Latein Wörterbuch - Forum
Zeitverhältnis ACI — 2252 Aufrufe
Johanna am 8.2.15 um 16:53 Uhr (Zitieren)
Hallo,

könnte jemand bitte die Sätze überprüfen:

Balbus dominum venire putat.
Balbus glaubt, dass der Herr kommt.

Balbus dominum venire putavit.
Balbus glaubte, dass der Herr kam.

Balbus dominum venisse putat.
Balbus glaubt, dass der Herr gekommen ist.

Balbus dominum venisse putavit.
Balbus glaubte, dass der Herr gekommen war.


Gibt es auch andere Möglichkeiten?
Re: Zeitverhältnis ACI
Ailourofilos am 8.2.15 um 16:58 Uhr (Zitieren)
[Beitrag entfernt]
Re: Zeitverhältnis ACI
indicans am 8.2.15 um 17:03 Uhr (Zitieren)
Balbus dominum venire putat.
Balbus glaubt, dass der Herr komme.

Balbus dominum venire putavit.
Balbus glaubte, dass der Herr käme.

Balbus dominum venisse putat.
Balbus glaubt, dass der Herr gekommen sei.

Balbus dominum venisse putavit.
Balbus glaubte, dass der Herr gekommen sei.



http://www.korrekturen.de/forum.pl/md/read/id/21597/sbj/auf-das-verb-glauben-muss-der-konjunktiv-i-folgen/
Re: Zeitverhältnis ACI
Ailourofilos am 8.2.15 um 17:29 Uhr (Zitieren)
[Beitrag entfernt]
Re: Zeitverhältnis ACI
Graeculus am 8.2.15 um 17:36 Uhr (Zitieren)
Am Rande sei’s gesagt:
Der Duden läßt für die indirekte Rede den Indikativ im Nebensatz zu, wenn aus dem Verb des Hauptsatzes deutlich wird, daß es sich um eine indirekte Rede handelt.
--> „Ich war immer schon der Ansicht, dass er für diesen Posten überqualifiziert ist.“
Re: Zeitverhältnis ACI
Graeculus am 8.2.15 um 17:36 Uhr (Zitieren)
Der Konjunktiv ist dann sozusagen redundant.
Re: Zeitverhältnis ACI
Ailourofilos am 8.2.15 um 17:38 Uhr (Zitieren)
[Beitrag entfernt]
Re: Zeitverhältnis ACI
indicans am 8.2.15 um 17:45 Uhr (Zitieren)
Danke Katzenfreund, das hatte ich übersehen. :))
Re: Zeitverhältnis ACI
filix am 8.2.15 um 19:12 Uhr, überarbeitet am 8.2.15 um 19:59 Uhr (Zitieren)
Was soll das für eine Regel sein? Eine Sonderregel für das Verb glauben?


Nun, gerade bei von „glauben“ und dergleichen Verben ausgelöster indirekter Rede findet sich im Dt. bisweilen ein Konjunktiv II, der nicht durch besagte Formidentitätsregel motiviert ist, um Distanznahme oder Zweifel des Referenten auszudrücken oder die Irrigkeit der Annahme des Referierten zu betonen.
Da der AcI im Lat. (sofern keine anderen Indizien gegeben sind) diesbezüglich keine Differenzierung zulässt, ist unter diesem Gesichtspunkt

Balbus dominum venire putavit.
Balbus glaubte, dass der Herr käme.

keine gänzlich falsche Übersetzung.
Re: Zeitverhältnis ACI
Johanna am 8.2.15 um 21:41 Uhr (Zitieren)
Oh mann, ich wäre lieber beim Indikativ geblieben. Gänzlich falsch kann auch das ja nicht sein, da es im Lateinbuch auch mit deutschem Indikuativ konstruiert ist.

Mit gehts nur um den Ausdruck des ZV im dt. Ind..
Re: Zeitverhältnis ACI
filix am 8.2.15 um 22:24 Uhr, überarbeitet am 8.2.15 um 22:24 Uhr (Zitieren)
Mit gehts nur um den Ausdruck des ZV im dt. Ind..


Die Daumenregel lautet, dass das Tempus der direkten Rede beibehalten werden sollte, wenn (und nur wenn) diese als indirekte Rede mit Indikativ umgesetzt wird. Es findet also i.d.R. keine Angleichung an das Tempus des Matrixsatzes (in dem das Verb steht, das die indirekte Rede auslöst) statt. Dazu ließe sich jetzt einiges über Ausnahmen und sich ergebende Probleme schreiben. Wenn du in deinem Alltag auf den tatsächlichen Sprachgebrauch achtest, wirst du bemerken, dass selbst gegen diese Daumenregel oft verstoßen wird.


