Eine sexuelle Anspielung käme bei einem Graffito wohl ebensowenig überraschend wie die umgangssprachliche Bedeutung eines Wortes.
Was mich eher erstaunt, ist, daß sich dieses Graffito nicht an einer öffentlich zugänglichen Stelle, sondern „im Atrium eines [Privat]hauses“ befindet.
Re: Graffito aus Pompeji
coram aliis non gerens am 8.3.15 um 14:45 Uhr (Zitieren)
Ich habe keine gesucht, mein Beitrag war als Provokation gedacht. „gerere cum“ könnte ev. auch gemeint sein im Sinne von „Umgang haben mit“ Ich denke, filix wird die Sache klären.
Re: Graffito aus Pompeji
coram aliis non gerens am 8.3.15 um 16:20 Uhr (Zitieren)
Vae tibi, o provocator fagans. Iuventutem „ad malas cogitationes feras “ . :))
Memento Socratis, qui adulescentium corruptionis olim accusatus est. Calicem acerbissimum postremo bibere debuit.
Das Graffito befindet sich in Pompeji, im „Haus des Menander“,
Reg. I, Insula 10, Hausnummer 4, auf einer Säule im Peristyl (nicht im Atrium). Ich habe es dort selbst fotografiert.
Es ist auch im Corpus Inscriptionum Latinarum, Band IV, unter CIL IV 8319a verzeichnet.
Dass auch in Privathäusern Graffities mit sexuellen Anspielungen stehen, ist in Pompeji nicht selten. Wenn man noch dazu bedenkt, dass die Graffities in umgangssprachlichem Latein, oftmals mit Schreibfehlern oder in kampanischem Dialekt geschrieben sind, so weist die Übersetzung von Klaus in eine interessante Richtung.
Re: Graffito aus Pompeji
filix am 8.3.15 um 23:14 Uhr, überarbeitet am 8.3.15 um 23:16 Uhr (Zitieren)
Das CIL IV liest in 8319a allerdings etwas anderes:
Danke filix für den Link.
Da gibt es wohl zwei unterschiedliche Interpretationen eines sehr schlecht lesbaren Graffitos:
eine ältere von M. Della Corte (die aus dem Link) und eine neuere von Antonio Varone aus dem Buch "Titulorum Graphio Exaratorum Qui In CIL IV Collecti Sunt (von 2011).
filix am 9.3.15 um 13:55 Uhr, überarbeitet am 9.3.15 um 15:29 Uhr (Zitieren)
Nun ja, so wird wenigstens deutlich, wie es zu derart unterschiedlichen Entzifferungen kommen kann ...
Zwar erscheint mir „coram testibus“ sprachlich für die Epoche ein wenig merkwürdig, eventuell verbirgt sich dahinter aber auch ein Wortspiel mit der Doppelbedeutung von „testis“ wie in „quod amas amato testibus praesentibus“ (Plautus). Sofern man bei der obszönen Lesart von „gerere cum aliquo“ = „<es> mit jemandem treiben“ bleiben will, hieße das also ungefähr „Wir treiben es oft mit dir in Gegenwart von Zeugen/Hoden [letzteres als Ausdruck der eigenen Potenz], Rufina/kleiner Rotschopf.“