Hoffe, Sie/Ihr könnte mir auch bei meiner folgenden Frage helfen:
gegen ist ein Zitat: „omnia vincit amor“ [Liebe besiegt alles]. Wäre es auf Lateinisch grammatikalisch richtig zu sagen „amor vincit omnia“ oder „amor omnia vincit“? Oder verändere ich durch die Reihenfolge der Wörter den Sinn/die besondere Betonung der Aussage allzu sehr?
Wäre für die genaue Übersetzung dieser 3 Möglichkeiten sehr dankbar!
Liebe Grüße
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Stecke die drei Wörter in eine Lostrommel, lasse sie mischen, und in welcher Reihenfolge auch immer sie herauskommen - es ist korrekt und beeinflußt den Sinn nicht. Oder: fast nicht. Denn man wird das Wort, das man am meisten betonen will, wohl exponiert stellen: an den Anfang oder an das Ende.
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Ich meinte natürlich den Ingenieur (nicht: Architekt), der durch nichts & niemanden zu ersetzen ist. Allerdings werden wir mit drei Wörtern auch ohne ihn fertig.
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Ich meine aber doch, dass er Architekt ist. Wohlgemerkt: Architekt, nicht Innenarchitekt! ;-))
Für drei Sätze brauchen wir ihn nicht zu bemühen. Wenn’s aber mehr sein soll und mit den gewissen (kleinen) Details, dann muss er schon einspringen! ;-))
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Ich hoffe, die die Vorstellung, dass im Lat. die Wortstellung in jedem Fall durch die Gesetze der Permutation geregelt ist, beschränkt sich auf: „omnia vincit amor.“
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
@paeda,
inwieweit der gemeine Lateiner im Alltag die Wortstellung handhabte,
wissen wir nicht.
Wir stützen uns ja auf die Klassiker der lateinischen Literatur.
Und auch noch heute „dürfen“ etablierte Schreiberlinge
mit der Wortstellung experimentieren.
;-)
Das Lateinische hat aber eben den Vorteil, durch die ausgeprägte Flexion
die Bedeutung eines Wortes im Satzgefüge (ziemlich) genau zuweisen zu können.
Daher haben sich besonders die Lyriker sehr große Freiheiten erlauben können.
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Ja, so meinte ich es - das „[omnia vincit] amor“ Vergils stellt nur eine schwache Ausnahme von der neutral word order der überlieferten Prosa dar, die das Subjekt verschiebt, die gewöhnliche relative Position von direktem Objekt und Verb aber nicht antastet, und das m.E. nicht aus Beliebigkeit, der Absicht, zweitausend Jahre später Schüler zu quälen, oder metrischen Gründen, sondern um den Fokus auf „amor“ zu legen, dem in der Präsentation der Information die Auflösung der Spannung zukommt: „Alles besiegt ... die Liebe“.
Schon unter diesem Gesichtspunkt kann von einer Gleichwertigkeit der 3! Möglichkeiten selbst bei dem kurzen Satz keine Rede sein.
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Von Gleichwertigkeit war, zumindest aus meiner Sicht, keine Rede, nur von der Möglichkeit. Dass Verschiebungen in der Satzstellung auch rhetorische Akzente setzen, ist doch unbestritten.
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Was anderes drückt die Vorstellung von der Beliebigkeit der durch Permutation ermittelten Varianten, magst du sie auch nicht aufgebracht haben, aus? Es fragt sich zudem, ob z.B. unter den genannten Aspekten „omnia amor vincit“ nicht als Option ausfällt. Verständlichkeit ist überhaupt kein ausreichendes Kriterium für die Frage nach Grundstrukturen und gezielter Abweichung davon in puncto word order.
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
So wie man im Deutschen betont sagen kann: „Alles besiegt die Liebe (die Zeit, den Raum, den Streit, die Eifersucht)“, so kann man m.E. auch im Lateinischen sagen: „Omnia vincit amor.“
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Ich weiß, Bibulus. Ich muss die Liebesgedichte von ihm in irgendeinem Umzugskarton haben, und auch sein Buch „Die Kunst des Liebens“. Deshalb meinte ich, er hat sich wohl auf die Liebe spezialisiert. ;-))
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Ja, aber es ändert nichts daran, dass durch die Verrückung des Subjekts von seinem ‚Stammplatz‘ ein spezieller Focus erzeugt wird: „ALLES besiegt (Wer? Wer? Wer?): die Liebe!“
Re: Wie wichtig ist im Lateinischen die Reihenfolge der Wörter?
Dem stimme ich selbstverständlich zu. Die Wortstellung mag grammatisch flexibel sein, ist im Hinblick auf den Sinn aber keineswegs neutral. Im Deutschen nicht und im Lateinischen auch nicht. Das ist ja auch der Sinn meines Jonathan-Briefes: ich möchte das „alles“ betonen, und je nach Gesprächslage kann man auch die Spannung des „Wer? Wer? Wer?“ erzeugen.
Bsp.:
Alles, wovon du jemals geträumt hast, was dich glücklich macht und wodurch du die Anerkennung, ja den Neid deiner Mitmenschen erlangst - wenn man denn Neid als etwas Positives sehen will -, kannst du erreichen, wenn du dich aufraffst, dir gleichsam selber einen Tritt in den Arsch verpaßt, die Einwände nörgeliger Miesmacher ignorierst und endlich (was? was? was?) Lotto spielst.