Paedas Einwand ist berechtigt. Laut Burkard-Schauer (Neuer Menge) § 315 ist beides möglich, allerdings steht der Genitiv eher bei einem PPA, das als Prädikatsnomen verwendet wird (was hier ja nicht der Fall ist).
Die richtigen Antworten sind schon gegeben. Ich denke nun ist es eine Frage von Nuancen.
civitas pacem amans: ein friedliebendes Land (wobei im Lateinischen die Bürgerschaft metonymisch für das Land steht)
natio pacem amans: -"- (wobei hier die Einheit von Volk und dem bewohnten Stück Land betont ist)
@Kuli
Im „neuen Menge“ § 315 „Das PPA mit dem Genitiv“:
Zitat :
.....Häufig regieren solche PPA einen Genitiv, die durch ein Adjektiv ersetzt werden können, das den Genitivus objectivus regiert, wie appetens, amans
Es kommt nicht so sehr auf die syntaktische Verwendung an, als vielmehr auf die Frage, ob hier eine dauernde Eigenschaft bezeichnet werden soll oder nicht (nur in letzterem Fall der Akk., wobei die Formulierung ja schon prima vista wie ein PC aussieht)
@Tofu
das scheint mir frei erfunden; wenn nicht, bitte belegen
Georges:
civitas wäre natürlich auch möglich, wobei das dt. Land doch immer die Vorstellung einer größeren geografischen Einheit befördert, was civitas nicht tut
Das sei dir unbenommen, aber der zitierte Satz muss doch im Zusammenhang mit den vorangehenden gelesen werden, sonst wird der Sinn völlig entstellt. Bei Burkard-Schauer heißt es:
„Das PPA von transitiven Verben regiert zuweilen (a) den Genetiv statt des (immer möglichen) (b) Akkusativs. Der Genetiv steht v. a. dann als Ergänzung des PPA, wenn das PPA als Prädikatsnomen (im Nominativ oder im Akkusativ) oder als Prädikativum im Akkusativ verwendet wird. Hat das PPA eine andere syntaktische Funktion, so steht fast immer der Akkusativ. Häufig regieren solche PPA einen Genetiv, die durch ein Adjektiv ersetzt werden können, das den Genetivus obiectivus regiert, wie appetens, amans (vgl. § 298). Sehr oft entscheiden außerdem stilistische und euphonische Gründe darüber, welcher Kasus gesetzt wird.“ (Hervorhebung von mir)
Der von dir zitierte Satz erläutert also offenbar den vorher angesetzten Fall, dass das PPA ein Prädikatsnomen ist.
Eine solche Behauptung in Kenntnis des oben ziterten Passus, der beigefügten Beispiele (etwa: „Tibi civi amanti patriam omnia exponam (Att. 1, 19, 1)“) und der Anmerkung auf S. 398 („Wie man schon an den Beispielen erkennt, lässt sich die semantische Unterscheidung, die Menge § 85 trifft (das PPA mit dem Genetiv bezeichne eine dauernde Eigenschaft), kaum aufrechterhalten; offensichtlich stehen bei der Kasuswahl syntaktische und stilistische Erwägungen im Vordergrund.“) aufzustellen, bedarf schon eines gewissen Maßes an „Arbitrarität“.
In meinem bescheidenen Schul-Grammatikbuch steht zu dem Thema:
Ein genitivus obiectivuus steht beim Partizip Präsens einiger transitiver Verben, wenn das Partizip eine Eigenschaft ausdrückt.
Beispiele: amans patriae, appetens gloriae, metuens deorum, patiens belli.