Der letzte Beitrag meinerseits fragte nach der Kreuzigung in vorklassischer Zeit.
Nun bin ich nochmal auf ein paar Zeilen gestoßen, die m.E. mit der Thematik vereinbar sind. V.75.ff (Oxford-Ausgabe):
[...];neque quicquam meliust mihi,
ut opinor, quam ex me ut unam faciam litteram Tlongum, laqueoT collum quando opstrinxero.
Die Frage mag albern klingen, aber gab es in der Antike Selbstmord durch erhängen? Oder ist hier vielleicht mal wieder das „Kreuz“ gemeint?
Reclam (H.Rädle) meint übrigens an dieser Stelle: „...als daß ich mir einen Strick um den Hals lege und aus mir ein langes i mache.“
(4,4) necesse est aut non perveniat aut transeat. ‚Difficile est‘ inquis ‚animum perducere ad contemptionem animae.‘ Non vides, quam ex frivolis causis contemnatur? Alius ante amicae fores laqueo pependit, alius se praecipitavit e tecto, ne dominum stomachantem diutius audiret, alius, ne reduceretur e fuga, ferrum adegit in viscera: non putas virtutem hoc effecturam, quod efficit nimia formido? Nulli potest secura vita contingere, qui de producenda nimis cogitat, qui inter magna bona multos consules numerat.
An’s Kreuz hat sich bestimmt keiner selbst gehängt, denn wenn jemand schon Selbstmord begehen will, sucht(e) er sich doch einen Weg aus, der möglichst schnell zum Tod führt.
Manche haben sich ja anscheinend früher selbst das Schwert in den Leib gerannt, aber Giftbecher, sich von Höhen stürzen und Erhängen waren vermutlich zu allen Zeiten üblich.
Bibulus weiß da sicher besser Bescheid. Also abwarten!
Es herrscht ziemliche Einigkeit in der Lit., dass die „littera longa“ das lange I ist, das
der gestreckte Hals des Erhängten oder dessen herabhängender Körper bildet. Dem Erhängen als Strafe haftet in der Antike etwas Unehrenhaftes an, das auch im Fall des Selbstmordes zur Geltung kommt.
Weitere Stellen:
"Byblida quid referam, vetito quae fratris amore
Arsit et est laqueo fortiter ulta nefas?" (Ovid: Ars amatoria I, 283 f.)
"Muss ich Byblis anführen, die in verbotener
Liebe zum Bruder entbrannt war und tapfer
das Unrecht mit dem Strick sühnte?"
Nicht zu vergessen, den Strick, den man als Zeichen eines geforderten Selbstmordes sandte:
„Putant Neronem ad voluntariam mortem coactum, cum ei carnifex quasi ex senatus auctoritate missus laqueos et uncos ostentaret ... “ (Sueton: Tib. 54)
„Man glaubte, dass Nero ( hier ist Nero Iulius Caesar Germanicus, Sohn des Germanicus, Adoptivsohn von Tiberius, der schließlich wegen einer - vermuteten - Verschwörung gegen diesen verbannt und zum Selbstmord gedrängt oder ermordet wurde, gemeint) zum Freitod gezwungen wurde, als ihm ein Henker, der angeblich auf Beschluss des Senates geschickt worden war, Schlinge und Haken zeigte ...“
Wir kennen das vor allem aus Western oder englischen Kriminalfilmen.
Der Deliquent steht erhöht unter einem Galgenbaum,
ihm wird eine Schlinge um den Hals gelegt
und er stürzt ein oder zwei Meter in die Tiefe
und kommt so zu Tode.
Diese Methode hat aber eine unappetitliche Nebenerscheinung:
Sehr oft wurde der Kopf vom Körper abgerissen
(Was ja angeblich auch bei der Hinrichtung Saddam Husseins
geschehen sein soll),
und das Blut spritze durch die Gegend und auf die Zuschauer.
Judas soll sich ja auch auf diese Methode das Leben genommen haben
und sein Körper sei dabei auch aufgebrochen.
Daher gab es auch eine andere Methode:
die Hinrichtung am Würgepfahl
(wieder ein Pfahl!)
Dieser Pfahl war nur etwas länger als die Körpergröße,
an dem oben ein Seil an einem Haken befestigt war.
Der Deliquent wurde hochgehoben und ihm dann die Schlinge
um den Hals gelegt. Ließ man hin los, so hing er nur wenige Zentimeter
über dem Erdboden. Um den Eintritt des Todes zu beschleunigen,
hängten sich manchmal die Henkersknechte an den Körper.
@seker,
ich weiß es nicht.
Ich kann auch nur die mir zur Verfügung stehenden Quellen interpretieren.
Es gibt da eine Stelle im Deutronomium: "Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist,
und wird getötet, und man hängt ihn an ein Holz,
so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben,
sondern du sollst ihn desselben Tages begraben,
denn ein Gehenkter ist verflucht bei Gott,
auf daß du dein Land nicht verunreinigst,
das dir der HERR, dein Gott, gibt zum Erbe."
5. Mose 21, Verse 22,23