:-D Okay, dann hab ich ja mehr Ahnung als ihr. Clavileo hat’s erraten. Es gibt halt verschiedene Lesarten an dieser Stelle. Ich weiß nur nicht, wie ich die Scholien da reinbekommen soll.
Mir gehts vornehmlich um die Syntax des Apparates. Ob Graeculus mehr weiß?
C ist die Handschrift, die hier als Vertreter der Handschriftengruppe Ω benutzt wurde. Für diese Lesart hat sich der Herausgeber entschieden und führt als Testimonien die Statius-Scholien zur Thebais 3, 642 und 8, 27 an, in denen die Stelle in der Lesart zitert wird. Die andere Lesart findet sich in der Hs. Vat. 3284 (F) sowie in einem Zitat bei Priscian.
@bibulus. das is eigentlich grad egal. ich will gar nicht die stelle diskutieren. mir gehts nur um die aufschluesselung des apparates. wenn es dich aber interessiert, schreibe ich es morgen. lieg schon im bett :-D
Die Hs. Vat. 3284 (Katalog-Nr. der Vatikanischen Bibliothek) wird wohl von einzelnen Herausgebern unter der Abkürzung F geführt.
Die Scholiasten sind meist anonym. Wenn sie namentlich bekannt sind, wie der Vergil-Kommentator Servius oder der Horaz-Kommentator Porphyrius, werden sie benannt.
Wiedereinmal danke für die Ausführungen, Kuli. Soweit komme ich mit.
Ich habe in meinen Aufzeichnungen folgendes zusammengefasst:
A, B, C, a, b, c = einzelne Handschriften, Codices
A² = zweite Emendatio der Hs. A
Ψ, Χ, Φ = Hanschriftenfamilien (Archetypen)
α, β, γ = Handschriftengruppen (Hyparchetypen)
ω = consensus codicum (alle Hss.)
Das kann ich auch alles nachvollziehen. Nun kommt es ja aber sehr häufig vor, dass Namen ausgeschrieben werden, wie etwa Prisc. , Heinsius oder Bentley. Diese sind meist kursiv. Ich dachte bisher, dass das dann immer „moderne“ Konjekturen. Aber wie „modern“ ist denn ein Grammatiker aus dem 7. Jh.?
Ich stelle mal eine Vermutung auf: Die Sammelsiglen fassen Handschriften zusammen (sehr alt). Die kursiv geschriebenen Namen sind edd., also editores/editiones, also die Herausgeber/Ausgaben - logischerweise entstanden die dann viel später.
Und der Unterschied zwischen Hss-Familien und -Gruppen besteht nur darin, dass die Familien näher am Original sind, als die Gruppen, wenn man das Stemma anschaut?
Die durch griechische Buchstaben bezeichneten Archetypen (und Hyparch.) liegen uns nicht vor. Sie werden durch Vergleich der Hss. rekonstruiert.
Die relevanten Hss. werden unter einem lat. Großbuchst. als Siglum geführt.
Hss., die erwiesenermaßen von einer Hs., die uns vorliegt, abgeschrieben worden sind, also zur Rekonstruktion des Archetyps keine Informationen beitragen können, werden von der recensio ausgeschlossen. Das kann sich auch im Verlauf der textkritischen Arbeit erweisen, wie im vorliegenden Fall wohl für F. (Die praefatio und das Siglenverzeichnis müssten darüber Auskunft geben.). F ist daher eliminiert worden, wird aber noch an Stellen herangezogen, an denen die Vorlage von F beschädigt ist.
Priscian wird hier nur herangezogen, weil er ein Zitat des Textes bringt, nicht, weil er den Text ediert hat.
Danke schön! Ich muss das morgen ja auch irgendwie sauber zu Papier kriegen. Wenn ich mich also mit den kursiv-geschrieben Schriften zuwende, rede ich generell von „Testemonien“, also Zeugnissen, die das bestätigen, was in den davor genannten Hss. gefunden wurde?
Beispiel:
Gegenüberstehen die Lesarten PARCAS und PARCAE. Erstere findet sich in den Hss. der Hss.-gruppe, die mit ω zusammengefasst wird (zu meist m.E. consensus codicum). Als Zeugnisse (Testimonien) dafür werden zum einen Priscian und Scholien in Statius Thebais an der Stelle 8,27. Letztere Lesart findet sich in den Handschriften Z und M, welche wiederum durch Scholien in Statius Thebais an der Stelle 3,642 bestätigt wird.