Latein Wörterbuch - Forum
Leichenpredigt — 4888 Aufrufe
Gerd am 9.5.14 um 17:58 Uhr (Zitieren)
Re: Leichenpredigt
filix am 9.5.14 um 21:18 Uhr, überarbeitet am 10.5.14 um 11:34 Uhr (Zitieren)
"II.
Ergo etiam Festis vix parcere posse diebus
Immites Parcas, Stamina quin lacerent
Viventium? siquidem vix post Natalia Christi
Bis quatuor Soles praeteriere modo,
Isque dies anni, quo fausta cuique precamur
Auspicia, a sero vespere clausus erat.
Quem noster, laeta Mejerus mente peregit
Fausti precis votis, Colloquiisque bonis.
Ecce gravis subito perturbat gaudia morbus
Ipsi quem solitum quilibet esse putat.
(Saepe etenim morbis infestabatur acerbis
Mosque illi haud rarus decubuisse fuit.)
Ecce sed, heu! nostras decepit opinio mentes,
Clausus erat Sextus sole cadente dies,
Ecce sed, heu! nostras decepit opinio mentes,
Clausus erat Sextus sole cadente dies,
Ille dies Christum quo olim, perire licebat
Persarum, Stella se praeeunte, Sophis,
Speque bona nisus Medicus discesserat, heu? heu
falce sua perimit mors inopina Virum.
Quantos uxorem, quantos sensisse dolores
Credideris natas? dicere posse vetor.
Durum hoc. Sed quia sic statuit Divina voluntas,
Quam mutare nefas, carpere nec licitum,
Sit modus in luctu; siquidem is nova gaudia Coeli
Obtinet, et Christum nunc sine fine videt.
Atque ut Persarum terno cum munere Christum
Quaesierant, Stella se praeeunte, Sophi.
Sic idem Christum terno cum munere, verbo
salvifico ductus, quaesiit assiduus,
vera illi fuit usque FIDES, DILECTIO Vera,
SPES fuit et Cordi firma Salutis avens;
His tribus instructus, Christum Regemque, Deumque
Quaesiit, invenit nunc sine fine tenet.
Illis passurus si gaudia tanta dedisti,
Huic regnans, quae non gaudia, Christe, dabis?
Gaudia quae nullo possunt turbarier aevo,
Quae mihi, fido tibi, tu quoque Christe dabis.

Haec Pauca Honoratissimi Domini Fautoris & Amici postremis
honoribus & Sempiternae memoriae libenter meritoque
confecerat

Ioannes Iacobus Hörniger"


"II.

Sollten die grausamen Parzen gar nur mit Mühe
vermögen, die Tage des Festes zu schonen, ohne
die Schicksalsfäden der Lebenden zu zerschneiden?
Weil ja kaum acht Sonnen (d.h.Tage) nach den Weihnachtsfeiertagen
vergingen und der Tag des Jahres, an dem wir jedem
glückliche Vorzeichen wünschen, schon vom späten Abend
beschlossen war. Diesen verbrachte unser Meier frohgemut,
mit glücklichen Bittgebeten und guten Unterhaltungen.
Da stört plötzlich die Freuden eine schwere Erkrankung,
welche jeder für eine <schon> gewohnte hält.
(Oft nämlich wurde er durch empfindliche Krankheiten
geplagt und er hatte die Angewohnheit, sich nur selten niederzulegen)
Doch ach, siehe da, es täuscht das Vorurteil unseren Verstand,
der sechste Tag war bei Sonnenuntergang beschlossen -
jener Tag, an dem es einst den Weisen aus dem Morgenland vergönnt war,
unter einem sie leitenden Stern ganz zu Christus zu gehen und der Arzt,
auf gute Hoffnung bauend, sich entfernt hatte. Ach? Ach!
Es tötet mit seiner Sense den Mann der unerwartete Tod.
Wie groß, denkst du, waren die Schmerzen, die die Frau, wie groß die
Schmerzen, die die Kinder fühlten? Es ist mir nicht erlaubt, dies zu sagen.
Hart ist das. Doch weil es nun einmal göttlicher Wille, den zu ändern
ein Frevel und zu kritisieren nicht erlaubt ist, so beschlossen hat, soll die Trauer maßvoll sein: weil dieser ja neue Freuden des Himmels erlangt und nun Christus ohne Ende schaut.
Und wie mit dreifacher Gabe die Weisen aus dem Perserland, von einem Stern geleitet,
Christus aufgesucht hatten, so hat derselbe, vom heilsbringenden Wort geleitet, mit drei Gaben Christus unablässig gesucht. Stets besaß er wahren Glauben, wahre Liebe
und fest gegründete Hoffnung, die das Heil ersehnt, besaß sein Herz.
Mit diesen drei <Gaben> gerüstet suchte er Christus, den König und Gott, fand ihn und besitzt ihn nun ohne Ende.
Wenn du, um jenen sich zu offenbaren, solche Freuden geschenkt hast, welche Freuden, wirst du, der über diesen herrscht, Christus, nicht schenken? Freuden, die durch keine Zeit in Unordnung gestürzt werden können, die du auch mir, der ich an dich, Christus, glaube, schenken wirst.


