Ich hätte da einmal eine Frage an die Zahlenkenner unter euch:
Wenn ich übersetzten wollte: „Caesar brach mit 23 Soldaten auf“ hieße dies dann „Caesar viginti tribus militibus profectus est“ oder „Caesar viginti tres militibus profectus est“? D.h. werden bei zusammengesetzten Zahlen die (21,22,23 bzw. 31,32,33) die Zusätze (unus, duo, tres) an die jeweiligen Substantive weiterhin angeglichen, oder wirken sie indeklinabel?
Kuli am 28.1.16 um 23:21 Uhr, überarbeitet am 28.1.16 um 23:29 Uhr (Zitieren)
Der Einwand bezog sich hierauf:
Zur Deklination von Zahlwörtern, die aus deklininablem und indeklinablem Bestandteil zusammengesetzt sind, s. a. Neue-Wagener, Formenlehre d. lat. Spr., Bd. 2, Lpz. 1892, S. 294 ff. (unten, unter b; zu tres: S. 296) https://archive.org/stream/formenlehrederla02neueuoft#page/294/mode/1up
Qua in arce (captivus ?) sedes ? Noli arcis pacem disturbare ! :)
Re: Lateinische Zahlen
Kuli am 29.1.16 um 15:34 Uhr, überarbeitet am 29.1.16 um 15:35 Uhr (Zitieren)
Das steht so nicht in dem von dir verlinkten Buch, aber ich gebe zu, dass das dort angeführte Beispiel den gegenteiligen Eindruck erwecken kann. Didaktisch klarer sind die Ausführungen bei Burkard-Schauer, Lehrb. d. lat. Synt. u. Sem., Darmstadt ⁵2012, unter § 369 (S. 481).
D. h. Zahlwörter gelten nicht als quantitatives Attribut?
Klingt in meinen Ohren seltsam. Allerdings dekliniert man das substantivierte Zahlwort ja auch in einzelnen Wendungen: „alle viere von sich strecken“, „auf allen vieren kriechen“.
Re: Lateinische Zahlen
filix am 30.1.16 um 1:01 Uhr, überarbeitet am 30.1.16 um 1:09 Uhr (Zitieren)
Das erschien mir auch seltsam, aber die zum zweiten Absatz angeführten Beispiele aus der Lit. sprechen wohl für diese Auffassung - „Caesar cum equitibus nongentis in castra pervenit (civ. 1,41,1)“
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Was die Akzeptabilität der Bildung des Genitivs von „vier“ angeht, steht anscheinend eine relativ stabile normative Auffassung in Grammatiken der letzten 250 Jahre einer davon abweichenden, wohl vor allem des behaupteten Missklangs* wegen unter Beschuss geratenen Praxis wenigstens seit dem 16. Jhdt. (z.B. Eyn hübscher Dialogus oder Gesprech vierer Personen) gegenüber:
„Was über drei hinausgeht ist, ist in diesem Fall indeclinabel, und es heißt 1. vier Bücher 2. vier, nicht vierer Bücher 3. vier Büchern 4. vier Bücher. Weil aber die zweite Endung eine sehr dunkle Rede gebirt, so gebraucht man das Wort von und sagt z. E. der Werth von vier Büchern ...“ (Der teutsche Sprachforscher: allen Liebhabern ihrer Mutersprache [!] zur Prüfung vorgelegt - 1777) (Abweichende Positionen des 19. Jhdts. wollen fälschlicherweise in „viererlei“ einen Genitiv erkennen.)
„Die übrigen (d.h. jenseits von eins) Kardinalzahladjektive werden nur noch rudimentär flektiert: Bei zwei und drei gibt es eine Genitivform, die einer starken adjektivischen Flexionsform entspricht: nach Aussage zweier Zeugen, mit der Kraft dreier Pferde. Aber schwach (nach flektiertem Artikelwort): nach Aussage der zwei Zeugen ...“ (Duden: Grammatik, 8. Aufl.)
Dass der Genitiv von vier sich gegenwärtig einiger Beliebtheit erfreut, könnte auch damit zusammenhängen, dass die stilistische Aufwertung dieses vermeintlich vom Aussterben bedrohten Kasus ihre Blüten treibt:
„"Mutter von vier Kindern erschlagen“. Das ist doch wirklich nicht zu fassen: Vier Kinder rotten sich zusammen und erschlagen eine Mutter. Was um alles in der Welt hat sie nur dazu getrieben? [...] Fragen, die man sich nicht zu stellen brauchte, wenn die Schlagzeile anders lautete, zum Beispiel: „Mutter vierer Kinder erschlagen“" (http://www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-46435579.html)
filix am 30.1.16 um 1:20 Uhr, überarbeitet am 30.1.16 um 1:23 Uhr (Zitieren)
„Why not?“ in diesem affirmativen Sinn heißt im Lat. übrigens nicht „cur non?“ sondern
z.B. „quidni?“
Re: Lateinische Zahlen
Kuli am 30.1.16 um 10:33 Uhr, überarbeitet am 30.1.16 um 10:50 Uhr (Zitieren)
Ja, in diesem Sinn muss man das wohl verstehen. RHH sind hier deutlicher und unterscheiden beim Abl. comitativus (§ 145) zwischen „allgemeinen“ und „bestimmten Attributen“, wobei unter letztere auch Numeralia gerechnet werden. Beispiele, die dem widersprechen, sind anscheinend wirklich rar.
Caes. BC 1, 15, 3: id oppidum Lentulus Spinther X cohortibus tenebat. (Das lässt sich wohl auch instrumental auffassen.)
Cic. Phil. 14, 27: His viginti cohortibus nullo equitatu Hirtius ipse aquilam quartae legionis cum inferret, ...