Re: Zeitverhältnis ACI
Johanna am 9.2.15 um 8:07 Uhr (Zitieren)
Zitat von filix am 8.2.15, 22:24dass das Tempus der direkten Rede beibehalten werden sollte


Um die direkte Rede geht es mir eigentlich gar nicht. Nur um die Übersetzung einer ind. Rede im Lateinischen in eine ind. Rede im Deutschen:

Balbus dominum venire putat.
Balbus glaubt, dass der Herr kommt.

Balbus dominum venisse putavit.
Balbus glaubte, dass der Herr gekommen war.

Meine Frage „Gibt es auch andere Möglichkeiten?“ war irreführend. Ich ersetze sie durch

„Ist das Zeitverhältnis hier korrekt wiedergegeben, wenn ich den Indikativ beibehalten möchte?“
Re: Zeitverhältnis ACI
confirmans am 9.2.15 um 11:20 Uhr (Zitieren)
Ja.
Re: Zeitverhältnis ACI
filix am 9.2.15 um 11:50 Uhr (Zitieren)
Balbus dominum venisse putavit.
Balbus glaubte, dass der Herr gekommen war. *ist.

Re: Zeitverhältnis ACI
Ailourofilos am 9.2.15 um 12:43 Uhr (Zitieren)
[Beitrag entfernt]
Re: Zeitverhältnis ACI
Klaus am 9.2.15 um 12:58 Uhr, überarbeitet am 9.2.15 um 13:06 Uhr (Zitieren)
Vae, lingua Germanica difficilor est quam Latina!
Necesse mihi est scholam iterum adire ad sermonem patrium discendum.
Re: Zeitverhältnis ACI
filix am 9.2.15 um 13:04 Uhr, überarbeitet am 9.2.15 um 13:44 Uhr (Zitieren)
Tja, die Aufgabe des Konjunktivs bringt jede Menge Unsicherheiten mit sich. Nehmen wir z.B. „sagen“ als Auslöser:

A (gestern): „B ist gestern gekommen.“
C (heute) über A: „A sagte, dass B vorgestern gekommen sei/*ist.“

Oder sagtest du „ ... B vorgestern gekommen *war“?

Re: Zeitverhältnis ACI
Kuli am 9.2.15 um 13:28 Uhr, überarbeitet am 9.2.15 um 13:40 Uhr (Zitieren)
Die Entscheidung Perfekt / Plusquamperfekt würde ich davon abhängig machen, ob die berichtete Situation fortbesteht oder aufgehoben ist.

A sagte, dass B vorgestern gekommen sei (ist) und im Gästezimmer wohne (wohnt).

A sagte, dass B vorgestern gekommen wäre (war) und den Papagei mitgenommen habe (hat).
Re: Zeitverhältnis ACI
filix am 9.2.15 um 13:42 Uhr (Zitieren)

A sagte, dass B vorgestern gekommen wäre und den Papagei mitgenommen habe.


Das ist die reguläre Variante mit Konjunktiv, wobei du erklären müsstest, warum du „gekommen wäre“ statt „gekommen sei“ schreibst.
Es geht aber hier darum, Regeln aufzustellen für die alltagssprachlich dominierende indirekte Rede mit Indikativ.
Re: Zeitverhältnis ACI
Ailourofilos am 9.2.15 um 13:45 Uhr (Zitieren)
[Beitrag entfernt]
Re: Zeitverhältnis ACI
Ailourofilos am 9.2.15 um 13:47 Uhr (Zitieren)
[Beitrag entfernt]
Re: Zeitverhältnis ACI
arbiter am 9.2.15 um 13:52 Uhr (Zitieren)
das Plusquamperfekt (deutsch: Vorvergangenheit) wird verwendet, um zu verdeutlichen, dass eine Handlung/ein Ereignis vor einer/einem anderen in der Vergangenheit liegenden stattgefunden hat.
Dieses fehlt in den Beispielen, es kann sich ja nicht um den Obersatz (sagte) handeln.
Re: Zeitverhältnis ACI
Kuli am 9.2.15 um 13:54 Uhr (Zitieren)
Stimmt, „wäre“ ist umgangssprachlich. Da es um den Indikativ in indirekter Rede geht, also noch einmal:

A sagte, dass B vorgestern gekommen ist und im Gästezimmer wohnt.