Dies Wenige zu letzten Ehren des angesehensten (Herrn) Gönners und Freundes und ewigem Andenken hat(te) bereitwillig und verdientermaßen verfertigt
Johann Jakob Hörniger"


Konnte Dir mit diesem Beitrag weitergeholfen werden? Zeige filix durch eine PayPal-Zahlung Deine Anerkennung. InfoÜber einen Klick gelangt man auf PayPal, wo man auch ohne Account dem Verfasser einen beliebigen Betrag zukommen lassen kann. Die Abwicklung findet ohne Wissen oder Mitwirken des Seitenbetreibers statt. Die Verfasser sind dazu angehalten, sich im Forum nicht über Zahlungen zu äußern.

Re: Leichenpredigt
Gerd am 9.5.14 um 21:47 Uhr (Zitieren)
Danke - wie immer - filix - ich freue mich auf Deine weitere Hilfe und melde mich dann wie üblich. Gruß Gerd & Dank!
Re: Leichenpredigt
filix am 10.5.14 um 11:29 Uhr (Zitieren)
"IV.

In beatum sed tristissimum su-
pertstitibus obitum Nobiliss<imi> Ampliss.<imi> Con-
sultissimi viri, & c.


Ire iterum in lachrymas: interumve liquescere fletu,
VVhertemia, heu olim quam preciosa: jubes:
Heu oculus Moeni: Bacchi Cererisque medulla:
Flos Phoebi ac Themidos, deliciae superum:
Publica praeda hodie, pavor, & miserabile bustum,
Quot superaccumulas funera funeribus:
Quid memorem elapsis denis, non amplius, annis
Quae tibi mors hausit, robora magna virum:
Illustres cecidere animae, delectaque coelo
Pectora, praesenti pectora plena Deo.
Nec dum finis: erit cum summis ima (nefandi
Hoc mores poscunt) versa repente ruent.
Et majora trahet MAIERI funera funus.
Caelo tempestas imminet atra truci,
Cum Deus ingratis properat subducere terris
integros viva relligione viros.
Fundamenta qualis, celsas qui fervidus arces
Imis aggreditur sedibus eruere.
Bellum atrox passis pax forsan atrocior instat:
Fraus benedicta novi faxque fomesque mali.
At nostri miserere Deus – miserere precantum,
et tua tot fessis transfer ad astra malis.
Tu, Majere, Tua fruere hinc pietate. Tibi nunc
Post pacis furias tuta reperta quies.
Te rapidi sequimur pede praeproperante: vel hinc jam
Evolitare libet: Pax male fida vale.

Lachyrmae & vota
Eliae Hoffmanni Gymn: Francf. ad Moenum Conrectoris."

"IV.

Zum seligen, doch für die Hinterbliebenen sehr traurigen
Hinscheiden des edelsten, höchst bedeutenden und sehr kundigen Mannes
usf.


Wieder in Tränen auszubrechen und abermals in Schluchzen sich aufzulösen,
gebietest du, ach einst so reiches Wertheim (Werthemia) -
Wehe, Auge des Mains, Mark des Bacchus und der Ceres,
Blüte des Phöbus und der Themis, Liebling der Götter:
heute geplündert, ein Schrecken und beklagenswerte Leichenstätte,
wie viel Verderben häufst du auf Verderben,
was soll ich an die großen Manneskräfte erinnern, die nach zehn, nicht mehr,
verstrichenen Jahren, dir erschöpfte der Tod?
Berühmte Geister sanken hin und vom Himmel erwählte Herzen,
Herzen von Gottes Gegenwart erfüllt.
Und es wird noch kein Ende sein: zusammen mit dem Höchsten wird (die gottlosen Sitten erfordern dies) das zutiefst Verkehrte plötzlich stürzen.
Und Maiers Begängnis wird größere Begängnisse nach sich ziehen.
Ein dunkles Unwetter droht am wilden Himmel,
wann immer Gott sich beeilt, der undankbaren Erde die durch
ihre wahre Religiosität unverdorbenen Männer wegzunehmen.
Fundamente eines solchen, (??)
der zornig stolze Burgen in den Grundfesten zu zerstören sucht.
Denen, die einen grausamen Krieg erduldet haben, steht womöglich ein grausamerer Friede bevor:
Gepriesene Täuschung des Neuen, sowohl Fackel als auch Zunder des Übels.
Doch erbarme dich unser, Gott – erbarme dich der Bittenden,
und versetz <uns> aus so viel kraftlosen Übeln zu deinen Sternen.
Du, Meier, erfreue von nun an dich deiner Frömmigkeit. Du hast nun
nach diesen Rasereien die sicher gefundene Ruhe des Friedens.
Dir, der du voranschreitest, folgen wird schnell - oder: es gefällt, von hier
(aus dieser Welt) zu fliegen: leb wohl unzuverlässiger Friede!



