Latein Wörterbuch - Forum
Karl — 4828 Aufrufe
Claudia am 16.1.15 um 21:32 Uhr (Zitieren)
Guten Abend, ich muss einen Text übersetzen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie richtig übersetzt habe, wäre nett, wenn ihr mir helfen könntet :)

beati Petri apostoli - des glücklichen Apostels Petrus
piissimo - dem allerfrommsten
Re: Karl
rex am 16.1.15 um 22:08 Uhr (Zitieren)
In christlichem Sinne besser „glückselig“ statt „glücklich“. Sonst alles korrekt!
Re: Karl
Klaus am 16.1.15 um 22:40 Uhr (Zitieren)
Zitat von Claudia am 16.1.15, 21:32piissimo - dem allerfrommsten


oder Ablativ
Re: Karl
rex am 16.1.15 um 22:57 Uhr (Zitieren)
Liebe Claudia, lass Dich nicht verunsichern! Klausens Beitrag kannst Du getrost ignorieren.
Re: Karl
Graeculus am 16.1.15 um 23:05 Uhr (Zitieren)
An Claudia:
„beatus“ kenne ich als „selig“, im Unterschied zu „sanctus“: „heilig“. So erwähnt es auch die von Klaus genannte Stelle im Georges.

Klaus weist mit Recht darauf hin, daß „piissimo“ auch ein Ablativ sein kann.
Re: Karl
rex am 16.1.15 um 23:40 Uhr (Zitieren) II
Zitat von Graeculus am 16.1.15, 23:05So erwähnt es auch die von Klaus genannte Stelle im Georges.
Wann und wo hat Klaus eine Stelle im Georges erwähnt?
Zitat von Graeculus am 16.1.15, 23:05Klaus weist mit Recht darauf hin, daß „piissimo“ auch ein Ablativ sein kann.
Natürlich kann „piissimo“ ein Ablativ sein, was aber hier für Claudia völlig irrelevant ist.
Findest Du das anständig, Claudia durch „Korinthenkackerei“ weiter zu verunsichern?
Re: Karl
arbiter am 17.1.15 um 0:07 Uhr (Zitieren)
ja, beatus im christlichen Zusammenhang „selig“ (= tot, verstorben)
Re: Karl
rex am 17.1.15 um 1:31 Uhr (Zitieren)
@arbiter
Im christlich-katholischen Sinne wird exakt unterschieden zwischen „beatificatio“ (Seligsprechung) und „sanctificatio“ (Heiligsprechung). Und da der Apostel Petrus schon seit vielen Jahrhunderten als Heiliger verehrt wird (Sankt Peter), ist das Attribut „selig“ für ihn nicht angemessen. Deshalb mein Ausweichen auf die von Georges primär angebotenen Übersetzungen für „beatus“: beglückt, glücklich, glückselig. Dass ich mich dann für das mehr literarisch klingende „glückselig“ entschied, dürfte jedem einleuchten.
Dass „selig“ im Deutschen nicht nur bei Christen zum Attribut für Verstorbene (meine selige Großmutter, mein Onkel selig/sel.) wurde, hat vielleicht seinen Ursprung bei den Griechen und Römern die ihre Toten „μάκαρες“ bzw. „beati“ nannten (Georges: „... weil die Götter den Lebenden kein ganz vollkommenes Glück gönnten“.)
Siehe auch: „selige Weihnachtszeit“, „selige Kinderzeit“ u.v.m.
Re: Karl
arbiter am 17.1.15 um 2:56 Uhr (Zitieren)
danke für die Aufklärung - aber ich sehe keinen Widerspruch
Re: Karl
Graeculus am 17.1.15 um 15:42 Uhr (Zitieren)
An arbiter:
Die Gleichsetzung von „beatus“mit „tot, verstorben“ überzeugt mich nicht recht. Zwar kenne ich noch „mein seliger Onkel“ oder „selige Witwe“, aber selbst in diesem weiteren Sinne wird man nicht - außer im Ironiemodus: USA = unser seliger Adolf - von einem seligen Adolf Hitler oder einem seligen Josef Stalin sprechen.
Ursprünglich bezeichnet das Prädikat „beatus“ die kirchliche Feststellung ex cathedra, daß ein Verstorbener im Himmel (nicht in der Hölle) ist. Darüberhinaus kann er, ebenfalls ex cathedra, „zur Ehre der Altäre“ erhoben werden; dann ist er „sanctus“, und es dürfen ihm Kirchen gewidmet werden. Unter den Seligen nimmt er dann einen höheren Rang ein, denn natürlich ist jeder Heilige auch ein Seliger. Die Seligsprechung muß der Heiligsprechung vorangehen. (So erkläre ich mir „beatus Petrus“.)
Von „meinem seligen Onkel“ zu sprechen, ist dann - weil es nicht ex cathedra geschieht - eine uneigentliche Sprechweise, die aber doch beansprucht, daß es ein guter Onkel war - sofern man nicht ironisch spricht.
Re: Karl
ONDIT am 17.1.15 um 16:48 Uhr, überarbeitet am 17.1.15 um 16:49 Uhr (Zitieren)
Der Selige darf außerdem nur in einer begrenzten Region - etwa einer Ortskirche oder in einem Land - verehrt werden, der Heilige dagegen auf der ganzen Welt. Es dürfen auch Kirchen nach ihm benannt werden.
Vom Seligen zum Heiligen führt der Weg über ein zweites Wunder, das sich erst nach der Seligsprechung zugetragen hat.
Ursprünglich wurden nur Märtyrer als Heilige verehrt. Der heilige Martin ist der erste, der als Nicht-Märtyrer heiliggesprochen wurde.
http://www.katholisch.de/de/katholisch/index.php
Re: Karl
Graeculus am 17.1.15 um 17:03 Uhr (Zitieren)
Nach einem Seligen dürfen Kirchen benannt werden? Das ist mir neu. Kannst Du mir ein Beispiel nennen? Oder habe ich das mißverstanden? „nach ihm“ könnte sich grammatisch auf „der Heilige“ beziehen.
Den Ausdruck „zur Ehre der Altäre erheben“ verwendet man aber nur für Heilige, oder?
Re: Karl
rex am 17.1.15 um 18:00 Uhr (Zitieren)
Zitat von Graeculus am 16.1.15, 23:05An Claudia:
„beatus“ kenne ich als „selig“, im Unterschied zu „sanctus“: „heilig“. So erwähnt es auch die von Klaus genannte Stelle im Georges.
Zitat von rex am 16.1.15, 23:40Wann und wo hat Klaus eine Stelle im Georges erwähnt?

