Latein Wörterbuch - Forum
apparata — 1433 Aufrufe
Teutonius am 30.10.13 um 16:58 Uhr (Zitieren)
Nec rota vel eculeus more Graecorum tormentis eius apparata iam deerant, sed offirmatus mira praesumptione nullis verberibus ac ne ipso quidem succumbit igni.
- apparata
= diese Geräte (Rad und Bock) fehlten nicht
= nach der Art der Griechen angewendet/herbeigeschafft
??
Danke!
Re: apparata
Kuli am 30.10.13 um 18:54 Uhr (Zitieren)
Auch Rad und [Folter-]Pferdchen (rota vel eculeus) fehlten nicht mehr [= waren wie zu erwarten schon da], nach Art der Griechen (more Graecorum) zu seiner Folterung hergerichtet (tormentis eius apparata), ...
Re: apparata
paeda am 30.10.13 um 22:59 Uhr (Zitieren)
Das „Rädern“ hat sich ja sprachlich bis heute erhalten in Wendungen wie „Ich fühle mich wie gerädert“. Was waren „Folterpferdchen“?
Re: apparata
Jonathan am 30.10.13 um 23:02 Uhr (Zitieren)
Ein nach oben spitz zulaufender Bock, auf dem man, wie auf einem Pferd gefesselt saß. Sehr unbequem.
Re: apparata
paeda am 30.10.13 um 23:11 Uhr (Zitieren)
Danke, Jonathan! Davon hatte ich noch nie gehört.
Re: apparata
Kuli am 4.11.13 um 9:51 Uhr (Zitieren)
Ich habe kürzlich gelesen, dass das Wort „Folter“ auf „Fohlen“ zurückgeht und mit diesem Folterwerkzeug in Zusammenhang steht.
Re: apparata
paeda am 4.11.13 um 9:59 Uhr (Zitieren)
Danke, Kuli, für den interessanten Hinweis! Sprachlich nicht leicht zu erkennen, weil es in den nur zweisilbigen Wörtern nur die Anfangssilben sind, die sich überdecken und dann noch das „h“ in der Folter verschwunden ist. Ohne den historischen Kontext wäre das also nicht ohne Weiteres auszumachen.
Re: apparata
paeda am 4.11.13 um 10:02 Uhr (Zitieren)
Vielleicht wäre es noch interessant gegenüberzustellen, wie es im Lateinischen ist. Wie lautet das allgemeine Wort für Folter in Verbindung mit dem Folterpferdchen?
Re: apparata
Klaus am 4.11.13 um 11:41 Uhr (Zitieren)
https://www.google.de/search?q=folterpferd&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=xXh3Uoa_IIHTtQazrIGIDw&ved=0CDQQsAQ&biw=1024&bih=606
Folter von mittellat. poledrus, „Marterwerkzeug”; auch Marter, Tortur, peinliche Befragung, strenge Befragung
Re: apparata
tortor am 4.11.13 um 11:46 Uhr (Zitieren)
Et ego hoc in contextu commemoratu dignus fuerim. :)) LOL
Re: apparata
arbiter am 4.11.13 um 12:00 Uhr (Zitieren)
poledrus von gr. polos (= lat. pullus, verwandt mit Fohlen); der zweite Wortteil (hedra) steckt auch im dt. Katheder (vgl auch ex cathedra)
Re: apparata
Kuli am 4.11.13 um 12:02 Uhr (Zitieren)
Etwas genauer hierzu der Kluge (24. Aufl.):

Folter

Substantiv, Femininum, Standardwortschatz (15. Jh.) Entlehnung. Mit der Sache entlehnt aus ml. poledrus, das ein scharfkantiges Gestell bezeichnet, auf das der Verdächtigte mit beschwerten Füßen gesetzt wurde. Das lateinische Wort ist erweitert aus gr. pōlos m./f. gleicher Bedeutung, eigentlich „Fohlen“. Diese Herkunft des Wortes war bekannt, zumal daneben auch eine l. Übersetzung eculeus m. existierte. Deshalb wurde das Wort im Anlaut an Fohlen angeglichen. Das Femininum im Anschluß an Marter. Verb: foltern.
Re: apparata
Klaus am 4.11.13 um 12:04 Uhr (Zitieren)
@tortor: Multa scribere tormentis nolo. Hoc thema horribilius est dictu.
Re: apparata
Klaus am 4.11.13 um 12:08 Uhr (Zitieren)
de tormentis
Re: apparata
Kuli am 4.11.13 um 12:19 Uhr (Zitieren)
Den Hinweis verdanke ich einem Aufsatz von Giorgio Agamben über das K. als Benennung für die Protagonisten in Kafkas Proceß und Schloß. Dort heißt es:

Nachdem man den Angeklagten in das Verhörzimmer geführt hatte, wurde er einer ersten Befragung unterzogen. Sobald er ins Stocken geriet, sich in Widersprüchen verstrickte oder auch nur seine Unschuld beteuerte, ließ der Richter die Folter anwenden. Der Angeklagte wurde auf ein Pferdchen gelegt (eculeus, „kleines Pferd“ - das deutsche Wort „Folter“ leitet sich von „Fohlen“ ab), die Arme auf dem Rücken nach oben gebogen und die Hände mit einem Strick gebunden, der an einem Seilzug befestigt war, so dass der Folterknecht (quaestionarius, tortor), wenn er an ihm zog, die Schlüsselbeine ausrenken konnte. Auf den ersten Grad der Folter, auf den das Wort „Tortur“ zurückgeht (aus torqueo, „jemandem die Glieder verdrehen, ausrenken“), folgten gewöhnlich die Geißelung und die Zufügung von Risswunden mit eisernen Haken und Eggen. Man gab sich der „Wahrheitsfindung“ mit solcher Verbissenheit hin, dass die Folter über mehrere Tage ausgedehnt werden konnte, bis das Geständnis erzwungen war.

[G. Agamben: Nacktheiten. Ffm. 2010, S. 47-48]
Re: apparata
paeda am 4.11.13 um 23:12 Uhr (Zitieren)
Verbindlichen Dank für diese sachdienlichen Beiträge!

Jetzt muss ich Kafkas Prozeß noch ein drittes Mal lesen!
 
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Den Hinweis verdanke ich einem Aufsatz von Giorgio Agamben über das K. als Benennung für die Protagonisten in Kafkas Proceß und Schloß. Dort heißt es:

Nachdem man den Angeklagten in das Verhörzimmer geführt hatte, wurde er einer ersten Befragung unterzogen. Sobald er ins Stocken geriet, sich in Widersprüchen verstrickte oder auch nur seine Unschuld beteuerte, ließ der Richter die Folter anwenden. Der Angeklagte wurde auf ein Pferdchen gelegt (eculeus, „kleines Pferd“ - das deutsche Wort „Folter“ leitet sich von „Fohlen“ ab), die Arme auf dem Rücken nach oben gebogen und die Hände mit einem Strick gebunden, der an einem Seilzug befestigt war, so dass der Folterknecht (quaestionarius, tortor), wenn er an ihm zog, die Schlüsselbeine ausrenken konnte. Auf den ersten Grad der Folter, auf den das Wort „Tortur“ zurückgeht (aus torqueo, „jemandem die Glieder verdrehen, ausrenken“), folgten gewöhnlich die Geißelung und die Zufügung von Risswunden mit eisernen Haken und Eggen. Man gab sich der „Wahrheitsfindung“ mit solcher Verbissenheit hin, dass die Folter über mehrere Tage ausgedehnt werden konnte, bis das Geständnis erzwungen war.

[G. Agamben: Nacktheiten. Ffm. 2010, S. 47-48]
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