7.2.13 um 17:26 Uhr (Zitieren) II
Ich habe noch einmal wegen den Zeiten nachgeschaut; müsste es nicht so heißen?

Diogenes Laertios schreibt folgendes an Chilon:
Als der Bruder sich beschwert, dass er nicht selbst zum Ephor gewählt wird, obwohl jener es war, sagt er (ihm):
„Ich habe gelernt das Unrecht zu ertragen, du aber nicht!“,
wobei er verdeutlichte dass niemand für ein Amt geeignet ist, der nicht viele Taten wider der Gerechtigkeit und des Guten wegstecken könne, gemäß jenes Zitats:
Du sollst dir als Princeps (bzw. an erster Stelle) ebenso Gerechtes und Ungerechtes anhören.
Re: Übersetzung Deutsch - Latein
filix am 7.2.13 um 20:01 Uhr (Zitieren) II
„inquit“ ist sowohl Präsens- als auch Perfektform, das Partizip Präsens drückt bloß ein Zeitverhältnis aus. Der Anfang lautet zudem: „Dem Chilon schreibt D.L. dies zu:“, es handelt sich nicht um einen die Jahrhunderte überbrückenden Briefverkehr.
 
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„inquit“ ist sowohl Präsens- als auch Perfektform, das Partizip Präsens drückt bloß ein Zeitverhältnis aus. Der Anfang lautet zudem: „Dem Chilon schreibt D.L. dies zu:“, es handelt sich nicht um einen die Jahrhunderte überbrückenden Briefverkehr.
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