@egrot, seit 2 Jahren bin ich über einer ca. 400 Seiten „starken“ Kirchenchronik, deren lateinischen Teil ich mit Hilfe von filix u.a. übersetzen konnte. Mein Latein hat ich mit dem Abitur 1968 „versenkt“ - es tauchte aber in dieser Zeit wieder auf! In dieser Chronik heißt es in den ersten drei Seiten:
Geschäftliche Notizen über die k. Pfarrei
Kastl.
Auf die Pfarrei Kastl, deren Entstehung über das
12te Jahrhundert hinaufgeht, präsentierten die
Landgrafen von Leuchtenberg.
Im Jahre 1292 trat der Landgraf Geb-
hard von Leuchtenberg das Patronatsrecht auf
die Pfarrei Kastl freiwillig den Prämon-
stratenser Klosters Speinshart ab, um dem
Kloster Ersatz zu leisten für die vielen Unbilden,
welche von ihm und. seinen Vorfahren dem Kloster
zugefügt wurden. (Urkunden hierüber, respective Ab-
schrift liegt hier vor.) Da die Pf. Kastl einen
weit ausgedehnten Zehent besaß, so wurde
dem Kloster in der That Ersatz geleistet durch
eine Verleihung des Patronatsrechtes mit
allen Rechten in Zugehör von Kastl von Speins-
hart.
Das Kloster Speinshart übte somit von
1292 an stets das Patronatsrecht und
setzte nach Kastl „Pfarrvikare“ aus
dem Weltpriesterstande, welche Vikare
dem Kloster jährlichein Absent an Geld
und Getreide liefern mussten.
Im Jahre 1560 wurde Speinshart un-
ter dem Kurfürst. Ottheinrich säkulari-
siert, hörte somit auch für das Kloster
das Patronatsrecht auf Kastl auf,
welche Pfarrei von den durch Kurfürst[lichen]
mit lutherischen Pastoren besetzt
wurde.
Als im Jahre 1626 Kurfürst Max die
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[erste Zeile unleserlich; Inhalt vermutlich: die katholische Religion wieder]
einführte, mithin auch Kastl wieder
kath. wurde, so präsentierte das bisch.
Ordinariat Regensburg den Thom[as]
Grosch (1626) als Pfarrer auf die Pfarrei Kastl,
weil das Kloster Speinshart noch nicht erricht[et]
war; volle 100 Jahre bis 1737 übte das
bischöfliche Ordinariat Regensburg das Patrona[ts]-
recht; im Jahre 1737 jedoch präsentierte bereits
das wiederhergestellte Kloster Speinshart
auf die Pfarrei Kastl.
Im Jahre 1773 erlangte der Abt von Speins-
hart vom Papst und dem Kurfürsten
von Bay., daß das Kloster ihre Pfarreien
auch mit Klostergeistlichen besetzen durft[e],
weshalb von nun an in Kloster Kastl
stets „Klostergeistliche“ Pfarrvikare[
waren, bis zum Jahre 1803, wo das Klos[ter]
Speinshart aufgehoben wurde.
Im Jahre 1808 den 19. Mai wurde Kast[l]
organisiert und ist nun S. Mag! der höchste
Patron –
Was die Baufälle betrifft, so werden
alle Bauten vom Kloster bestritten
da in den ältesten Rechnungen sich
auch keine Spur findet, daß die
Kirche oder die Parochianer
zu einem Baue annonciert.
Der Abt in Speinshart war Patron-
Decimator u. Pfarrer von Kas[tl],
mithin auch verpflichtet zu den Bauten.
Dasselbe Verhältnis besteht jetzt
bei Aerar. – Die ältesten
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Kirchenrechnung weisen nur sogenannte
„Flickarbeiten“ auf, die von dem Ver-
mögen der Kirche bestritten wurden.
Die genannte Urkunde war aber weder im Pfarrarchiv, noch im Klosterarchiv, noch im Bischöflichen Zentralarchiv, auch nicht im Hauptstaatsarchiv, bei den Leuchtenbergern auch nicht. Ich wollte aber die Urkunde als Bestandteil der Übertragung und wurde dann durch Zufall im Staatsarchiv fündig, habe sie vor wenigen Tagen erhalten und mit Hilfe dieses Forums nun übertragen.
Was wird aus der Chronik? Das Kloster Speinshart und seine Internationale Begegnungsstätte begleiten das Projekt sehr wohlwollend, die Gemeinde, eine Stiftung und die Pfarrei werden sich an den Druckkosten beteiligen und eine Projektgruppe junger Leute drehen zur Zeit einen Film über regionale Ereignisse, wie z.B. die Schlacht bei Kastl [ein sehr ausführlicher Bericht des damaligen Pfarrers ist in der Chronik], die Reformation und Gegenreformation - und heute eben auf Burg Kallmünz die Aushändigung des Patronatsrechtes durch Landgraf Gebhard an den Prior des Klosters.
Ich begleite die jungen Leute kostenfrei mit Rat und Tat - das ist nun meine Beschäftigung in Rente! - und will, dass das Verständnis für die Oberpfälzer Geschichte im Wechsel der pfälzischen und bayerischen Wittelsbachern, in der Spannung der Reformation und Gegenreformation das Heimatgefühl bei der Jugend weckt. Sehr erfolgreich in dieser Art war ich mit dem „Zoigl“ Projekt einer Klasse der FOS in Weiden. Sie erreichten durch eigenes Können und meinen Rat immerhin beim bundesweiten History Award den 5ten Platz.
Des ist der Link zu diesem Film:
http://www.history-award.de/alle-teilnehmer-2013/projekt-13-gustav-von-schloer-schule.html
Danke nochmals an alle die geholfen haben, Szenen aus dem Film - sobald fertig - stelle ich ins Netz und der Link erscheint hier.
Gruß in die Lande hinein: Gerd Reiß