A sagte, dass B vorgestern gekommen war und den Papagei mitgenommen hat.
Re: Zeitverhältnis ACI
Johanna am 9.2.15 um 15:13 Uhr (Zitieren)
Zitat von arbiter am 9.2.15, 13:52Dieses fehlt in den Beispielen, es kann sich ja nicht um den Obersatz (sagte) handeln.


Das kann ich nicht nachvollziehen.

Zwei Handlungen in der Vergangenheit: sagen und kommen. Und die steht in einem zeitlichen Verhätlnis zueinander. Und wenn das PQP VZ zu einer in der VG liegenden Tätigkeit ausdrückt, verstehe ich nicht, warum eineige auf Pfk. ausweichen wollen.
Re: Zeitverhältnis ACI
filix am 9.2.15 um 15:23 Uhr, überarbeitet am 9.2.15 um 15:31 Uhr (Zitieren)
Zu klären ist, woher das plötzliche Bedürfnis mancher im Dt. bei der Umsetzung der indirekten Rede mit Indikativ kommt, auf das Tempus des Matrixsatzes Rücksicht zu nehmen, wenn dies doch bei der dt. indirekten Rede mit Konj. irrelevant ist:

A: „Ich war krank.“
A sagt/sagte/hat gesagt/hatte gesagt ..., dass er krank gewesen sei.

Re: Zeitverhältnis ACI
Johanna am 9.2.15 um 18:36 Uhr (Zitieren)
... weil die 6. Klasse die (aus dem AcI resultierende) indirekte Rede nicht mit Konjunktiv wiedergibt. Genau wie das Lehrbuch.
Re: Zeitverhältnis ACI
arbiter am 9.2.15 um 19:24 Uhr (Zitieren)
und im Lehrbuch wird gegen die von filix (8.2., 22.24)zitierte Regel verstoßen, so wie Du das gerne hättest ?
Re: Zeitverhältnis ACI
Clara am 9.2.15 um 19:41 Uhr (Zitieren)
Balbus dominum venire putavit.
Balbus glaubte: Der Herr kommt!

--> Balbus glaubte, dass der Herr kommt.

So???
Re: Zeitverhältnis ACI
Johanna am 9.2.15 um 19:42 Uhr (Zitieren)
Jetzt kapier ich seine „Regel“ erst. Ist Claras Vermutung richtig?
Re: Zeitverhältnis ACI
filix am 9.2.15 um 20:14 Uhr, überarbeitet am 9.2.15 um 21:53 Uhr (Zitieren)
Ja, für die Umsetzung der indirekten Rede mit *Indikativ ist dies nach besagter Regel richtig. Die Regel hat gute Gründe, aber auch gewisse Tücken, auf die ich vorerst nicht weiter eingehen will.

Bei der indirekten Rede im Dt., gleich ob mit Konjunktiv oder *Indikativ umgesetzt, werden zwei wesentliche Informationen in puncto Zeit voneinander unabhängig transportiert:

1. Der Matrixsatz vermittelt durch das Tempus des Verbs, ob etwas geäußert wird, wurde oder erst geäußert werden wird. (X sagt/sagte/wird sagen ...)

2. Der untergeordnete Satz drückt durch das Tempus des in ihm stehenden Verbs aus, ob das indirekt vermittelte Gesagte sich auf die Vergangenheit, Gegenwart oder die Zukunft bezieht. (... dass Y geschehe/*geschieht; ... dass Y schon geschehen sei/geschehen *ist; ... dass Y erst geschehen werde/*wird).

Natürlich bestehen faktisch zwischen diesen beiden Sätzen Zeitbeziehungen, die aber auf die Tempuswahl keine weiteren Auswirkungen haben.
Dass z.B., wer in der Vergangenheit über Vergangenes sprach, dies tat, nachdem das Gesagte sich ereignet hatte, ergibt sich von selbst (d.h. aus unserer menschlichen Auffassung der Zeitordnung), und muss nicht eigens durch eine Angleichung des Tempus erst vermittelt werden. Es bereitet keine Schwierigkeiten, dem Satz


„Tristan sagte, dass der Papagei von einem Dilettanten ausgestopft worden sei/*ist.“

zu entnehmen, dass Tristans Äußerung nach dem Ausstopfen des Papageis stattgefunden hat.
Hier in der Variante mit *Indikativ zu schreiben „Tristan sagte, dass der P. von einem D. ausgestopft worden *war“ bringt unter diesem Gesichtspunkt keinerlei Informationsgewinn mit sich.

