Latein Wörterbuch - Forum
Frage zum Ablativ? — 2580 Aufrufe
kalle am 5.11.13 um 21:47 Uhr (Zitieren)
Hallo zusammen,

wie übersetzt man den Ablativ iniusta nece in der Fabel vom Wolf und Lamm (Phaedrus)

Der ganze Vers lautet: Atque ita correptum lacerat iniusta nece.

Und so zerfleischt er das ergriffene (Schaf) durch einen ungerechten Mord???
Re: Frage zum Ablativ?
Lateinhelfer am 5.11.13 um 21:53 Uhr (Zitieren)
...in ungerechtem Mord
Re: Frage zum Ablativ?
Lateinhelfer am 5.11.13 um 21:54 Uhr (Zitieren)
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 5.11.13 um 21:57 Uhr (Zitieren)
in ungerechtem Mord hört sich aber auch irgendwie komisch an...
Re: Frage zum Ablativ?
paeda am 5.11.13 um 22:19 Uhr (Zitieren)
Vielleicht „gemein“ für iniustus in diesem Kontext?
Re: Frage zum Ablativ?
Jonathan am 5.11.13 um 22:22 Uhr (Zitieren)
Zitat von kalle am 5.11.13, 21:57in ungerechtem Mord hört sich aber auch irgendwie komisch an...


Nicht komisch, sondern abseits der Umgangssprache. Schade, dass das schon als „komisch“ emfpunden wird.
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 5.11.13 um 22:31 Uhr (Zitieren)
mhh, mein Dozent will das aber immer so haben, wie wir es im Deutschen sagen würden. Ich bezweifle, ob in ungerechtem Mord gehobenes Deutsch ist.
Re: Frage zum Ablativ?
Jonathan am 5.11.13 um 22:33 Uhr (Zitieren)
woran stößt du dich denn? am „in“ oder am „ungerecht“?
Re: Frage zum Ablativ?
paeda am 5.11.13 um 22:34 Uhr (Zitieren)
Ich denke auch, dass ein ungerechter Mord sich schief anhört. Kann man einen Mord je als gerecht bezeichnen?
Re: Frage zum Ablativ?
Jonathan am 5.11.13 um 22:36 Uhr (Zitieren)
Denke daran, dass der Text nicht heute entstand. Ich bin mir sicher, dass man auch einen Mord als gerecht betrachtet haben könnte. Je nach vorausgegangener Tat.
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 5.11.13 um 22:38 Uhr (Zitieren)
ja, die Frage nach iniustus ist ein weiteres Feld, meine Überlegung ist zunächst die Übersetzung des Ablativs, durch/in klingt „komisch“
Re: Frage zum Ablativ?
Jonathan am 5.11.13 um 22:43 Uhr (Zitieren)
aber es heißt nun einmal „im Mord“. Wie soll man das denn sonst erläutern???
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 5.11.13 um 22:46 Uhr (Zitieren)
also meinst du da stände normalerweise noch ein „in“, also kein instrumentaler Ablativ?

Wie wärs mit „während eines ungerechten Todes“
Re: Frage zum Ablativ?
paeda am 5.11.13 um 22:46 Uhr (Zitieren)
Vielleicht findet sich ein Adverb. Hinterhältig oder Ähnliches? Meuchelmörderisch? Na ja, die besten Ideen habe ich heute nicht mehr.
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 5.11.13 um 22:50 Uhr (Zitieren)
mithilfe eines ungerechten Mordes?
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 5.11.13 um 22:53 Uhr (Zitieren)
aufgrund eines ungerechten Mordes...?
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 5.11.13 um 22:54 Uhr (Zitieren)
ich schlafe mal drüber, aber danke für den Austausch!
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 6.11.13 um 8:54 Uhr (Zitieren)
bei euch neue Erkenntnisse?
Re: Frage zum Ablativ?
Jonathan am 6.11.13 um 13:14 Uhr (Zitieren)
der Ablativ drückt hier nur den zeitlichen Nebenumstand aus (Wann zerfleischte er ihn? - Im Mord. ; Wann stach er mit dem Messer zu? - Na, im Mord!) Also heruntergebrochen:

Im Mord zerfleischte er ihn.