Tränen und Gebete
des Elias Hoffmann, Konrektor des Gymnasiums Frankfurt am Main"


Bei „fundamenta qualis .... “ erschließt sich mir der Sinn der säuerlichen
Herzensergießung eines Schulmeisters nicht wirklich. M.E. beziehen sich
die „fundamenta“ auf die „integros ... viros“, die gleichsam die Baugründe des zornigen Gottes sind.
Re: Leichenpredigt
assinapians am 10.5.14 um 11:52 Uhr (Zitieren)
@filicem:

Wann dürfen wir mit deiner ersten, eigenen Leichenpredigt auf Latein (mit Simultanübersetzung) rechnen ? :))
Re: Leichenpredigt
filix am 10.5.14 um 14:21 Uhr (Zitieren)
nulla oratio funebris sine cadavere - voluntarii antecedant :)
Re: Leichenpredigt
assinapians am 10.5.14 um 14:31 Uhr (Zitieren)
Statim ibo venatum (ac necatum ?) „voluntarios“ :)))
Qui non voluerit, vi cogetur, ut voluntarius fiat. LOL
Re: Leichenpredigt
filix am 10.5.14 um 14:31 Uhr, überarbeitet am 10.5.14 um 14:41 Uhr (Zitieren)
Nr. 3 ist eigentlich kaum zu übersetzen, da voller im Dt. unmöglich nachzubildender Wortspiele mit dem latinisierten Namen des Verstorbenen (MAIERUS). Vielleicht bekommt das eine/r hier besser hin.


"III.

MAIERUS
ἀναγρ:
RE MAIUS


Scilicet in terra minus est, et schema caducum,
Res vera in coelo est, majus & astra tenent
Qui minus in terris habuit Majerus, in astris
Nunc re majus habet, req<ue> beatus ovat.
Hinc precor euge Tibi Majere, minora relinquens
Tu majora capis, Tu meliora tenes.

Luctuosae quidem, lucrosae tamen
mortis Nobiliss<imi> & Consultis-
simi Do<mini> Majeri piissime de-
functi causa, hoc qualecun-
que apponere voluit
M.Bernhardus Waldschmidt
Ecclesiae patriae in Imperiali
Francofurti minister &c.


III.

MAIERUS (Maier)
schreib <d.h. bilde das Anagramm des Namens MAIERUS)
RE MAIUS (in Wahrheit/in der Tat Größeres)

Nun ist ja auf Erden Geringeres (minus) , und ~ im Umkehrschluss,
die wahre Sache im Himmel und Größeres (maius) fassen die Sterne.
Maier (Majerus), der weniger (minus) auf der Erde besaß, hat nun unter
den Sternen in der Tat Größeres (re maius) und der wahrhaft Selige frohlockt.
Von hier aus wünsch ich recht Schönes dir, Maier (Majere) - Geringeres (minora)
zurücklassend ergreifst du Größeres (majora), erlangst du Besseres (meliora).

Des trauervollen zwar, doch auch vorteilhaften
Todes des edelsten und sehr kundigen Herrn Maier,
der in tiefer Frömmigkeit verschied, wegen wollte
dies, wie es nun einmal beschaffen ist, hinzusetzen
M. Bernhard Waldschmidt, Pfarrer (minister ecclesiae) der vaterstädtischen Kirche
im kaiserlichen Frankfurt et cetera."