(Tatsächlich ist die Sache noch etwas komplizierter und die eigentliche Erklärung für das Bedürfnis, dies bisweilen doch zu tun, noch nicht gegeben.)

Re: Zeitverhältnis ACI
Johanna am 10.2.15 um 6:46 Uhr (Zitieren)
danke schön!
 
Um einen Text zu verfassen, müssen Sie zunächst über eine Plattform der Wahl Ihre Identität mit einem Klick bestätigen. Leider wurde durch das erhöhte Aufkommen von anonymen Spam und Beleidigungen diese Zusatzfunktion notwendig. Auf der Seite werden keine Informationen der sozialen Netzwerke für andere sichtbar oder weitergegeben. Bestätigung über Google Bestätigung über Facebook Bestätigung über AmazonBei dem Verfahren wird lediglich sichergestellt, dass wir eine eindeutige nicht zuordnebare Identität erhalten, um Forenmissbrauch vorzubeugen zu können.
Bearbeiten
Zum Bearbeiten des Eintrags muss unterhalb der Nutzername wieder mit dem richtigem Kennwort versehen sein, als auch Betreff- und Nachrichtfeld ausgefüllt sein. Abbrechen

Ja, für die Umsetzung der indirekten Rede mit *Indikativ ist dies nach besagter Regel richtig. Die Regel hat gute Gründe, aber auch gewisse Tücken, auf die ich vorerst nicht weiter eingehen will.

Bei der indirekten Rede im Dt., gleich ob mit Konjunktiv oder *Indikativ umgesetzt, werden zwei wesentliche Informationen in puncto Zeit voneinander unabhängig transportiert:

1. Der Matrixsatz vermittelt durch das Tempus des Verbs, ob etwas geäußert wird, wurde oder erst geäußert werden wird. (X sagt/sagte/wird sagen ...)

2. Der untergeordnete Satz drückt durch das Tempus des in ihm stehenden Verbs aus, ob das indirekt vermittelte Gesagte sich auf die Vergangenheit, Gegenwart oder die Zukunft bezieht. (... dass Y geschehe/*geschieht; ... dass Y schon geschehen sei/geschehen *ist; ... dass Y erst geschehen werde/*wird).

Natürlich bestehen faktisch zwischen diesen beiden Sätzen Zeitbeziehungen, die aber auf die Tempuswahl keine weiteren Auswirkungen haben.
Dass z.B., wer in der Vergangenheit über Vergangenes sprach, dies tat, nachdem das Gesagte sich ereignet hatte, ergibt sich von selbst (d.h. aus unserer menschlichen Auffassung der Zeitordnung), und muss nicht eigens durch eine Angleichung des Tempus erst vermittelt werden. Es bereitet keine Schwierigkeiten, dem Satz


„Tristan sagte, dass der Papagei von einem Dilettanten ausgestopft worden sei/*ist.“

zu entnehmen, dass Tristans Äußerung nach dem Ausstopfen des Papageis stattgefunden hat.
Hier in der Variante mit *Indikativ zu schreiben „Tristan sagte, dass der P. von einem D. ausgestopft worden *war“ bringt unter diesem Gesichtspunkt keinerlei Informationsgewinn mit sich.

(Tatsächlich ist die Sache noch etwas komplizierter und die eigentliche Erklärung für das Bedürfnis, dies bisweilen doch zu tun, noch nicht gegeben.)

  • Titel:
  • Name:
  • E-Mail:
  • Bei freiwilliger Angabe der E-Mail-Adresse werden Sie über Antworten auf Ihren Beitrag informiert. Dies kann jederzeit beendet werden. Kontrollieren Sie ggf. den Spam-Ordner.
  • Eintrag:
  • Grundsätzliches: Wir sind ein freies Forum, d.h. jeder Beteiligte arbeitet hier unentgeltlich. Uns eint das Interesse an der Antike und der lateinischen Sprache. Wir gehen freundlich und höflich miteinander um.

    Hinweise an die Fragesteller:

    1. Bitte für jedes Anliegen einen neuen Beitrag erstellen!
    2. Bei Latein-Deutsch-Übersetzungen einen eigenen Übersetzungsversuch mit angeben. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um Hausaufgaben oder Vergleichbares handelt.
      Eine übersichtliche Gliederung erleichtert den Helfern die Arbeit.
      Je kürzer die Anfrage ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass schnell geantwortet wird.
    3. Bei Deutsch-Latein-Übersetzungen bitte kurz fassen. Für die Übersetzung eines Sinnspruchs wird sich immer ein Helfer finden.