Heißt „Scheide“ als weibliches Geschlechtsorgan auch „vagina“? Oder bezeichnet das Wort nur die Schwertscheide? (Steht auch nirgendswo erklärt)
Was hätten die Römer dazu gesagt?
1. Die Scheide ist ein Geschlechtsorgan, genau wie die Gebärmutter, die Eileiter, die Eierstöcke und die aüßeren Geschlechtsorgane Schamlippen und Kitzler.
2. Lateinisch/medizinisch:
Labia minora et maiora, Klitoris, Vagina, Uterus, Tuben Ovarien
3.Cunnus bedeutet die Gesamtheit der äußeren Geschlechtsorgane, medizinisch Vulva= „Mutterschoß“
4. ad Cunnus siehe Cunnilinguus!
5.Im Volksmund wird oft aus Unkenntnis nicht zwischen äußeren Geschlechtsorganen und Vagina/Scheide unterschieden. Die Scheide gehört zu den inneren Geschlechtsorganen.
Ende der anatomischen Vorlesung( auf Nachfrage mehr)
@Dusel: Jetzt bleibt deine Eingangsfrage offen, ob die alten Römer das weibliche Organ auch Vagina nannten. In erster Linie wurde es für das Behältnis des Schwertes verwendet, aber auch für jedes ähnliche Behältnis. Im Übrigen waren die medizinischen Definitionen weniger scharf und man bezeichete wohl „alles da unten rum“ meist mit cunnus.( sie Link oben!)
Vulva= Labia maiora et minora + Klitoris+ Introitus vaginae
Hier ist auch ein Bedeutungswandel eingetreten. Die alten Römer bezeichneten mit vulva/volva die Gebärmutter http://www.zeno.org/Georges-1913/A/volva?hl=vulva
( Ein Urteil, ob man diese anatomischen Strukturen als Zentralorgan bezeichnen soll, steht mir nicht zu, du wirst dich hiermit dem Vorwurf des Sexismus aussetzen)
Ich wundere mich, wer eben meinen Namen um 18:00 / 18:01 einfach benutzte...
Re: Weibliches Geschlechtsorgan
filix am 14.4.14 um 20:07 Uhr, überarbeitet am 14.4.14 um 20:42 Uhr (Zitieren)
Unabhängig von der Frage nach der anatomischen Präzision der gebrauchten Ausdrücke gehörte „cunnus“ im Lat. einer anderen Sprachebene an als das dt. „Vagina.“
Ganz so sprachlos und desorientiert, wie die Postings hier suggerieren, war man damals keineswegs. Die Palette der Ausdrücke zwischen medizinischer Beschreibung, Obszönität, Beleidigung, Dirty Talk et cetera war reich - mehr darüber kann man in J. N. Adams: The Latin sexual vocabulary nachlesen.
Die medizinische Terminologie der weiblichen Geschlechtsorgane vermittelt uns die lateinische Übersetzung von Soranios' Gynaikeia des Caelius Aurelianus:
Klaus am 14.4.14 um 21:08 Uhr, überarbeitet am 14.4.14 um 21:09 Uhr (Zitieren)
@Kuli: danke, da kann ich sogar noch was lernen.
Was ist gemeint, wenn „ Koitus mit dem Mann und der Geschlechtsverkehr “geschrieben wird?
Re: Weibliches Geschlechtsorgan
Kuli am 14.4.14 um 21:17 Uhr, überarbeitet am 14.4.14 um 21:25 Uhr (Zitieren)
Coitus meint hier wohl nur das Andocken selbst. Und usus venerius kann sich ja auf verschiedenste Sexualpraktiken beziehen.
Re: Weibliches Geschlechtsorgan
Klaus am 14.4.14 um 22:11 Uhr, überarbeitet am 14.4.14 um 22:17 Uhr (Zitieren)
Ich bin es zufrieden und habe dazu noch eine weitere Bedeutung für andocken gelernt!
Re: Weibliches Geschlechtsorgan
filix am 14.4.14 um 23:08 Uhr, überarbeitet am 15.4.14 um 11:04 Uhr (Zitieren)
Hm ... „usus venerius“ erinnert zunächst an Verbindungen wie „res Venerea“ oder „res Veneris“, also an Euphemismen - eigenartig bei einem Autor, der sonst Klartext spricht und auch Vulgäres nicht meidet, wie man an „cunnus“ sieht. Übrigens ist der Abschnitt nicht von Caelius Aurelianus, sondern entstammt einem aus Soranos kompilierten Katechismus für Hebammen, verfasst von einem gewissen Muscio (auch Mustio) im 6. Jhdt. u. Z.
Stimmt. Zudem habe ich aus dem Soranos einen Soranios gemacht.
Ich denke nicht, dass die Stelle coitus virorum et usus venerius innerhalb der Passage aus dem Rahmen fällt. Denn auch die Begriffe cunnus und pinnacula stehen nur ergänzend bei den Fachtermini sinus muliebris und pterigoma. Die Hebammen sollen anscheinend auch den sermo vulgaris kennenlernen, um sich mit ihren Patientinnen verständigen zu können.
Auch scheint mir bei usus venerius keine sehr starke Verhüllung vorzuliegen. Die Edition gibt es kleingeschrieben wieder, stellt es also nicht zur Göttin Venus, sondern zu venus, dem verbum proprium, das man als „sexuelles Verlangen“ übersetzen mag. Zu usus gestellt ergibt sich ein recht handfester Begriff.
Bemerkenswert finde ich, dass die Hebammen schon damals eine theoretische Ausbildung erhielten und sich ihr Stand offenbar aus einer sozialen Schicht rekrutierte, in der Frauen genug Bildung besaßen, um medizinische Fachbücher lesen zu können. In seinem Vorwort beklagt sich Muscius ja darüber, dass er, „obgleich er in Fragen der Frauenheilkunde häufiger den Beistand einer Hebamme nötig gehabt habe, auf keine so gelehrte getroffen sei, dass sie sich griechische Fachliteratur angeeignet zu haben schien, und wenn eine doch alle Werke der Frauenheilkunde für sich ins Lateinische übersetzt hatte, sie den Sinn des Gelesenen <nicht> durchdringen konnte.“ Das sind hohe Ansprüche.
Du hast recht - im Weiteren empfiehlt er den Ammen Enthaltsamkeit in folgenden Worten: „90. Qua vita est agenda nutrix? [...] et si fieri potest ad virum suum non accedat, ne usu venerio purgationem commemoret, qua superveniente lac extermiantur et extinguitur“, während er in dem Kapitel über die eindeutig moralisch motivierte weibliche Genitalbeschneidung bei einem „unmäßigen Kitzler“ - De immoderata landica quam Graeci yos nymfin (νύμφη) apellant - phallische Konkurrenz wittert:
„Turpitudinis symptoma est grandis yos nymfe. quidam vero adseverant pulpam ipsam erigi similiter ut viris et quasi usum coitus quaerere“. „coitus et usus venerius“ könnte man also mit „Penetration und Geschlechtsverkehr“ übersetzen.
Re: Weibliches Geschlechtsorgan
Klaus am 15.4.14 um 13:17 Uhr, überarbeitet am 15.4.14 um 13:19 Uhr (Zitieren)