Re: Leichenpredigt
filix am 10.5.14 um 14:48 Uhr (Zitieren)
@Gerd Welche Abschnitte willst du noch übersetzt haben? Nr. V und Nr. VII sind unvollständig, die ersten drei Links führen zum Digitalisat der Seite 29, dem ersten Teil der Nr. II.
Re: Leichenpredigt
Klaus am 10.5.14 um 18:06 Uhr (Zitieren)
Zitat von assinapians am 10.5.14, 14:31Qui non voluerit, vi cogetur, ut voluntarius fiat. LOL


Vae assinapians, semper te mansuetissimum habui.
Re: Leichenpredigt
assinapians am 10.5.14 um 18:18 Uhr (Zitieren)
Contentus sis, Klause optime !
filix ierit facturum te cadaver. LOL
Re: Leichenpredigt
Klaus am 10.5.14 um 18:31 Uhr (Zitieren)
Lateo cum cygno meo!
Re: Leichenpredigt
assinapians am 10.5.14 um 18:35 Uhr (Zitieren)
Mihi cygnat tuam latebram mox repertum iri. Cygnus te prodat. :))
Re: Leichenpredigt
Klaus am 10.5.14 um 18:41 Uhr (Zitieren)
Anseres strepunt, cygni tacent!
Re: Leichenpredigt
assinapians am 10.5.14 um 18:52 Uhr (Zitieren)
cygni tacent!


In tuo loco mihi certus non essem. :))
Re: Leichenpredigt
assinapians am 10.5.14 um 18:58 Uhr (Zitieren)
PS:
Proximo Saturni et Solis die „CANTUS CYGNORUM“ inspectore Columbone investigante repetetur. (RTL Nitro)

Ne cygni strepant, tamen cantare videntur. La, la, la.
Re: Leichenpredigt
Klaus am 10.5.14 um 18:58 Uhr, überarbeitet am 10.5.14 um 19:00 Uhr (Zitieren)
Nolimus contaminare hoc contributum sanctum de illo Majero!
Re: Leichenpredigt
assinapians am 10.5.14 um 19:00 Uhr (Zitieren)
De mortuis nihil nisi „cygnice“. :))
Re: Leichenpredigt
Gerd am 10.5.14 um 19:44 Uhr (Zitieren)
@filix, vorweg - danke - wie gehabt! Ich werde Dir entweder heute noch - oder am Vormittag des Sonntags - die Seiten nochmals übermitteln. Mir ist allerdings unklar, ob die Kommentatoren wissen, wer der Verstorbene war.
http://www.directupload.net/file/d/3618/v5oxw4if_jpg.htm
Unter dem Namen von Ehrenstein ist er vielleicht den Kennern unserer Region bekannt - auch denen, die sich ernsthaft damit beschäftigen.

Einen schönen Abend, ich melde mich und danke Dir.

Gerd
Re: Leichenpredigt
Klaus am 10.5.14 um 22:21 Uhr (Zitieren)
@Gerd: Gerne würde ich mich über den Verschiedenen informieren. Googel hilft bei der Eingabe von Ehrenstein/Frankfurt/ Maier nicht wirklich weiter
Re: Leichenpredigt
Gerd am 10.5.14 um 22:41 Uhr (Zitieren)
@ Klaus, das ist eine der „irrsten“ Geschichen des 17. Jh.
Ein persönlicher Adel - nicht üblich zu dieser Zeit - ein „Held“ und dann - man muss wissen, dass die Oberpfalz zu Heidelberg gehörte - ja, und dann sind da viele Details, die nur ein Forscher der Region „einsortiert“. Doch bei der Internetsuche stirbt man selbst ab. Das hängt auch damit zusammen, weil „Meier [Mayer] nicht interessant ist. Dabei ist diese Persönlichkeit und sein “Clan" durchaus bedeutend gewesen. Aber auch hier - nicht nur bei Googel [nicht!] findet man wenig. Jetzt versuche ich es über seine gedruckte Leichenpredigt [Wer bekam eine gedruckte Leichenpredigt?]. Na ja. PS: Latein: Abituria 68 in Latein und Griechisch - doch durch das Leben hindurchgehetzt: Englisch, Französisch und Russisch - blöd oder? Aber das Leben spielt sein eigenes Spiel! Ciao
Gerd
Re: Leichenpredigt
Gerd am 11.5.14 um 17:53 Uhr (Zitieren)
@Klaus,
danke für den Link. Diese Leichenpredigt ist von der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel; Leichenpredigten gab es ja im Fränkischen [also mit kompletten Lebenslauf etc. etc.] bis weit in das vorige Jahrhundert hinein. Sie sind auch archiviert und für Genealogen eine Fundgrube. Mit dem Meyer beiße ich mir etwas die Zähne aus. Am Freitag bin ich hier in Weiden i.d.OPf. im Stadtarchiv, Mayer war geboren in Altenparkstein, das ist bei Weiden. Das war ein Gemeinschaftsamt Weiden-Parkstein. Falls Interesse an der digitalisierten Form - bitte Adresse, ich brenne sie Dir gerne auf CD-R. Gruß Gerd
Re: Leichenpredigt
Klaus am 11.5.14 um 18:56 Uhr (Zitieren)
@Gerd:Danke, ich wusste garnichts über Leichenpredigten in gedruckter Form und habe nur versucht zu googeln, warum da ein Majerus unter dem Namen„von Ehrenstein“dein Interesse geweckt haben könnte. Es wird wohl ein Vorfahre von dir sein.
Er ruhe sanft!
Gruß Klaus.
Re: Leichenpredigt
Gerd am 11.5.14 um 19:11 Uhr (Zitieren)
@filix
Es fehlen noch 3 1/2 Seiten, ab V.