Dass der Mord und das Zerfleischen doppelt gemoppelt ist, ist eine andere Sache (Stilmittel Tautologie? - könnte man streiten).
Re: Frage zum Ablativ?
arbiter am 6.11.13 um 13:34 Uhr (Zitieren)
zunächst ist nex ja nicht unbedingt mit Mord (im Dt. jdenfalls immer unrechtmäßig) zu übersetzen, sondern umfasst jede Handlung mit Todesfolge.
@ kalle: bitte teile uns doch mit, wie Dein Dozent den Ablativ qualifiziert - das scheint mir ein größeres Problem zu sein als die Übersetzung von iniustus
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 6.11.13 um 16:36 Uhr (Zitieren)
ablativus instrumentalis
Re: Frage zum Ablativ?
arbiter am 6.11.13 um 17:32 Uhr (Zitieren)
macht keinen Sinn
Re: Frage zum Ablativ?
kalle am 6.11.13 um 18:13 Uhr (Zitieren)
was würdest du denn sagen? temporis?
Re: Frage zum Ablativ?
arbiter am 6.11.13 um 19:49 Uhr (Zitieren)
im Katalog finde ich nichts, was - zumindest auf den ersten Blick - überzeugt - deshalb frage ich ja
Re: Frage zum Ablativ?
filix am 6.11.13 um 22:26 Uhr (Zitieren)
Das Adj. „iniusta“ verführt zu einer Lesart als Abl. modi - so wie man im Lat. „iure (caesum)“, „iniuria“, „vi“ usf. sagt - allein „nece“ bezeichnet nicht die Art und Weise, auf die getötet wird, noch den begleitenden Umstand, auch kein Mittel (wie e.g. „unguibus lacerare“).
Blendet man „iniusta“ aus und betrachtet „nece lacerare“, so fühlen sich einige an eine Art Ablativ erinnert, der die Bedeutung des Verbs verstärkt, wobei dieser zunächst in Verbindungen auftaucht, die eine figura etymologica darstellen: „morte mori“, „luce lucere“, „flumine fluere“ - diese Verbindung über den gemeinsamen Wortstamm fehlt hier allerdings, auch wenn eine semantische Nahbeziehung gegeben ist. Unter diesem Gesichtspunkt funktioniert die Verbindung etwa wie im Dt. „einen/s ungerechten/grausamen/sanften et cetera Tod/es sterben“, wobei dem Adjektiv die Funktion einer adverbialen Bestimmung, dem Substantiv die der Bedeutungsverstärkung zufällt. Dafür spräche bei Phaedrus auch eine ähnliche Formulierung „... occidit tristi nece“ (II,6), das man kaum anders übersetzen wird.
Da für „töten“ in unserer Sprache keine ähnlichen Formulierungen zur Verfügung stehen, lässt sich die Struktur in der Übersetzung nicht annähernd retten.
Re: Frage zum Ablativ?
Lateinhelfer am 6.11.13 um 22:35 Uhr (Zitieren)
Ganz interessant sind auch immer alte lateinische Schulausgaben dazu: Anmerkung Punkt 13:
http://books.google.de/books?id=ZOZ6khCy0r0C&dq=iniusta%20nece&hl=de&pg=PA2#v=onepage&q=iniusta%20nece&f=false
 
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Das Adj. „iniusta“ verführt zu einer Lesart als Abl. modi - so wie man im Lat. „iure (caesum)“, „iniuria“, „vi“ usf. sagt - allein „nece“ bezeichnet nicht die Art und Weise, auf die getötet wird, noch den begleitenden Umstand, auch kein Mittel (wie e.g. „unguibus lacerare“).
Blendet man „iniusta“ aus und betrachtet „nece lacerare“, so fühlen sich einige an eine Art Ablativ erinnert, der die Bedeutung des Verbs verstärkt, wobei dieser zunächst in Verbindungen auftaucht, die eine figura etymologica darstellen: „morte mori“, „luce lucere“, „flumine fluere“ - diese Verbindung über den gemeinsamen Wortstamm fehlt hier allerdings, auch wenn eine semantische Nahbeziehung gegeben ist. Unter diesem Gesichtspunkt funktioniert die Verbindung etwa wie im Dt. „einen/s ungerechten/grausamen/sanften et cetera Tod/es sterben“, wobei dem Adjektiv die Funktion einer adverbialen Bestimmung, dem Substantiv die der Bedeutungsverstärkung zufällt. Dafür spräche bei Phaedrus auch eine ähnliche Formulierung „... occidit tristi nece“ (II,6), das man kaum anders übersetzen wird.
Da für „töten“ in unserer Sprache keine ähnlichen Formulierungen zur Verfügung stehen, lässt sich die Struktur in der Übersetzung nicht annähernd retten.
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