Leider zähle ich nicht zu den Latein-Experten, würde aber gerne wissen, welche Bedeutung diese lateinischen Begriffe in der deutschen Sprache haben: fericii oder fericius.
Der Hintergrund ist der, dass vermutlich im frühen Mittelalter eine Passhöhe als mons fericius bzw. montis fericii (heute Fernpass) bezeichnet wurde. Leider konnte mir aber Tante Google nicht weiterhelfen bzw. sie hat keinen für mich brauchbaren Begriff ausgespuckt.
Darum meine Bitte in die Runde, ob mir von eurer Seite in dieser Frage weitergeholfen werden kann?
Das wird dann schwieriger, da man hier zu beiden Begriffen einen Bezug aufbauen könnte, natürlich aber nur rein spekulativ.
Über einen Pass wurden auf Saumpfaden natürlich so gut wie immer Handelsgüter „getragen“ und auf der anderen Seite ist gerade das heutige Gebiet des Fernpasses als „wild“ zu bezeichnen, da er das Resultat eines Bergsturzes von vor etwa 4100 Jahren darstellt und von haushohen Felsblöcken bestanden wird, sowie oft mehrere Meter tiefe Dolinen das Gelände, welches von einem dichten Wald bedeckt ist, sehr unruhig wirkt und eben als „wild“ bezeichnet werden kann.
Trotzdem aber schon mal vielen Dank für die Aufklärung!
filix am 4.6.15 um 0:28 Uhr, überarbeitet am 4.6.15 um 12:45 Uhr (Zitieren)
Aufschluss gibt noch am ehesten eine Untersuchung der (m)lat. Wortbildung durch das Suffix „-icius“. Stotz habe ich gerade keinen zur Hand. Klass. leitet es jedoch u.a. Verbaldjektive zumeist vom PPP ab - e.g.: „advent-icius (advenire), collat-icius (conferre)“. Das spricht, sofern sich daran nichts geändert hat, gegen eine Ableitung von „ferre“. Eher kommt wohl die Bildung eines Eigennamens aus einem Nomen oder Adj. in Betracht (wie in Fabricius, Simplicius, Apicius & c.)
Die einzige Quelle für „mons Fericius“ dürfte ein Reisebericht des Dominikaners Fabri aus dem 15. Jhdt. sein: https://books.google.de/books?id=mNJWV3OuhQ0C http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1026166&viewmode=fullscreen&scale=3.33&rotate=&page=84
I.stoßen, schlagen
caelum vertice ferire - mit dem Scheitel an den Himmel stoßen
Der Fernpass ist ja ein Scheitelpunkt.
Re: Fericii oder Fericius
filix am 4.6.15 um 12:30 Uhr, überarbeitet am 4.6.15 um 12:45 Uhr (Zitieren)
Wie passt das zu dem, was ich über die Wortbildung schrieb?
Selbst wenn man berücksichtigt, dass „ferire“ kein reguläres PPP hat (wohl aber Ersatzformen - Georges: „Perfektum u. Supinum von ferio werden gew. durch īcī, ictum u. percussī, percussum ergänzt“ ), ist doch anzunehmen, dass das so gebildete Verbaladjektiv immer noch auf gleiche Weise, nämlich als von einem Ergebnis her bestimmte Eigenschaft verstanden wird:
„fact-icius“ = „durch Kunst gemacht“
„advent-icius“ = „fremd“, i.e. „etwas, das (von anderswo) herbeigekommen ist“
usf.
Re: Fericii oder Fericius
filix am 4.6.15 um 19:01 Uhr, überarbeitet am 4.6.15 um 19:22 Uhr (Zitieren)
Woher „Fericius“ sich nun auch immer herleiten mag, der mittelalterliche Name des Passes war offensichtlich ein anderer – in einem Aufsatz „Über Namen und Geschichte des Brennerpasses“ (MIÖG 32 [1911], S.607) schreibt der Autor:
„ … und die Krone aller baierisch-tirolischen Gebirgsübergänge, der Fernpass, hiess schon 1263 „mons Vern“, wie aus dem bekannten Vermächtnis des unglücklichen Konradin an seinen Oheim Herzog Ludwig II. von Oberbaiern enthellt.*
* Urk. d. 1263 April 17 Mon. Boica XXX 1, S.335 und Quellen und Erörterungen zur bayer. und deutschen Gesch. V, Nr. 81, S. 196"
„Vern“ kommt vermutlich von mhd. „vern“ (= fahren, als grundlegender Ausdruck verschiedener Fortbewegungsarten - http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=Lexer&lemid=LV02036), bezeichnete also wenig überraschend das, was man dort seit vorrömischer Zeit vorzugsweise tut, nämlich (hinüber)fahren.
@filix: Dein Forschungseifer ist wirklich erstaunlich und hat jetzt auch zum Erfolg geführt. Ich wusste, du würdest das Rätsel lösen. Ich hoffe, Kalle weiß das zu würdigen.
@filix: erst einmal herzlichen Dank für die offensichtlich umfassenden Bemühungen. Leider hatte ich in dieser Angelegenheit zu schnell aufgegeben und dachte es würden keine weiteren Beiträge mehr dazu eintreffen. Deshalb meine (etwas ;-) ) verspätete Antwort.
Die Lösung dieses „Rätsels“ ist hiermit wohl positiv verlaufen und darüber freue ich mich sehr. Die Auflösung klingt für mich schlüssig.
Auch allen anderen die mitgeholfen haben möchte ich hiermit noch einmal meinen Dank aussprechen.