Ich haeb zur Übung einen Absatz von Orpheus et Eurydice (Ovids Metamorphosen) übersetzt. Weil ich befürchte, dass ich in meiner Übersetzung viele Fehler gemacht habe, wollte ich euch bitten, ob ihr mir helfen könntet und mir auch Tipps für die weitere Übersetzung von Ovids Metamorphosen geben könntet. :-)
Der Orginaltext:
sic ait: 'o positi sub terra numina mundi,
in quem reccidimus, quicquid mortale creamur,
si licet et falsi positis ambagibus oris
vera loqui sinitis, non huc, ut opaca viderem
Tartara, descendi, nec uti villosa colubris
terna Medusaei vincirem guttura monstri:
causa viae est coniunx, in quam calcata venenum
vipera diffudit crescentesque abstulit annos.
posse pati volui nec me temptasse negabo:
vicit Amor. supera deus hic bene notus in ora est;
Mein Übersetzungsvorschlag:
So sagte er: „ O unterirdisch gelegene göttliche Macht der Welt, in welche wir fortgehen werden, in welchen wir Sterblichen kreiert wurden, Falls er erlaubt und ihr zulässt ohne falsche Umschweife des Mundes wahres zu sagen, ich meine nicht dieses, dass ich den finsteren Tartarus zu sehen wünsche, auch nicht, dass ich die von drei Nattern zusammen umringte Hälse des medusahaften Monster fesseln möchte: Der Grund des Weges ist die Gattin, in welche sich das Gift, nachdem sie mit den Füßen auf eine Schlange getreten hatte, ausbreitete und sie in den wachsenden Jahren verschwand [verstarb]. Ich will es ertragen können und nicht ignorieren zu versuchen: Die Liebe hat gesiegt. Dieser überirdische Gott ist hier in dem Mund gut bekannt.
Ich würde mich eucht auf eue Hilfe freuen. ;-)
LG
puma98
Re: Ovid Orpheus et Eurydice
Klaus am 16.10.14 um 16:58 Uhr, überarbeitet am 16.10.14 um 16:58 Uhr (Zitieren)
numina= Plural
quicquid mortale creamur= alle die wir sterblich erschaffen werden
zulasst
descendi= ich bin herabgestiegen
vipera diffundit= die Viper verspritzte
abstulit annos= die ihr die Jahre raubte ( die Viper)
temptasse= Inf. Perfekt
supra ora= Oberwelt http://www.navigium.de/latein-woerterbuch.php?form=ora
In der Übersetzung falsch zugeordnete Bezüge: positi ist kongruent zu mundi, falsi zu oris, terna zu guttura.
Überhaupt bleibt in dieser Passage nec uti villosa colubris | terna Medusaei vincirem guttura monstri in der Übersetzung wenig vom Original. („... und nicht [nec] damit [uti] ich den von Schlänglein [colubris] zottigen [villosa], dreifachen [terna] Rachen [guttura] des medusenhaften [Medusaei] Untiers [monstri] fessele [vincirem].“)
Die darin, dass Orpheus die Gemeinschaft, in deren Namen er spricht, durch das Neutrum quicquid mortale bezeichnet und somit denkbar weit fasst, enthaltene Demutsgeste, sollte in der Übersetzung erkennbar werden. (Z. B. „alle die wir als sterbliche Wesen erschaffen werden“)
Die Füße stehen nicht in der Vorlage, brauchen auch nicht eigens erwähnt werden, da der Teil des Körpers, mit dem getreten wird, in aller Regel die Füße sind. Es heißt: „auf eine Schlange getreten war“ oder „eine Schlange getreten hatte“, wobei allerdings in der Vorlage die Schlange Subjekt ist.
Re: Ovid Orpheus et Eurydice
Padawan Ahsoka am 18.10.14 um 11:12 Uhr (Zitieren)
@Kuli: Ich wollte nur mal vorsichtig anfangen, weil ich dachte, Puma klinkt sich wieder ein ...
Re: Ovid Orpheus et Eurydice
Klaus am 18.10.14 um 14:39 Uhr, überarbeitet am 18.10.14 um 14:40 Uhr (Zitieren)
Ich hoffe, Puma98 wird ein Wort des Dankes sprechen!
Wow! Ich bin erstaunt über die ausführlichen Korrekturen und Übersetungshilfen. Vielen Dank für die schnellen Antworten, ihr habt mir wirklich gut geholfen!
LG
puma98
PS:
:)
Re: Ovid Orpheus et Eurydice
Padawan Ahsoka am 19.10.14 um 16:09 Uhr (Zitieren) I
Und ... gibt es noch eine fehlerfreie und sinnerfüllte Übersetzung zum Mitschreiben?
Okay, ich glaube das müsste eine korrekte Übersetung sein. Ich habe übrigens versucht ein wenig weiter zu übersetzen. Hier nochmal der vollständige lateinische Text:
sic ait: 'o positi sub terra numina mundi,
in quem reccidimus, quicquid mortale creamur,
si licet et falsi positis ambagibus oris
vera loqui sinitis, non huc, ut opaca viderem
Tartara, descendi, nec uti villosa colubris
terna Medusaei vincirem guttura monstri:
causa viae est coniunx, in quam calcata venenum
vipera diffudit crescentesque abstulit annos.
posse pati volui nec me temptasse negabo:
vicit Amor. supera deus hic bene notus in ora est;
an sit et hic, dubito: sed et hic tamen auguror esse,
famaque si veteris non est mentita rapinae,
vos quoque iunxit Amor.
Mein Übersetzungsvorschlag:
So sagte er: "O unterirdische Gottheiten der gelegenen Welt, zu welchen wir zurückgeschickt werden, alle die wir als Sterbliche erschaffen werden, falls es möglich ist und ihr erlaubt ohne behauptete Umschweife des falschen Mundes Wahres zu sagen, ich bin hierher nicht herabgestiegen, damit ich den finsteren Tartarus sehe, und nicht damit ich das dreifach von Nattern umringte medusahafte Monster besiege: Der Grund des Weges ist meine Gattin, in welche, nachdem sie auf eine Schlange trat, sich das Gift verbreitete und in den wachsenden Jahren vertarb. Ich wollte es ertragen können und ich werde nicht verneinen, dass ich versucht habe: Die Liebe hat gesiegt. Dieser Gott ist in der Oberwelt bekannt. Ich zweifle, ob er es auch hier ist. Ich prophezeie aber, dass er dennoch auch hier ist; und falls es einen erlogenen Ruf des alten Rauben ist, verbund Amor auch euch.
Ich hoffe ich habe diesesmal ein wenig besser übersetz und ich würde mich freuen, wenn Ihr kurz mal drüber gucken könntet und wie immer hilfreiche Tipps gibt! :-)
entweder „unterirdische Gottheiten“ oder „Gottheiten der Unterwelt“"
ambagibus positis - ohne Umschweife
...und die in den blühenden Jahren verstarb
..si veteris non est= wenn es keine Kunde ist
rapinae= des Raubes
Re: Ovid Orpheus et Eurydice
Klaus am 27.10.14 um 6:49 Uhr, überarbeitet am 27.10.14 um 6:50 Uhr (Zitieren)
@omnes: Entschuldigt meine mytologische Unkenntnis; aber worauf bezieht sich der Ausdruck „alter Raub“?