Ich weiß nie, welche Zeit und welchen Modus ich verwenden muss. Ich muss von Deutsch auf Latein übersetzen.
Wir haben diesen Satz bekommen:
Bevor ich zum Thema zurückkomme, möchte ich kurz über mich selbstvsprechen.
Antequam ad rem revertor / revertar, pauca de me ipso dicam / dicere volo.
Diese Lösung haben wir bekommen. Könnte ich anstatt antequam auch einfach priusquam nehmen? Sind diese gleichbedeutend?
Wann verwendet man Konjunktiv bei antequam/priusquam, wann nicht? Revertar ist ja Konjunktiv.. Scheinbar ist aber auch revertor möglich.. Bin echt sehr verwirrt jetzt. Wäre super, wenn mir jemand helfen kann!
Hier noch ein anderes Bsp.
Der Junge lief rechtzeitig davon, bevor ihn der Nachbar erkennen konnte. Puer ad tempus effugit, priusquam vicinus eum cognoscere potuit / posset.
Warum gehen hier jetzt wieder verschiedene Möglichkeiten?
Wenn ich im Grammatikbuch nachschaue, steht da, dass antequam und priusquam mit Konj und Ind verwendet werden können. Das ist mir aber nicht ganz klar..
rex am 13.7.15 um 16:51 Uhr, überarbeitet am 13.7.15 um 17:13 Uhr (Zitieren)
Im „Neuen Menge“ (= Burkard/Schauer)
Leider bin ich jetzt in Zeitnot. Sollte in den nächsten Stunden niemand Dir suffizient beigestanden haben, so werde ich am späten Abend versuchen, Dir zu helfen.
§257:
Die Genauigkeit des Lat. bei der B ezeichnung des Zeitverhältnisses eines Nebensatzes zum Hauptsatz
durch Tempus und Modus des Prädikatsverbums findet sich bei antequam und priusquam so
nicht, teils, weil die Bedeutung der K o njunktion dies überflüssig macht (vgl. postquam), teils, weil
korrekte Zeitenfolgen anderer Satzgefüge ganz schematisch übernommen scheinen. Auch die Wahl
des Modus ist oft nur durch die Auffassung des Sprechers veranlaßt. Folgende Gebrauchsweisen
sind üblich :
1 . Der I n d i k a t i v steht, wenn die rein zeitliche Beziehung ohne jeden Nebenbegriff
hervorgehoben werden soll,
2. Der K o nj u n k t i v steht besonders, wenn die Unwirklichkeit bzw. Unmöglichkeit
der Nebensatzhandlung zur Zeit der Handlung des übe rgeordneten Satze s hervorgehoben
werden soll („bevor“ im Sinne von „ o h n e d a ß n o c h “ ),
Danke für die Hilfe. Ich verstehe es leider nicht so richtig, vielleicht kann es mir jemand etwas vereinfacht erklären. Wäre so nett. Revertar kann ja auch Futur sein, jetzt bin ich noch mehr verwirrt. Ist das jetzt an dieser Stelle hier Futur oder Konj.?
Liebe Jane, mich nicht für die Klaus-Vorschuss-Lorbeeren bedankend, muss ich zugeben, dass ich kein studierter Lateiner geschweige denn Philologe bin. Das habe ich gelernt: „hochspezialisierter Facharzt“!
Trotzdem will ich versuchen, Dir zumindest etwas zu helfen. Bei meinen folgenden Ausführungen habe ich mich zitierend ausschließlich an den „Neuen Menge“ (Seite 851 und § 579 gehalten, da ich annehme, dass dieses Werk Dir derzeit nicht zur Verfügung steht. Also:
Hauptthema: Nachzeitige Temporalsätze
Auf die im „Menge“ zitierten, ausführlichen, klassisch-lateinischen Beispielsätze habe ich verzichtet. Also frage hemmungslos hier im Forum nach, so Du noch Aufklärungsbedarf bei dieser - zugegebenermaßen nicht ganz leichten - lateinischen Thematik hast.
Es grüßt Dich herzlich rex.
Die vorgegebene Lösung scheint also in Teilen erklärungsbedürftig, sofern, was die zitierten Grammatiken (wo endet da eigentlich das Zitatprivileg?) über den den Sinn differenzierenden Modusgebrauch bei „antequam/priusquam“ sagen, stimmt.
Weit seltsamer finde ich die Marotte, die dir und assinapians eignet, nach französischer Manier ein Leerzeichen vor Ausrufe- und Fragezeichen zu setzen.
so seltsam finde ich das nicht - mache ich auch gelegentlich, weil es mir häufig seltsam erscheint, diese Zeichen direkt an den letzten Buchstaben anzuklemmen, was man handschriftlich ja auch nicht so rigide tut.
Dass Mitleserin nicht zu den Gebildeten unter den Verächtern eines elaborierten Codes gehört, hat er/sie ja schon häufiger zu erkennen gegeben.
Re: Schwierigkeiten mit priusquam/antequam
Ailourofilos am 14.7.15 um 21:28 Uhr (Zitieren) II
„sofern,was .... “ klingt schon sehr komisch. Es widerspricht auch meinem Sprachgefühl, auch wenn es grammatisch stimmen mag.
Erstaunlich, wie schwülstig sich manche Leute heutzutage noch galuben ausdrücken zu müssen.
Es ist sicherlich keine typisch deutsche Ausdrucksweise, aber über Geschmack lässt sich nun mal nicht streiten. Solange der Sinn klar ist, ist es doch absolut in Ordnung! Meine Lateinlehrerin hatte auch eine Vorliebe für weniger gebräuchliche Ausdrücke - ich mochte das!
Dass es sich wieder um ein filix-typisches Satzungetüm handelt , dürfte kaum zu bestreiten sein. Schön zu lesen ist so ein Satz i.m.A. nicht.
filix schreibt meist als Experte für Experten. Der Amateur bleibt dabei leider oft auf der Strecke. Er muss die Sätze oft mindestens dreimal lesen, um den Hauch einer Chance zu haben, sie zu verstehen und das leider auch bei Sachverhalten, die man viel einfacher formulieren könnte.
Offenbar will filix gar nicht, dass jedermann ihn sofort versteht. Er wird seine Gründe haben. Suum cuique. :))
In schöner Regelmäßigkeit wird hier im Forum die Forderung laut, filix möchte doch den eigenen Sprachgebrauch auf ein dem Basic English vergleichbares Simpel-Deutsch herabnivellieren. Dass es sich bei denen, die solches äußern, um nicht mehr als ein, zwei Personen und deren Alias handelt, ist allzu offensichtlich.
Ich, und, wie es scheint, die Mehrheit der hier regelmäßig vertretenen Foristen, bin jedoch froh, dass filix sich immun gegen derlei Anwürfe zeigt, die offenbar, da die filixschen Beiträge sonst keine Angriffsfläche bieten, nur ein Stellvertretermanöver darstellen.
(Wie absurd es sich in einem Lateinforum ausnimmt, darüber zu klagen, dass man einen Satz mitunter mehrfach lesen müsse, um ihn zu verstehen, ist ebenfalls schon mehrfach festgestellt worden.)