http://www.directupload.net/file/d/3619/9gcm6q48_jpg.htm
http://www.directupload.net/file/d/3619/zkrwy95f_jpg.htm
http://www.directupload.net/file/d/3619/2gvtlzhv_jpg.htm
http://www.directupload.net/file/d/3619/8grv37ta_jpg.htm

Dann habe ich die 40 Seiten durch.

Interesse an der damaligen Chronik komplett? Oder an dieser Leichenpredigt? Gerne sende ich Dir die Daten zu.
Per Mail auf viele Mails verteilt - oder irgendwohin per Post. Übrigens: Die Schlacht bei Kastl {war ein deutscher Text, zwar furchtbare Schrift - aber geschafft} und andere Details aus der Chronik haben wir - also die Forschergemeinschaft - verfilmt, 55 Minuten und der Film ist vorgeschlagen worden zum Oberpfälzer Kurlturpreis. Danke Dir! Melde mich dann am Montag im Üblichen! Gruß
Gerd
Re: Leichenpredigt
Gerd am 11.5.14 um 19:20 Uhr (Zitieren)
@Klaus: Es ist kein Verwandter - es ist eine Persönlichkeit, von der man hier Kenntnis hat - aber auch nicht. Und diese Personen, die interessieren mich. So gab es auch hier eine Familie von Labrique - die dann plötzlich im 19Jh. nur noch unter Labrique „firmierten“ - ohne dass ich einschlägige Archivalien finde. Das gilt auch für meine Familie. So hat jeder - es ist meine große Freude in der Rente - seinen „Splien“ - ich habe das, was Beruf war, völlig über Bord geworfen. Schau' einfach mal rein: www.oberpfalzforschung.de

Gruß
Gerd
Re: Leichenpredigt
filix am 12.5.14 um 22:46 Uhr, überarbeitet am 12.5.14 um 22:54 Uhr (Zitieren)
"V.

IN OBITUM ET ABITUM, AMPLISSIMI
et Clarissimi Viri, D. Michaelis Meieri Vvei-
densis, conterranei sui et Patroni desideratissimi.


Claro Weida patrem de stemmate cui dedit ortum,
Quem Lavinga bonis artibus excoluit;
Et celebris cultu ingenij uberiore polivit
Argentina, gravi reddit & Eloquio:
Functus qui multos Sultzbachi in Principis aula
Annos officio, non sine laude, suo:
Tellus & exilio quem duro Norica pressum
Suscipit, ut requies, hoste fremente siet:
Werthemiae tandem nitido transmittit Olympo
Mentem, ceu Matri, corpus inane solo:
Nestoreos annos, MAIERUS, vivere dignus
Et Magnis magnus, Principibusque viris;
Tristis ubi hic tumor (recte: rumor?) nostras contingeret aures,
Extorsit menti: concidit ecce tuus:
Ecce tuus magnus Patronus concidit eheu,
Atque seni firma est lapsa columna tibi!
Inde genas coepi largo perfundere moestus
Imbre meas, animus sic quoque vota tulit:
Patrone, o utinam concessum per pia fata,
Ante obitum, tecum verbula pauca loqui.
Expeto, sed frustra, renuit divina voluntas
Ut, placeat, fas est, optima cuique pio.
Deneget hocce licet, venturam tempore justo,
Concedet vitam, quae sine fine manet:
In qua liberius, peccati labe soluta
Patrone o, tecum colloquium fuerit.
Quod neque mors, morbus dolor aut labor improbus aufert.
Sub quo delitiae sunt, celebrare DEUM.
Vive, decus Coeli, donec nos ultima jungat
hora brevi, salve, perpetuumque vale.

Verae Sympathias et nunquam
intermoriturae memoriae
ergo apponere voluit
Samuel Scheufelius p.t. in
Niclashausen & Hoefeldt
Pastor


V.