Lieber Graeculus, warum hast Du nicht den Mut, meine Frage zu beantworten?
Re: Karl
Klaus am 17.1.15 um 19:13 Uhr, überarbeitet am 17.1.15 um 19:25 Uhr (Zitieren)
@rex: Graeculus hat uns beide verwechselt, was sicher sträflich, aber auch verzeihbar ist. Die Stelle im Georges hast natürlich du genennt.
Warum siehst du den Hinweis, „piissimo“ könne außer Dativ auch Ablatv sein, als Verunsicherung von Claudia an.
Das Wort ist aus dem Zusammenhang gerissen,und ich muss den Kontext nicht kennen, werde mir aber den Kontext suchen.
Re: Karl
Klaus am 17.1.15 um 19:20 Uhr, überarbeitet am 17.1.15 um 19:26 Uhr (Zitieren) I
Ich hab den Kontext und entschuldige mich für die Verunsicherung und finde die Übersetzung beatus=heilig:

Tunc universi fideles Romani videntes tanta defensione et dilectione quam erga sanctam Romanam ecclesiam et eius vicariam habuit, unanimiter altisona voce, Dei nutu atque beati Petri clavigeri regni caelorum, exclamaverunt:
Als dann alle gläubigen Römer den so großen Schutz und die Liebe sahen, die er gegenüber der heiligen römischen Kirche und dessen Stellvertreter hatte, riefen sie einträchtig mit laut klingender Stimme - auf Gottes Wink und des heiligen Petrus, des Schlüsselträgers des Himmelreiches – aus:

Karolo, piissimo Augusto a deo coronato, magno et pacifico imperatore, vita et victoria!“
„Dem frommsten Karl, dem von Gott gekrönten Augustus, dem großen und Friede stiftenden Kaiser, soll Leben und Sieg sein!“
Re: Karl
filix am 17.1.15 um 19:40 Uhr (Zitieren)
Ohne Kenntnis des Textes, dem die Bezeichnung entnommen wurde, lässt sich gar nicht sagen, wie sie dort zu verstehen ist.
Die Differenzierung zwischen „beatus“ und „sanctus“ im Rahmen der Heiligenverehrung der katholischen Kirche (an die sich längst nicht alle Autoren halten und die in verschiedenen Genres unterschiedlich gehandhabt wird) bildete sich erst langsam im Mittelalter heraus und ist geschichtlich mit Kompetenzstreitigkeiten zwischen Papst und Bischöfen verbunden.
Für Texte, die eindeutig vor dieser kirchenrechtlichen Entwicklung und ihrer sprachlichen Abbildung verfasst wurden, stellt sich somit die Frage nach einer geeigneten Übersetzung, die diese Zusammenhänge berücksichtigt.
So heißt es in den Annales regni Francorum knapp über die Krönung Karls des Großen im Jahre 800:

„Ipsa die sacratissima natalis Domini, cum rex ad missam ante confessionem beati Petri apostoli ab oratione surgeret, Leo papa coronam capiti eius imposuit, et a cuncto Romanorum populo adclamatum est: ‚Carolo augusto, a Deo coronato magno et pacifico imperatori Romanorum, vita et victoria!‘“

Tatsächlich greifen auch gegenwärtig Historiker selbst beim Apostel Petrus einfach zu „selig“ - drei Beispiele:

