postmodo quod mi obsit clare et certum locuto
luctandum in urba.
Hier brauche ich mal wieder eure Hilfe.
In den Übersetzungen so oder so ähnlich: Später steht mir etwas im Wege, der ich laut und deutlich gesprochen habe, ich muss mich in der Menge herumschlagen.
Ist es quod luctandum <est>
Oder ist es postmodo quod mi obsit clare et certum locuto [b][b][b][b],[/b][/b][/b][/b]
(mihi) luctandum in urba.
Vielleicht habt ihr mal wieder anregende Ideen.
Re: mal wieder sehr hässlich: Horaz 2,6,27 f
filix am 3.10.15 um 18:55 Uhr, überarbeitet am 3.10.15 um 20:36 Uhr (Zitieren)
„Bald darauf (postmodo) muss, was mir (quod mi), obwohl ich laut und deutlich wurde (clare et certum locuto), <womöglich noch> im Weg steht (obsit - kondizionaler Nebensinn), in der Menge (in turba) niedergerungen werden (luctandum <est>) und (et) Unrecht (iniuria) den Langsamen (tardis) getan werden (facienda <est>). “Was (Quid) willst du (tibi vis?), Irrer (insane)?„ und (et) “Was treibst du?„ (quam rem agis?) ...“
Es gibt aber auch jede Menge abweichende Übersetzungen - Kytzler etwa:
„Dann, wann was schadet vielleicht mir, ich laut und sicher gesprochen, muß im Gewühl ich mich schlagen und Unrecht den Langsamen tun.“
Re: mal wieder sehr hässlich: Horaz 2,6,27 f
Kuli am 3.10.15 um 19:19 Uhr, überarbeitet am 3.10.15 um 19:21 Uhr (Zitieren)
Postmodo (Georges: „späterhin, in der Folge“) bezeichnet von der Erzählzeit aus gesehen Zukünftiges, kann also nicht temporale Bestimmung zu luctandum sein.
Wenn ich laut (clare) und vorschriftsgemäß (et certum) ausgesprochen habe (locuto), was mir (mi) späterhin (postmodo) Schaden bereitet (obsit) [nämlich die sponsio, die Bürgschaftsformel], muss ich mich durch das Menschengewühl kämpfen (luctandum <est> in turba) ...
@Kuli
Also nicht:
Gegen das, was mir, ...., später schaden soll, muss ich in der Menge ankämpfen?
Bei dir klingt es so, als ob locuto ..[me] ein abl. abs wäre. Bezieht sich locuto aber nicht auf mi(hi)?
Re: mal wieder sehr hässlich: Horaz 2,6,27 f
Kuli am 3.10.15 um 19:38 Uhr, überarbeitet am 3.10.15 um 19:50 Uhr (Zitieren)
Locuto ist dat. auctoris. Ein Apokoinu des mi braucht man wohl nicht anzunehmen. Die Rede bleibt (vom Relativsatz abgesehen) unpersönlich, um den Leser miteinzubeziehen: „Du kennst das doch auch: Bei Schnee und Kälte muss man hinaus. Man muss seinen Eid ableisten und dann im Gewühl kämpfen ...“
@Kuli
Genial! So muss es sein: locuto ist dat. auct., hier von abhängig ein indirekter Fragesatz, womit sich auch der Konjunktiv (obsit) einwandfrei erklären lässt und ebenso das luctandum <est> völllig passt.
Heureka, heureka, heureka (naja....nicht ich, sondern du „hast es gefunden“....höööhöö...kleiner witz unter altphilologen)
Nee, ich referiere nur, was der Kommentar von Kießling und Heinze zur Stelle mitteilt.
Re: mal wieder sehr hässlich: Horaz 2,6,27 f
filix am 3.10.15 um 21:16 Uhr, überarbeitet am 3.10.15 um 23:26 Uhr (Zitieren)
„[postmodo] quod mi obsit“ ist ein konjunkt. Relativsatz mit potentialem Nebensinn, kein indirekter Fragesatz.
@Kuli: Prinzipiell sehe ich bei „postmodo“ hier dieses Problem nicht, da dem Gerundivum, das bei Horaz in die Erzählung eines allgemeingültigen Ablaufs eingebettet ist, ja auch ein futurisch-potentialer Aspekt anhaftet (Wie im Dt. „Bei jedem Wetter heißt es, vor die Tür gehen. Später muss man sich auch noch ...“), aber insgesamt ist deine Übersetzung natürlich überzeugender.
Ich denke, das lässt sich vertreten, auch gegen die apodiktische Festellung bei K.-H., dass postmodo „niemals in der Erzählung ein Ereignis an das andere“ anreihe.
Die Stellung des Temporaladverbs könnte durch eine kausale Bezugnahme des Relativsatzes gerechtfertigt werden. Der Sprecher würde hier also mitteilen, dass er sich an der Bürgschaft selbst überhoben habe und nun, nachdem ihm dies bewusst geworden sei, in aller Eile seinen patronus Maecenas aufsuchen wolle, um sich selbst eine Rückversicherung zu verschaffen.
„Gleich darauf muss man, weil einen in Bedrängnis bringt, was man unüberhörbar und unanfechtbar gesagt hat, sich im Gedränge durchschlagen ...“
Re: mal wieder sehr hässlich: Horaz 2,6,27 f
filix am 4.10.15 um 13:05 Uhr, überarbeitet am 4.10.15 um 13:07 Uhr (Zitieren)
Das scheint in der Tat selten der Fall, aber m.E. gebraucht es z.B. Ovid in Ars. am. III, 593 so, wo die Hoffnung des frisch gefangenen Liebhabers, der einzige zu sein, später vom Gefühl abgelöst werden soll, dass er nur einer unter vielen ist:
"Dum cadit in laqueos captus quoque nuper amator,
Solum se thalamos speret habere tuos. Postmodo rivalem partitaque foedera lecti
Sentiat ..."