Mit dem Plural von iustitia und dignitas wäre ich vorsichtig.
Er ist unüblich bzw. hat eine spezielle Bedeutung:
d) dignitates, Männer von Rang u. Würden, Cic. or. 89. Liv. 22, 40, 4. Quint. 11, 1, 67. –
Generalisiert, finde ich schon.
Es geht nicht um Sätze, sondern wirklich nur um Begriffe.
Z.B. Die Tugenden (keine spezielle, es gibt ja mehrere).
So auch die anderen Begriffe. Die Begrifflichkeiten sind u.a. in Wikipedia umfangereich dargestellt, so dass sogar der Begriff selbst verschieden auslegbar ist.
Daher die „Allgemeingültigkeiten“.
Und was mach ich nu?
Wir hatten es ja neulich von plurale tantum und singulare tantum. Allerdings gibt es auch wieder Abweichungen.
Ein alter Ausdruck wäre z. B.: in Ehren und Würden, Ehrenträger, usw.
Interessanterweise gibt es m. E. für Gerechtigkeit im Deutschen keinen Plural, dagegen für das Gegenteil: Ungerechtigkeiten.
Und die Tugend kann man in den Plural setzen, wenn man sie in deren verschiedene Erscheinungsformen „aufspaltet“ (Tapferkeit/Mut, Aufrichtigkeit, usw.).
Genau, darum geht es: Verschiedene Ärklärungsformen.
Das mit den Tugenden (virtutes) ist also geklärt. ;-))
Was mache ich nun mit den Gerechtigkeiten und den Würden (lt. Duden Pluralbildung möglich)? Ist es nun prinzipiell ins lateinische wie o.a. möglich oder Nogo?
Ich denke, diese Frage können nur diejenigen beantworten, die ein sehr differenziertes Sprachgefühl für die lateinische Sprache entwickelt haben bzw. sich sehr gut mit klassischen Texten auskennen.
Leider kann ich dies nur bis zu einem bestimmten Grad für die deutsche Sprache geltend machen.
Vielleicht meldet sich noch ein Whizz, ich drücke dir die Daumen! ;-))
[503] iūstitia, ae, f. (iustus), I) subjektiv = die Gerechtigkeit, das Billigkeitsgefühl, die Billigkeit, Aristidis (Ggstz. intemperantia Pausaniae), [504] Nep.: iustitiam colere (üben), Cic.: iustitiam agitare, walten lassen, Plin. ep.: ut meae stultitiae in iustitia tua (weisen G., Weisheit) sit aliquid praesidii, Ter. – m. erga od. m. in u. Akk., iustitia erga deos, erga parentes, Cic.: iust. in omnes captivos, Curt.: constituere (aufstellen) maximum exemplum iustitiae in hostem, Cic. – Plur. = die Rechte, Hieron. in psalm. 142, 6. Vulg. psalm. 18 (19), 9. – II) objektiv = das Recht als Inbegriff der Gesetze, Flor. 1, 24, 1.
@Marius
Überschneidungen sind kein Dilemma, im Gegenteil: Ich sehe sie als Hinweis dafür, dass zwei oder mehrere Menschen in dieselbe Richtung denken. (Eine schöne Bestätigung! :-))
Versuche mich anders zu erklären.
Gerechtigkeiten sind mehrere zusammengefasst. Wie z.B. Gleichberechtigung, Politische Gerechtigkeit, Juristische Gerechtigkeit, Soziale Gerechtigkeit, Generationengerechtigkeit, usw.
Das wollte ich somit als Überbegriff mit „iustitiae“ ausdrücken
Schüchterner Hinweis:
(schon von mir oft hier vorgebracht)
Im Lateinischen werden Plural der Neutra gebraucht,
um eine Gesamtheit auszudrücken, die im Deutschen oft im Singular stehen.
Dagegen haben die Feminina copia <-> copiae
fortuna <-> fortunae
littera <-> litterae
sarcina <-> sarcinae
im Singular und Plural
unterschiedliche Bedeutungen.
Und auch hier wird bei den Klassikern eben der Plural für eine bestimmte Bedeutung angewendet.
Gerechtigkeit in einem Bereich zu üben und in einem anderen Bereich das Gegenteil, macht per se keinen/wenig Sinn.
Gerechtigkeit ist eine Einstellungs-/Haltungsfrage.
Nehmen wir deine Beispiele:
Gleichberechtigung bezieht sich auf Personen (Mann/Frau, Behinderte/Nichtbehinderte, Alte/Junge = Generationengerechtigkeit, usw.. Geregelt wird sie über politische Entscheidungen/Gesetze. Durchgesetzt wird sie juristisch durch die Exekutive (oder auch nicht).
Soziale Gerechtigkeit differenziert nur den Anwendungsbereich.
Gerechtigkeit an sich heißt ja nur, jemandem gerecht zu werden; niemanden bevorzugen oder benachteiligen.
Danke euch beiden. War hier schon einmal in diesem (sehr guten) Forum und wurde belehrt, das Plurale eher eine Allgemeingültigkeit ausdrücken. Somit kam ich auf dignitates und iustitiae. Die Übersetzung „Tugenden,virtutes“ ist ja auch „eher“ zutreffend.
@Marius
Auch ich würde das Forum als (sehr) gut bewerten.
Was die von dir angesprochene „Belehrung“ betrifft, so solltest du noch einmal nachlesen, denn ich vermute, sie bezog sich auf substantivierte Adjektive und Numerale:
bona als Plural: das Gute
(geht vermutlich mit allen Adjektiven, daher auch der Vorschlag)
omnia: Alles
@Klaus
Wenn ich Marius richtig verstanden habe, ging es ihm gerade NICHT um die Gesamtheit, sondern um die Aufschlüsselung (die Mosaike in einem Ganzen).
Der jeweilige Plural der Adjektive wäre sozusagen ein Kunstgriff, um der Problematik auszuweichen.
Die Eingangsfrage von Marius war nach der Pluralbildung von : Würde, Gerechtigkeit und Tugend
Kuli und Bibulus haben die Lösungen gefunden, und ich habe zusammengefasst
@Klaus
Ich wollte deine und die Bemühungen der Anderen nicht in Zweifel ziehen.
Es ging aber m. E. um Zweierlei:
- die grammatischen Pluralformen, die natürlich problemlos gebildet werden können
- die Zweckmäßigkeit dieser Bildung, da sich hier die Geister schieden.
(Meine Fähigkeiten, die ich in jungen Jahren im Judo erwarb, will ich nicht mehr unter Beweis stellen. Sie sind ohnehin nicht tauglich, um mich ernsthaften Herausforderungen stellen zu können. ;-))
PS: Bei Sprüchen wie „in Würden und Ehren“ denkt man ja eher an Ehrenämter. Würde ist hier möglicherweise auch nur eine Angleichung an den Plural bei den Ehren.
Du siehst, Klaus, ich bin noch nicht ausgestiegen. ;-))
Ich steige doch wieder ein.
1. Marius hat alles richtig aufgeschrieben
2.@paedam: Marius will an sich alle Worte im Plural, aber „digna“ gefällt ihm nicht, deshalb belässt er dieses Wort (in Gottes Namen) im Singular.