Zu Hinscheiden und Fortgang des höchst bedeutenden
und berühmten Mannes, des Herrn Michael Meier aus Weiden,
seines (i.e. des Dichters) Landsmannes und teuersten Patrons

Dem Weiden verlieh väterlichen Ursprung von berühmter Herkunft,
den Lauingen veredelte durch die freien Künste,
den das berühmte Straßburg (Argentina) durch reichere Ausbildung des Geistes <weiter> verfeinerte und mit hoher Beredsamkeit <ausgestattet> zurückgab,
der viele Jahre sein Amt am Hof des Fürsten in Sultzbach,
nicht ohne Ruhm, bekleidete,
den durch hartes Exil bedrückt aufnahm das norische Land,
auf dass unter Gemurre des Feindes Ruhe sei,
MAIER, würdig, das Alter Nestors zu erreichen,
unter großen Fürsten und Männern ein Großer,
übergab in Wertheim endlich seinen Geist – ganz wie einer Mutter -
dem strahlenden Olymp, den nichtigen Leib der Erde;
sobald diese traurige Nachricht an unsere Ohren gelangte,
entwand sie dem Geist <ein>: Ach, hingesunken ist dein -
sieh doch, dein großer Patron ist hingesunken, ach,
und die feste Säule ist dir, Greis, gefallen!
Hierauf begann ich traurig meine Wangen
mit reichlich Nass zu überschütten,
auch die Seele betete auf folgende Weise:
Patron, o wäre es doch gestattet gewesen durch ein
gnädiges Schicksal vor deinem Hinscheiden mit dir
wenige Worte zu wechseln.
Ich wünsche <es>, doch vergeblich, der göttliche Wille
lehnt ab, er möge jedem Frommen, wie es recht ist, als der beste gefallen.
Dies da mag er abschlagen, wird er <doch> zu rechter Zeit
ein künftiges Leben schenken, das ohne Ende bleibt.
In diesem vom Makel der Sünde befreiten dürfte ein
ungehinderteres Gespräch mit dir <möglich> sein,
<eines>, das weder Tod, Krankheit, Schmerz oder allzu große Mühsal zerstört,
bei dem es zu den Ergötzlichkeiten zählt, Gott zu feiern.
Lebe, des Himmels Zierde, bis dass uns in Kürze die
letzte Stunde zusammenführt, sei gegrüßt und lebe für immer wohl.

Aufrichtiger Zuneigung und des Andenkens,
das nimmer hinschwinden wird, wegen wollte <dies>
hinzufügen Samuel Scheufel, p.t. Pfarrer
in Niclashausen und Hoefeldt."
Re: Leichenpredigt
filix am 12.5.14 um 22:48 Uhr, überarbeitet am 12.5.14 um 22:51 Uhr (Zitieren)
"VI.

Hac placide quicunque voles excedere vita
Disce pati, & Christo Fidere, disce Mori,
Hac tria Mejerus didicit, trib<us> his peregit
instructus vitam finiit et placide.

Debitae Observantiae & Condolen-
tiae causa adjecit.

Philippus Stoltzenberger Pastor
Haslachianus


VI.

Du, der du, wer immer du sein magst,
sanft aus diesem Leben scheiden wirst wollen:
lerne zu erdulden und auf Christus zu vertrauen, lerne sterben,
diese drei <Dinge> lernte Meier, durch diese drei gerüstet brachte
er sein Leben zu und beendete es sanft.

Der geschuldeten Ehrfurcht und des Beileids wegen
fügte <diese Zeilen> hinzu
Philipp Stoltzenberger, Pfarrer ins Haslach"
Re: Leichenpredigt
filix am 13.5.14 um 13:49 Uhr, überarbeitet am 13.5.14 um 14:35 Uhr (Zitieren)
"VII.

In obitum beatum Viri Praecla-
rissimi & Consultissimi Dn. Michaelis Majeri, Per-
Illustris & Generosissimi Comitis Leonstenio-Werthemensis Fride-
rici Loduvici Consiliarii intimi, Fautoris nostri ah(ac?) quon-
dam nostri Parentis instar colendi.


Si senium, ingenium, pietas, prudentia rerum,
Si quae dexteritas morum, si gratia labri,
Altera vel virtus si quae prohibendo valeret
Immotam mortis fortem producere vitae
Stamina, deliciae nostrae Majerus et annos
Dignus Nestoreos sospes qui viveret ultra.
Sed venerande Senex, virtutis nomine magnus
Multiplicis moriens, pariter discrimine nullo
Fata secuturos, exemplum triste relinquis.
Vita licet claudat tua fata novissima, virtus
Nescia lethaei pocli post funera vivet.
Non tibi vixisti, Dominum vivendo colebas,
Fato igitur fungens Domino quoque morte quiescis
Optata, capiens aeternae praemia vitae.
Heu venerande Pater quam linquis in orbe minacem
Et dubiam faciem Aoniaeque Araeque ministris!
Hic pia cura memor nostrum tua pectora agebat,
Ast tibi grata quies, ibi dulcia tempe parata.
Scilicet haec merces Charitum Verbique ministrae
Turbae evergetis reddetur digna labore.
Vos, queis cura fides, nostrum quoque cura manebis
Acrior, en curis sunt coelica praemia parta!

