ich habe eine Frage zum Konkunktiv (fett hervorgehoben):
»Quondam Franciscus in somno Christum crucifixum aspexit, qui Francisco stigmata sua traderet, ut is ipse crucifixus videretur.«
Übersetzungsversuch:
Einmal sah Franziskus im Schlaf/Traum den gekreuzigten Christus, der Franziskus die Wundmale übergab, damit er selbst gekreuzigt erscheint.
@Ailourofilos: Du weißt, ich bin nur Hobby-Lateiner und habe lange über einen Nebensinn im Relativsatz gegrübelt.
Wenn man hier final annimmt, dann würde das doch bedeuten, dass F. Christus im Schlaf sah, damit er ihm die Wundmale übergebe.
Könnte es nicht ein adversativer Sinn sein?
F. sahCh, während er ihm.....?
An Ailourofilos:
Dieser Hintergrund ist mir nachträglich eingefallen, obwohl ich erst kürzlich etwas darüber gelesen habe.
Es tut mir leid um den Aufwand für Deinen „Roman“.
Padre Pio war auch so ein Fall. Ich vermute, daß der Stigmatisierung immer ein intensives Beten vorausgeht.
Zum Bezugswort „Christum“ des Relativsatzes im Konjunktiv , das ja nicht Subjekt des Hauptsatzes ist, fehlt eigentlich der explizite verbale Ausdruck der Handlung, die bezweckt, was der finale Sinn ausdrücken soll.
Man ergänzt in diesem Verständnis unwillkürlich eines jener Verben, nach welchen oft ein solcher konjunktiv. Relativsatz mit finalem Nebensinn sich findet, und liest beispielsweise „... sah den gekreuzigten C. im Traum, <der erschien>, um Franziskus ...“.
Dass es mit Bezug auf das PPP heißen soll „... sah im Traum C., der gekreuzigt worden war, um ...“, ist wohl auszuschließen.
Am ehesten ist ohne eine solche Ergänzung noch an den Konjunktiv, der die Ansicht des übergeordneten Subjekts, in diesem Fall des Franziskus' ausdrückt, zu denken.
Wenn ich nicht irre, müsste klassisch allerdings in allen Deutungen im Lat. „qui sibi ...“ stehen (indir. Reflexivität), gelten finale Relativsätze doch als innerlich abhängig. Die gebrachten Übersetzungen verzichten denn auch konsequent auf die Wiederholung des Namens und wählen „ihm“.
Der Duden nennt das neuerdings „Schicksalsfutur“, zu diversen Aspekten dieses Phänomens im Dt. siehe: https://books.google.de/books?id=T3fnBQAAQBAJ&pg=PA359#v=onepage&q&f=false
Hier ist das keine Option. Ob es so etwas im Lat. überhaupt gibt und wie es grammatisch realisiert wird, ist eine gute Frage.