Ich habe mich immer gefragt, ob diese „Fac...“-Konstruktionen mit Konjunktiv nicht etwas sehr unfreundliches à la unserem „Mach, dass du...“ haben. Oder gibt es da Unterschiede zwischen Imperativ und „Prohibitiv“?
Dürfte man einen Gott wohl bitten fac proeliam vincamus - oder zählte das schon unter „anmaulen“?
Sie wird tatsächlich meist mit Abmilderungsformeln versetzt: „Immo vero, si me amas, tu fac, ut sciam ... “
„tu, quaeso, fac sciam ubi Brutum nostrum et quo die videre possim.“
Man kann den Satz auch als flehentliches „Lass nicht zu, dass ich meinen Legionen Schande bereite!“ auffassen - „sine me dedecori non esse legionibus meis!“ - wie Ovid in den Tristia IV,4 sagt „ah! sine me fati non meminisse mei“ „ Ach, lass mich nicht an mein Schicksal denken!“ - wobei die Verneinung in den AcI wandert.
Weil es sich um die Bitte an einen anderen handelt, Aquila spricht ja nicht zu sich: „Lass mich(=Oh möge ich doch) meinen Legionen keine Schande bereiten!“ D.h. du landest erst recht wieder bei Formulierungen wie „Mögest du doch nicht zulassen, dass ich meinen Legionen Schande bereite!“
Nun ist „utinam propitia sis“ ja ebenfalls ein Wunsch an einen anderen. Daß wir auf diese Weise das „(zu)lassen“ nicht umgehen können, trifft natürlich zu. Eine solche Konstruktion ist aber nicht sehr schwierig, oder?
Den Weg mit „fac ne ...“ hätte auch ich als sehr fordernd aufgefaßt; mit den Zusätzen geht es freilich, klar.
Nach meinem Dafürhalten wird es schwierig, den verneinten Optativ im Hauptsatz für den hier angestrebten Sinn - also etwas wie „(utinam) ne sinas ...“ - als klassisches Lat. zu verteidigen. Zudem: wenn die „fac“-Konstruktion auch zu fordernd erscheinen mag, hat der Ausgangssatz doch Aufforderungscharakter, der über das bloße Wünschen hinausgeht. Der Konj.Präsens als Aufforderung an die zweite Person Sg. hat aber a) vorrangig verallgemeinernden Charakter („man ...“) und ist b) im klass. Latein selten. (cf. Neuer Menge §111)
Das leuchtet ein.
Freilich spielt der Film „Der Adler der neunten Legion“ um das Jahr 140 u.Z. und natürlich im Soldatenmilieu.
Da ist klassisches Latein wahrscheinlich kein Muß. Auf RTL schon gar nicht. Und Mithras, der hat sicherlich ohnehin irgendeinen Dialekt gesprochen. So 100% römisch war der ja nicht.
Nein, historisch ist dieser Aquila nicht; und ich dachte nur, daß es dem Gott Mithras nicht so viel bedeutet, in klassischem Latein angesprochen zu werden.
Der Mithras-Kult stammt aus Persien; im 2. Jhdt. u.Z. taucht er im Römischen Reich auf. Dazwischen liegt aber eine jahrhundertelange Überlieferungslücke, und man weiß nicht genau, was der römische Mithras mit dem persischen gemein hat. So mein Kenntnisstand.
Wir kennen allerdings auch Formulierungen wie „Herr, mach, dass .... “ aus Gebeten, vermutlich nach mittellat. Vorbild: „Domine Iesu christe, fac quod amem te ardenter“ et cetera. Und auch bei Ovid in den Amores III,2,46 heißt es, an die Göttin Victoria gerichtet: „Huc ades et meus hic fac, dea, vincat amor“
Zeitweilig hatte ich die Befürchtung, ein römischer Soldat des 2. Jahrhunderts könnte sprechen wie Cicero oder wie ein von einem Lateinprofessor verfaßtes Drehbuch; doch inzwischen bin ich überzeugt, daß „fac ne ...“ hinreichend derb klingt.
Keine Sorge, es klingt immer noch danach - vermutlich muss man den 2005 erschienen dritten Band des Thesaurus Cultus et Rituum Antiquorum (ThesCRA): Divination. Prayer. Gestures and acts of veneration ... durchforsten, um sich eine Vorstellung von der Sprache des Betens in der Antike zu machen und verschiedene Register unterscheiden zu können.