In affectus & condolentiae testi-
monium fundebam


M. Iohann Philippus Elbert/
Pastor Ecclesiae Reichholtzhemensis.


VII.

Anlässlich des seligen Hinscheidens des hochberühmten und äußerst kundigen
Herrn Michael Maier, Geheimrat des hochedelsten und vornehmsten
Grafen Friedrich Ludwig zu Leonstein und Wertheim,
unser und unseres Vaters gleichermaßen verehrungswürdiger Gönner.

Wenn hohes Alter, Scharfsinn, Frömmigkeit, weise Voraussicht,
irgendein gewandtes Benehmen, gefällige Ausdrucksweise
(wörtl.: Annehmlichkeit der Lippe)
oder irgendeine andere Tugend die Kraft besäße, durch Zurückhalten
des unerschütterlichen Schicksals des Todes die Lebensfäden
in die Länge zu ziehen, so <wäre> aber unser Liebling Maier würdig <gewesen>,
über die Jahre eines Nestor hinaus zu leben.
Doch du, ehrwürdiger Greis, der du - <obschon> groß durch mannigfaltiger Tugend Ruhm - stirbst, lässt die, die gleichermaßen ohne Unterschied diesem Schicksal folgen werden, als trauriges Beispiel zurück.
Mag dein Leben seine äußerste Bestimmung beschließen, <deine> Tüchtigkeit wird
unkundig lethischen Trunks (i.e. unvergessen) nach der Bestattung fortdauern.
Du hast nicht für dich gelebt, sondern durch dein Leben den Herrn verehrt,
dem Schicksal und auch dem Herrn Genüge leistend ruhst du daher im ersehnten Tode
und empfängst die Belohnung(en) ewigen Lebens.
Ach, verehrungswürdiger Vater, welch Unheil drohendes und bedenkliches Bild
lässt du in der Welt den Dienern des Altars und der Muse zurück?
Hier leitete gewissenhafte Fürsorge, die an uns dachte, dein Herz,
dort aber <ist> willkommene Ruhe, <ist> ein liebliches Tempe (= für seine Schönheit berühmtes Tal in Thessalien; eine Art Paradies) dir bereitet.
Freilich wird ein der Mühe angemessener Lohn der Grazien und der
Dienerin des Wortes (= der Kirche) (von?) den Wohltätern des Volkes erstattet werden.
*Vos, queis (= quibus) cura fides, nostrum quoque cura manebit
Acrior - seht: (en) Bemühungen/Bekümmernissen (curis) sind (sunt) himmlische Belohnungen (coelica praemia) erworben/zuteil worden/geworden (parta)!

Zum Zeugnis der Zuneigung und des Beileides ließ ich
M. Johann Philipp Elbert,
Pastor der Kirche in Reichholzheim <dies aus meiner Feder> fließen."



* Beim vorletzten Vers komme ich nicht wirklich auf eine befriedigende Übersetzung.
Ich ersuche daher die Foristen um Input.
Re: Leichenpredigt
conans am 13.5.14 um 14:29 Uhr (Zitieren)
manebit ?
fidei ?
Versuch:
Ihr, auf die die Sorge um den Glauben, auch recht schmerzhafte Sorge um uns (Gen. obiect.) warten wird, seht: für (eure) Sorgen sind (bereits) Belohnungen im Himmel erworben/bereitgestellt.
Re: Leichenpredigt
arbiter am 13.5.14 um 14:30 Uhr (Zitieren)
Vobis....manebit würde besser aussehen, es bliebe der unpassende Gen. part.; und das erste cura sollte besser ein Dat. comm. sein - aber so viele „Schreibfehler“??
Re: Leichenpredigt
Klaus am 13.5.14 um 14:32 Uhr (Zitieren)
@Gerd: Wurden denn all diese Lobgesänge auch von verschiedenen Pfarrern bei der Beerdigung vorgelesen?
Tragen diese auch zur Erforschung der Geschichte der Oberpfalz bei?
Re: Leichenpredigt
filix am 13.5.14 um 14:33 Uhr, überarbeitet am 13.5.14 um 14:36 Uhr (Zitieren)
Danke - es heißt in der Tat „manebit“, „vos“ und „fides“ sind allerdings unzweifelhaft in der Vorlage zu erkennen.
Re: Leichenpredigt
arbiter am 13.5.14 um 14:44 Uhr (Zitieren)
textnah und unschön: Ihr, denen der Glaube eine Sorge ist, bleibt auch eine heftigere (von unseren) Sorge(n)
Re: Leichenpredigt
filix am 13.5.14 um 15:29 Uhr (Zitieren)
Hm, dann müsste es doch „vos ... manebitis“ heißen - ich tendiere eher zur Lesart von conans - also „Ihr (Vos - Vokativ), denen (queis) <ein Gegenstand der> Sorge (cura) der Glaube (fides), auch (quoque) die dringendere Sorge (cura acrior) um uns (nostrum) bleiben wird (manebit), seht (en): <solchen> Sorgen (curis) sind (sunt) himmlische Belohnungen (coelica praemia) verschafft/zuteil worden (parta - nämlich im Falle Meier)!“


