Re: 6teiliger freskenzyklus des malers j.a.gumpp , fertiggestellt bis 1712 : „filiae“ als bildinschrift im fresko marae heimsuchung
michael bibl am 19.10.15 um 10:56 Uhr (Zitieren)
zu filix am 15.10.15
wie gewohnt hat filix in seinem detailreichen und absolut einsichtigen beitrag völlig recht :
die attribute zu maria im zyklus in der münchner bürgersaalkirche sind eindeutig belegbar nicht wahllos sondern dem hohelied aus dem AT das marienleben im NT präfigurierend entnommen .
der einfachheit halber füge ich unten ein schreiben genau dazu an
dr.altmann an , der maßgeblich die zwei kirchenführer zur bürgersaalkirche verfasst hat und die rekonstruktion nach 1945 wie folgt charakterisiert hat :
„generell ist zum wiederaufbau der bürgersaalkirche anzumerken,dass die verantwortlichen damals sehr GENERÖS->KREATIV< vorgingen“
(im folgenden nun das oben avisierte schreiben von mir an
dr.altmann :)
sehr geehrter herr
dr.altmann ,
gestatten Sie mir bitte noch eine ergänzung zu meiner mail an Sie vom 10.10.15 ; in der sache habe ich einiges zumindest nicht konsequent genug wenn nicht falsch bedacht :
so ist amica im heimsuchungsbild zumindest ursprünglich keinesfalls so zu verstehen gewesen , dass maria die freundin elisabeths sei .
wenn man in dem fall dieses marienzyklus , belegt durch die anhänge in den bildern an die inschriften und von
prof.peil in seiner schrift zur emblematik der bürgersaalkirche benannt (una
cant.6.9 ; filia
cant.7.2 und dilecta
cant.4.1) das hohelied des AT als präfigurierend für das neutestamentarische marienleben nimmt , dann gilt :
„In der frühen
christlichen....literatur entwickelte sich aus Kommentaren zum Hohenlied das Bild der Vermählung .....der Kirche... oder einer gottgeweihten Jungfrau mit Gott bzw. dem Messias.... (unio mystica)“(zitat ende)
und :
„Das Hohelied ...... ist ein
Buch...des Alten Testaments. Es handelt sich um eine Sammlung von zärtlichen...... Liebesliedern, in denen das....... Lobpreisen zweier Liebender geschildert wird.....“ (zitat ende) : dass man in den lobpreisungen , die der frau gelten , auch amica und pulchra in cant. 1.14 bzw. pulchra in cant 1.7 als attribute findet , ist dann auch fast schon zu erwarten gewesen .
und zu nigra findet sich in
cant.1.4 ein vers , indem zu meinem leidwesen auch gleich noch filiae erscheint , auch wenn mir nicht recht einfallen will , wie man diese passage auf maria und elisabeth verwenden könnte , da ja maria andere frauen als die töchter jerusalems anspricht und nicht sich selbst :
nigra sum sed formonsa filiae Hierusalem sicut tabernacula Cedar sicut pelles Salomonis
(ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos.)
der idee der präfigurierung im AT in hinblick auf das NT folgend darf man (auf der epistelseite , die wegen der zwei rekonstruktionen und der neuinventionen filiae und virgo als bildinschriften die in dieser hinsicht interessantere seite sein dürfte) vielleicht annehmen , dass christus seine mystische himmlische braut maria getrost als (im hohelied des AT unter cant. 1.7 und unter cant. 1.14 für das NT praefiguriert) amica und pulchra benennen kann :
„(1:7)Weiß du es nicht, du schönste unter den Weibern,........“
und
„(1:14)Siehe, meine Freundin, du bist schön; schön bist du, deine Augen sind wie Taubenaugen.“
und wenn die geliebte im wechselgesang des hoheliedes sich als nigra in cant 1.4 -so jedenfalls auf nigra unmittelbar folgend im bild auch konkret als angabe zur entsprechenden stelle im hohelied zu lesen- benennt , so ließe sich das wohl auch zur not auf die schmerzensmutter verwenden :
„(1:4)Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos.“
(parenthese:
in cant 1.5 benennt sich die geliebte in der deutschen übersetzung zwar auch als schwarz :
(1:5)Seht mich nicht an, daß ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Meiner Mutter Kinder zürnen mit mir. Sie haben mich zur Hüterin der Weinberge gesetzt; aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht behütet.
das würde zur schmerzensmutter wohl auch besser passen als cant 1.4 , allein im lateinischen text steht in cant. 1.5 halt nicht nigra , sondern fosca (braun))
(die entsprechenden hinweise auf die textstellen im hohelied auf der evangelienseite (
cant.6.9 für una , cant 7.2 für filia und cant. 4.1 für dilecta) hat
prof.peil selbst in seiner schrift dezidiert zugewiesen :
una : 6:8 Aber eine ist meine Taube, meine Fromme, eine ist ihrer Mutter die Liebste und die Auserwählte ihrer Mutter.
filia : 7.1Wie schön ist dein Gang in den Schuhen, du Fürstentochter! Deine Lenden stehen gleich aneinander wie zwei Spangen, die des Meisters Hand gemacht hat.
dilecta : 4.1Siehe, meine Freundin, du bist schön! siehe, schön bist du! Deine Augen sind wie Taubenaugen zwischen deinen Zöpfen. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die gelagert sind am Berge Gilead herab.)
natürlich ließe sich
cant.4.1 auch als beleg für die bei anton baumgartner 1814 verbürgten ursprünglichen amica und pulchra verwenden