ich habe ein Problem mit der Syntax des folgenden Sazes:
„nam quotienscumque cum eo congressus est, semper discessit superior.“
Eine Übersetzung wäre: Denn sooft er mit diesem in Italien zusammenstieß, blieb er immer Sieger."
Müsste es aber nicht heißen: „Denn er blieb immer Sieger, sooft er (auch) mit diesem in Italien zusammenstieß.“
D.h. ich verstehe „nam“ als Konjunktion des HS, „quotienscumque“ als Subjunktion des NS.
Ansonsten würde es sich bei „nam“ um eine Subjunktion handeln, wobei „nam“ doch HS einleitet.
filix am 1.4.15 um 0:28 Uhr, überarbeitet am 1.4.15 um 11:36 Uhr (Zitieren)
Da „sooft“ = „immer wenn“, irritiert das redundante „immer“ im Hauptsatz, man sollte es fortlassen, sofern der untergeordnete Satz vorangeht (im Lat. wirkt das offensichtlich anders). Das Adverb „nämlich“ erzeugt eine Begründung oder Erläuterung des zuvor Gesagten, wobei es nicht beliebig positioniert werden kann, ohne seinen Bezug zu ändern. Es ist sozusagen von begrenzter Reichweite - cf.
„Sooft er nämlich mit diesem in Italien zusammentraf, blieb er Sieger.“
„Er blieb nämlich <stets> Sieger, sooft er mit diesem in Italien zusammentraf.“
In beiden Fällen weist „nämlich“ begründend/erläuternd über das Satzgefüge hinaus - im Kontext wird bei C. Nepos so die behauptete Überlegenheit Hannibals als Feldherr begründet.
versus
„Er blieb <stets> Sieger, sooft er *nämlich mit diesem in Italien zusammentraf.“
Hier bezieht man es unwillkürlich auf den vorangestellten Hauptsatz, es wirkt unpassend.
Re: Nepos, Hannibal, 1,2
Kuli am 1.4.15 um 10:13 Uhr, überarbeitet am 1.4.15 um 15:51 Uhr (Zitieren)
Das semper bildet, denke ich, eine verstärkende Bestimmung eines mit quotienscumque korrespondierenden totiens, das hier ausgefallen ist. Die distributive Bedeutung, die semper dabei annimmt, lässt sich gut durch „jedes Mal“ oder „jeweils“ wiedergeben.
Die Verwirrung des Fragestellers bezog sich aber, soweit ich sehe, auf die Frage, ob beim Zusammentreffen von koordinierender und subordinierender Konjunktion beide dem Nebensatz angehören (wie es die deutschen Interpunktionsregeln nahelegen) oder ob die koord. Konj. dem Hauptsatz angehört, der so den durch die subord. Konj. eingeleiteten Nebensatz umrahmt (wie es den Lateinschülern mit der im Unterricht praktizierten Satzanalyse beigebracht wird).
Strenggenommen bildet die koordinierende Konjunktion gar keinen Bestandteil des durch sie angeschlossenen Satzes, sondern nur ein Bindeglied zwischen den durch sie verknüpften Sätzen. Lässt man sie wegfallen, wird zwar die Aussage unschärfer, aber der Satz bleibt intakt. Nicht einmal die Wortstellung im Deutschen wird durch sie beeinflusst.
filix am 1.4.15 um 11:46 Uhr, überarbeitet am 1.4.15 um 11:53 Uhr (Zitieren)
Diese eindeutige Freisetzung von „denn“, welches das gesamte Satzgefüge dem vorangehenden kausal koordiniert, ist aber m.E. an die Bedingung geknüpft, dass die Position des und die Wortstellung im Hauptsatz verhindern, dass es ihm als einleitende Konjunktion zugeschlagen wird:
„Denn: [sooft er mit diesem in Italien zusammentraf, blieb er Sieger.]“ -> „Denn ... *blieb er Sieger“
„[Denn er blieb Sieger], sooft er mit diesem in Italien zusammentraf.“ ist
nämlich von
„Denn: [er blieb Sieger, sooft er mit diesem in Italien zusammentraf.]“
eigentlich nicht mehr zu unterscheiden.
Dein zweites Beispielpaar macht deutlich, dass selbst da, wo der Bezug der Konjunktion sich formal auf den Hauptsatz beschränken lässt, keine andere Aussage entsteht als bei Bezug auf den ganzen Satz. Insofern bildet es keinen Einwand gegen die Auffassung, dass die koordinierende Konjunktion nur die Funktion eines dem Satz vorangestellten Signalwortes übernimmt.
Als Einwand war es auch nicht gemeint, mehr als Überlegung, wie die dt. Satz- bzw. Wortstellung hier mitspielt, um die koordinierende Konjunktion loszulösen. Die unmittelbare Aufeinanderfolge einer koordinierenden und einer subordinierenden Konjunktion bewirkt das im Dt. offensichtlich zwangsläufig (im Unterschied zu zwei subordinierenden, die immer eindeutig zwei verschiedenen Teilsätzen zugeschlagen werden, wobei die Kombinationen nicht beliebig sein dürften). Es müssen also dazwischen wenigstens Verb und Subjekt (oder Gleichsetzungsnominativ) oder Objekt auftauchen, um diese Freisetzung zu verhindern, und einen unterbrochenen Hauptsatz annehmen zu können.