Hallo,
ich bin gerade am Üben, für meine nächste Lateinklausur, allerdings verstehe ich die Metrik nicht wirklich. Wir haben das zwar erklärt bekommen, aber ich mache da immer noch so viele Fehler.
Ich übe gerade an Auszügen aus Ovids Metamorphosen:
Iamque Chimaeriferae, cum sol gravis ureret arva,
Ich weiß ja hier ja, dass das ein Hexameter ist. „Arva“ bildet den letzten Versfuss, das erste a ist eine Länge, über dem zweiten kommt ein anceps.
Das „I“ in Iamque wird nicht gezählt, das „a“ muss lang sein.
Das „h“ in Chimaeriferae wird nicht beachtet, und die beiden „ae“’s sind lang.
Und mehr weiß man ja nicht eindeutig. Wie finde ich jetzt den Rest raus? Ich habe die Zeile schon versucht, aber es stimmt nicht mit den Lösungen überein.
Und noch zwei allgemeine Fragen:
Stimmt es, dass ein Vokal, vor dem zwei oder mehr Konsonanten stehen, immer lang sein muss?
Und was bringt mir eine muta cum liquida? Das bedeutet doch nur, dass wenn ein Wort mit p,c,t,b,g oder d endet, und das nächste Wort mit r,l,m oder n beginnt, dass dann diese Silben kurz oder lang sein können. Aber eigentlich hilft einem das doch auch nicht weiter?
Re: Lateinische Metrik
Kuli am 11.3.14 um 16:40 Uhr, überarbeitet am 11.3.14 um 16:41 Uhr (Zitieren)
Das i in iam ist einfach ein Konsonant. Bei anderer Wortstellung kann es durchaus (nämlich für die vorangegangene Silbe) bedeutsam werden.
Nein. Die Konsonanten nach dem Vokal werden metrisch wirksam. Bei iamque z. B. steht ein m im Silbenauslaut, die Silbe ist geschlossen. Da im Anlaut der folgenden Silbe auch ein Konsonant steht, kann das m nicht in den Anlaut der Folgesilbe gezogen werden. Die Silbe gilt damit als positionslang.
Anders bei grăvĭs ūrĕrĕt arva. -vis in gravis ist eigentlich eine geschlossene Silbe, aber das -s wird in den Silbenanlaut der Folgesilbe gezogen, so dass diese Silbe als eine offene betrachtet wird. Und eine offene Silbe mit kurzem Vokal wird als Kürze gemessen. Dasselbe gilt für die letzte Silbe in ureret.
Probleme. Muta cum liquida ist nur für den Dichter eine Erleichterung. Konkret: Folgt auf eine offene Silbe mit kurzem Vokal eine Silbe mit m. c. l. im Anlaut, kann die Muta als im Auslaut der vorangegangenen Silbe stehend betrachtet werden, so dass diese Silbe wie eine geschlossene Silbe, also als Länge gemessen wird. Muss sie aber nicht.
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Beim Hexameter sind dir die erste Hebung (immer auf der 1. Silbe liegend) und die beiden letzten Füße vorgegeben (fast immer: – uu – u), so dass du diese ohne Nachdenken bestimmen kannst:
Iámque Chimaeriferae, cum sol gravis úreret árva
Als Längen lassen sich weiterhin bestimmen die Diphthonge und die geschlossenen Silben mit konsonantisch anlautender Folgesilbe:
Iámque Chimaeriferae, cumsol gravis úreret árva
Chi- muss eine Kürze sein, da -que eine Kürze ist, und auf eine Hebung entweder zwei Kürzen oder eine Länge folgen. Die darauffolgende Silbe ist damit wieder eine Hebung (und muss eine Länge sein).
Für die Vokalquantitäten der Silben -ri-fe- in Chimaeriferae und der Vokale in gravis musst du das Wörterbuch hinzuziehen.
Ok danke, das hat jetzt die meisten meiner Fehler ausradiert.
Und das ist wirklich immer so? Wir hatten nämlich in der Schule ein Beispiel, bei dem der vorletzte Fuß aus zwei Längen bestand und das hat mich komplett verwirrt.
Jedenfalls Danke für deine Hilfe! :)
Re: Lateinische Metrik
filix am 11.3.14 um 20:17 Uhr, überarbeitet am 11.3.14 um 20:18 Uhr (Zitieren)
Nein, nicht immer - aber sehr selten. Von den über 10000 Hexametern in Ovids Metamorphosen beispielsweise sind knapp 40 solche, die einen Spondeus (--) im fünften Fuß aufweisen.