@Gerd: Schick mir doch ein PDF oder dgl. via E-Mail - oder stell es über einen Dienst wie wetransfer oder Dropbox bereit, sodass auch andere Interessenten Einblick nehmen können.

Re: Leichenpredigt
hortans am 13.5.14 um 15:42 Uhr (Zitieren)
@Gerd:
Kleine Anregung am Rande:
Für die viele, vermutliche kostenlose Arbeit, die sich filix hier immer wieder für dich macht, wäre es vllt. ganz angebracht, eine milde Gabe für einen wohltätigen Zweck deiner Wahl zu spenden.
Ansonsten gilt: Unser filix ist nicht mit Gold aufzuwiegen. :))
Re: Leichenpredigt
Gerd am 13.5.14 um 17:29 Uhr (Zitieren)
@hortans; die Anregung ist gut - aber nur eine Vermutung, hortans. Gruß Gerd
 
Um einen Text zu verfassen, müssen Sie zunächst über eine Plattform der Wahl Ihre Identität mit einem Klick bestätigen. Leider wurde durch das erhöhte Aufkommen von anonymen Spam und Beleidigungen diese Zusatzfunktion notwendig. Auf der Seite werden keine Informationen der sozialen Netzwerke für andere sichtbar oder weitergegeben. Bestätigung über Google Bestätigung über Facebook Bestätigung über AmazonBei dem Verfahren wird lediglich sichergestellt, dass wir eine eindeutige nicht zuordnebare Identität erhalten, um Forenmissbrauch vorzubeugen zu können.
Bearbeiten
Zum Bearbeiten des Eintrags muss unterhalb der Nutzername wieder mit dem richtigem Kennwort versehen sein, als auch Betreff- und Nachrichtfeld ausgefüllt sein. Abbrechen

Hm, dann müsste es doch „vos ... manebitis“ heißen - ich tendiere eher zur Lesart von conans - also „Ihr (Vos - Vokativ), denen (queis) <ein Gegenstand der> Sorge (cura) der Glaube (fides), auch (quoque) die dringendere Sorge (cura acrior) um uns (nostrum) bleiben wird (manebit), seht (en): <solchen> Sorgen (curis) sind (sunt) himmlische Belohnungen (coelica praemia) verschafft/zuteil worden (parta - nämlich im Falle Meier)!“


@Gerd: Schick mir doch ein PDF oder dgl. via E-Mail - oder stell es über einen Dienst wie wetransfer oder Dropbox bereit, sodass auch andere Interessenten Einblick nehmen können.

  • Titel:
  • Name:
  • E-Mail:
  • Bei freiwilliger Angabe der E-Mail-Adresse werden Sie über Antworten auf Ihren Beitrag informiert. Dies kann jederzeit beendet werden. Kontrollieren Sie ggf. den Spam-Ordner.
  • Eintrag:
  • Grundsätzliches: Wir sind ein freies Forum, d.h. jeder Beteiligte arbeitet hier unentgeltlich. Uns eint das Interesse an der Antike und der lateinischen Sprache. Wir gehen freundlich und höflich miteinander um.

    Hinweise an die Fragesteller:

    1. Bitte für jedes Anliegen einen neuen Beitrag erstellen!
    2. Bei Latein-Deutsch-Übersetzungen einen eigenen Übersetzungsversuch mit angeben. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um Hausaufgaben oder Vergleichbares handelt.
      Eine übersichtliche Gliederung erleichtert den Helfern die Arbeit.
      Je kürzer die Anfrage ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass schnell geantwortet wird.
    3. Bei Deutsch-Latein-Übersetzungen bitte kurz fassen. Für die Übersetzung eines Sinnspruchs wird sich immer ein Helfer finden.