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LUSTIGE PHILOSOPHIEGESCHICHTE — 774 Aufrufe
rex am 19.10.13 um 18:15 Uhr (Zitieren) V
SOKRATES-MORITAT

1. Vernehmt, o Leut‘, die Moritat,
die einst sich zugetragen hat
vor vielen, vielen hundert Jahr,
sonderbar.

2. Im Land der Griechen ist zu sehn
die wunderschöne Stadt Athen.
Da wohnt‘ zur Zeit des Perikles
Sokrates.

3. Sein Vater Sophroniskos, der
war von Natur ein Bildhauer.
Den Marmelstein schlug er zurecht
gar nicht schlecht.

4. Der sprach zu seinem Sohn: „Fürwahr,
du bleibst bei mir, was Vater‘n war.
Denn zum Studieren braucht man Geld,
und das fehlt.“

5. Im Anfang freilich war auch er
gleich dem Vater Bildhauer
und wohnt‘ in einer Bude klein
ganz allein.

6. Und als er dacht‘ ans Heiraten,
war in der ganzen Stadt Athen
auch nicht ein einzig Mägdelein,
ihn zu frei‘n.

7. Denn es besaß Herr Sokrates
kein angenehmes Äußeres.
Er war ja wüst und buckelig,
äußerlich.

8. Und wenn es regnet‘, welch ein Spaß,
da wurde ihm der Schädel nass.
Auf seinem Haupte wunderbar
wuchs kein Haar.

9. Und doch trotz diesem Hindernus
fand sich ein Weib für Sokratus
aus einem Dorfe in der Näh‘:
Xanthippe!

10. Doch dies erwies sich mit der Zeit
als eine Unvorsichtigkeit:
Besagtes Weib, Madam Xanthipp
war eine Hipp.

11. Er ging deshalb nur selten heim,
saß lieber in die Kneip hinein
und trank dort oft bis morgens vier
Bayrisch Bier.

12. Es fing deshalb das böse Weib
zu prügeln an des Gatten Leib.
Es diente ihr zu diesem Ziel
ein Besenstiel.

13. Dort auf dem Markt pflegt‘ er zu stehn,
wo Mann und Weib vorübergehn
und sprach: „0 Mensch, erkenne dich
innerlich!“.

14. „Bei allen Göttern und beim Styx:
mit Menschenweisheit ist es nix!
Es lockt vom Ofen keinen Hund
all der Schund.“

15. Doch während er noch solches sagt‘,
da fühlt er sich am Rock gepackt.
Das tat mit seinem langen Arm
ein Gendarm.

16. Wenn richtig man betrachtet es,
so hatte Recht Herr Sokrates.
Doch dieser Ansicht war nun nicht
das Gericht.

17. Man schleppte ihn zum Volksgericht
am Schopf wie einen Bösewicht.
Dort sprach der strenge Staatsanwalt:
„Machts ihn kalt!“

18. Im finstern Kerker, welch ein Graus,
blies man das Lebenslicht ihm aus.
Was hat ihm wohl den Tod verschafft?
Schierlingssaft.

19. Und die Moral von der Geschicht:
Nehmt euch kein böses Weibsbild nicht!
Sie macht den Mann nach großer Not
mausetot.

_________________________________

Aus dem 19.Jahrhundert stammende Volksballade
Quelle: Deutsche Volkslieder.
Herausgeber: Heinrich Zelton.
Dörfler-Verlag: Eggolsheim.
Re: LUSTIGE PHILOSOPHIEGESCHICHTE
Klaus am 19.10.13 um 18:40 Uhr (Zitieren) I
Da kommt sicher ein strafender Kommentar von paeda!
Re: LUSTIGE PHILOSOPHIEGESCHICHTE
paeda am 19.10.13 um 22:16 Uhr (Zitieren)
Zitat von Klaus am 19.10.13, 18:40Da kommt sicher ein strafender Kommentar von paeda!

Da sich rex aus meinen strafenden Kommentaren höchstwahrscheinlich nichts machen würde, spare ich mir die Mühe.
Außerdem fühle ich mich nicht betroffen, denn nach meinem Selbstverständnis bin ich ja kein böses Weib!
Zu guter Letzt: Jeder kann sich zusammentun, mit wem er will ... oder auch nicht!
Ob die Volksballade eine lustige Philosophiegeschichte ist, will ich allerdings dahinstellen. Das Volk sollte auch das Reimen noch etwas besser üben!
 
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Da kommt sicher ein strafender Kommentar von paeda!
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