Siehe auch: Leonhard R. Palmer: The Latin Language, Oxford 1954. Übersetzt von Johannes Kramer, Buske-Verlag, 2000. Seite 256 ff.:
Re: cs, gs, ks --> x Fachbegriff
Jonathan am 2.11.15 um 21:36 Uhr, überarbeitet am 2.11.15 um 21:37 Uhr (Zitieren)
Mhh, das scheint mir nicht nachvollziehbar zu sein. Assimilation ist doch eine Angleichung, d.h. eins gleicht sich dem anderen an. So z.B. in. adlatum >> allatum: das d gleicht sich dem l an.
Bei der Verschmelzung zweier Buchstaben zu einem handelt es sich doch nicht um eine Angleichung - und außerdem ändert sich dadurch ja nicht einmal die Aussprache.
Ich präzisiere:Definition: Eine „reziproke Assimilation“ liegt vor, wenn durch gegenseitige Einwirkung ein dritter Laut enststeht: z. B. cs, gs, ks --> x (Literatur/Quelle: ubiquitär).
Re: cs, gs, ks --> x Fachbegriff
filix am 3.11.15 um 15:14 Uhr, überarbeitet am 4.11.15 um 21:21 Uhr (Zitieren)
Welchen von /ks/ unterschiedenen Laut soll denn das „x“ deiner Ansicht nach repräsentieren? Mit anderen Worten, wie sprichst du deinen nom de clavier aus, rex?
Man sieht doch z.B. im Altgriechischen, dass man standardmäßig das ξ, in athenischen Inschriften aber durchaus χσ geschrieben wird. Aus irgendeinem Grund gibt es also eine „orthographische Vereinfachung“.
googlentis Link enthält ja auch nur Vermutungen und eher theoretische Überlegungen dazu, dass Laute unterschiedlich ausgesprochen wurden.
„Vereinfachung komplexer Gruppen“: Bezieht sich das nicht auf Wörter wie „stlitis“? Wenn man, statt cs zu schreiben, x schreibt, heißt das ja nicht, dass eine „komplexe Gruppe“ „vereinfacht“ wird. Alle oben genannten Begriffe beziehen sich ja immer auf die Aussprache.
Kann man also davon ausgehen, dass das „x“ schon bevor man „cs“ zu „x“ verschmolz, im alltäglichen Schriftverkehr benutzte? - ergo, dass es keine Erfindung ist, um „cs“ abzukürzen, sondern dass man merkte, dass der beim s-Perfekt entstehende laut di-cs-it ja genau dem „x“ entspricht und ihn deshalb dort mit der Zeit verwendete?
Ich glaube nicht, dass es eine wirkliche Abkürzung war, sondern dass es den Buchstaben schon im griechischen Alphabet gab. Da ist es sehr einfach, ihn schlicht zu übernehmen, wenn es sich anbietet. Die Form /diksit/ wird schon vorher entstanden sein.
googlentis Buch gibt Auskunft darüber, dass dem Römer die Schreibung mit x nicht immer ... geheuer war, bzw. er sie nicht immer richtig verstanden oder anders gehört hat.
Ich frage mich, warum man nur diesen Buchstaben übernommen hat. Warum nicht das ψ? Gelegenheiten gab es ja dafür.
orthographische Konvention! So muss der Fachbegriff lauten. Es ist eine orthographische Konvention, dass statt cs x geschrieben wird.
Re: cs, gs, ks --> x Fachbegriff
filix am 5.11.15 um 1:04 Uhr, überarbeitet am 5.11.15 um 1:30 Uhr (Zitieren)
Der Assimilationsbegriff kommt offenkundig da ins Spiel, wo die Frage auftaucht, wie sich der durch das Schriftzeichen x repräsentierte Konsonantencluster /ks/ (= cs) zu gs, vs & c. verhält, da sich aus Unterschieden in flektierten Formen die Vermutung ergibt, x könnte auch diese Lautverbindungen bezeichnen. (e.g. lux - > lucis vs . rex -> regis ... )
In der Terminologie des 19. Jhdts.:
„Für das Ohr ist aber x überall aus cs entstanden, sodass g und andere Buchstaben, um mit dem folgenden s in x [= cs =/ks/] überzugehen, erst selbst in cumgesprochen werden mussten. Denn das x, gleichviel welches Ursprungs, immer denselben Laut cs [=/ks/] hatte, darf umso weniger bezweifelt werden, da dies nicht nur aus den allgemeinen Stellen der alten Grammatiker über die Aussprache der einzelnen Buchstaben hervorgeht, sondern auch Varr. L.L. 8,31 von crux [crucis] und frux [frugis] in der Aussprache des letzten Buchstabens dieser beiden Wörter, wiewohl ihm hier c dort g zum Grunde liege, kein Unterschied stattfinde.“
(Friedrich Konrad Leopold Schneider: Elementarlehre der lateinischen Sprache: 1,1.2 S. 371ff.-https://books.google.de/books?id=n6FbAAAAcAAJ&pg=PA371)[/sub]
Unter Varr. L.L. 8,31 steht zwar nichts von „frux“ und „crux“, wohl aber liest man in 9, 44:
„Quid similius videtur quam in his est extrema littera crux <&> Phryx? Quas, qui audit voces, auribus discernere potest nemo, cum easdem non esse similes ex <declin>atis verbis intellegamus ...“
„Was scheint ähnlicher zu sein als der letzte Buchstabe in diesen <Wörtern>: crux <und> Phryx? Niemand, der diese ausgesprochen hört, kann mit den Ohren einen Unterschied ausmachen, obwohl wir aus den gebeugten Wörtern erkennen, dass sie nicht identisch sind ...“
Es werden so also nicht cs, gs usw. zu „x“, sondern die Behauptung lautet, dass z.B. g vor s einer partiellen Assimilation unterliegt, die daraus cs = /ks/ macht, welche Lautverbindung durch den Buchstaben x dargestellt wird, der immer gleich auszusprechen ist, sodass zwischen e.g. „rex“ und „lux“ kein hörbarer Unterschied in der Aussprache von x besteht.
Auf die irritierenden Schreibvarianten und die Widersprüche, die sich aus Behauptungen späterer Grammatiker ergeben, geht Schneider loc. cit. auch ein. Wie sich das aus zeitgenössischer phonetisch/phonologischer Perspektive ausnimmt, sei einmal dahingestellt.