„In der Perspektive des Kaiserhofs formulierten die fränkischen Reichsannalen: «Als sich der König gerade am heiligen Weihnachtstag vom Gebet vor dem Grab des seligen Apostels Petrus zur Messe erhob, setzte ihm Papst Leo eine Krone ....“ - Bernd Schneidmüller: Die Kaiser des Mittelalters Karl dem Großen bis Maximilian I., C.H.Beck, 2. Auflage 2007, S.24

„... der eigentliche Krönungsbericht in lakonischer Kürze: Am hochheiligen Geburtstag des Herrn, als der König bei der Messe vor dem Altar über dem Grab des seligen Apostels Petrus sich vom Gebet erhob ...“ - Alexander Demandt: Sternstunden der Geschichte, C.H. Beck, 2003, S.114

„Die Reichsannalen schildern das Ereignis am Weihnachtstag 800: „Als sich an diesem geheiligsten Weihnachtstag der König vor der Grablege des seligen Apostels Petrus vom Gebet erhob, setzte Papst Leo ihm die Krone ...“ - Volker Leppin: Geschichte des mittelalterlichen Christentums, Mohr Siebeck, 2012, S. 125


Re: Karl
ONDIT am 17.1.15 um 20:46 Uhr (Zitieren)
@Graeculus
der Heilige dagegen auf der ganzen Welt. Es dürfen auch Kirchen nach ihm benannt werden.
Die Heiligsprechung wird auch die „Erhebung zur Ehre der Altäre“ genannt.
Re: Karl
esox am 17.1.15 um 21:04 Uhr (Zitieren)
Mir wurde einmal vermittelt, dass sich z.B. in der Legenda aurea, wenn auch nicht konsequent, die Verleihung des Attributs beatus/beata tendenziell nach dem vitalen Status der verehrenswürdigen Person richtet. Weilt sie noch unter den Lebenden, dann: beatus Georgius, beata Katharine usw.. Glückselig ist er/ sie auf jeden Fall, wenn auch noch nicht heilig(gesprochen)
Re: Karl
Klaus am 17.1.15 um 21:13 Uhr (Zitieren)
Zitat von esox am 17.1.15, 21:04nach dem vitalen Status der verehrenswürdigen Person richtet. Weilt sie noch unter den Lebenden, dann:


Dann hätte man „beatus“ schon längst abschaffen können mangels Vitalstatus dieser Personen, oder irre ich?
 
Um einen Text zu verfassen, müssen Sie zunächst über eine Plattform der Wahl Ihre Identität mit einem Klick bestätigen. Leider wurde durch das erhöhte Aufkommen von anonymen Spam und Beleidigungen diese Zusatzfunktion notwendig. Auf der Seite werden keine Informationen der sozialen Netzwerke für andere sichtbar oder weitergegeben. Bestätigung über Google Bestätigung über Facebook Bestätigung über AmazonBei dem Verfahren wird lediglich sichergestellt, dass wir eine eindeutige nicht zuordnebare Identität erhalten, um Forenmissbrauch vorzubeugen zu können.
Bearbeiten
Zum Bearbeiten des Eintrags muss unterhalb der Nutzername wieder mit dem richtigem Kennwort versehen sein, als auch Betreff- und Nachrichtfeld ausgefüllt sein. Abbrechen

Mir wurde einmal vermittelt, dass sich z.B. in der Legenda aurea, wenn auch nicht konsequent, die Verleihung des Attributs beatus/beata tendenziell nach dem vitalen Status der verehrenswürdigen Person richtet. Weilt sie noch unter den Lebenden, dann: beatus Georgius, beata Katharine usw.. Glückselig ist er/ sie auf jeden Fall, wenn auch noch nicht heilig(gesprochen)
  • Titel:
  • Name:
  • E-Mail:
  • Bei freiwilliger Angabe der E-Mail-Adresse werden Sie über Antworten auf Ihren Beitrag informiert. Dies kann jederzeit beendet werden. Kontrollieren Sie ggf. den Spam-Ordner.
  • Eintrag:
  • Grundsätzliches: Wir sind ein freies Forum, d.h. jeder Beteiligte arbeitet hier unentgeltlich. Uns eint das Interesse an der Antike und der lateinischen Sprache. Wir gehen freundlich und höflich miteinander um.

    Hinweise an die Fragesteller:

    1. Bitte für jedes Anliegen einen neuen Beitrag erstellen!
    2. Bei Latein-Deutsch-Übersetzungen einen eigenen Übersetzungsversuch mit angeben. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um Hausaufgaben oder Vergleichbares handelt.
      Eine übersichtliche Gliederung erleichtert den Helfern die Arbeit.
      Je kürzer die Anfrage ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass schnell geantwortet wird.
    3. Bei Deutsch-Latein-Übersetzungen bitte kurz fassen. Für die Übersetzung eines Sinnspruchs wird sich immer ein Helfer finden.