Klaus Link verstehe ich jetzt nicht. Aber, paeda, es geht weniger darum, wer es wann verfasst hat, sondern eher, wer es wann herausgegeben hat. Das heißt, du wirst Catulls Gedicht mit inpotens und auch impotens finden.
Das ist zwar sehr häufig der Fall, hat aber damit nichts zu tun. Ein Herausgeber präferiert eben inpotens, der andere impotens. Genauso wie auch Groß- und Kleinschreibung Sache des Herausgebers ist. Ebenso Interpunktion und die sogar die Leerzeichen zwischen den Worten.
Danke, Jonathan, für die weiteren Erläuterungen! Allerdings verstehe ich nicht, wieso ein Herausgeber „inpotens“ drucken kann, wenn im Original „impotens“ stünde.
Das „Original“ sind einige Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die selbst wiederum als Abschrift oder als Abschrift von Abschriften auf ein einziges Manuskript zurückgehen, den codex Veronensis, der verloren ist.
Alles, was man durch textkritische Arbeit als Archetyp rekonstruieren kann, ist also nur diese eine Veroneser Handschrift, nicht aber die frühere Überlieferung oder gar die Rechtschreibung Catulls.
Im vorliegenden Fall endet der Vers in allen Handschriften auf „tu quoque, inpote“, ist also einen Fuß zu kurz und enthält mit „inpote“ (ergänze „est“) ein Syntagma, das erst im späten Latein vorkommt. D. h. hier ist bereits der Archetyp korrupt und es ist eine Emendation nötig. Die vorliegende Form ist ein Vorschlag von Hieronymus Avantius (1481), der allgemein akzeptiert ist, aber keineswegs das sein muss, was Catull einst geschrieben hat.
Das Wort ist für mich zunächst einmal neutral. ;-)) Beim Schreiben war mir die Bedeutung bzw. dessen Ambivalenz nicht einmal mehr bewusst, weil es mir ja um die Angleichung geht. ;-)