Latein Wörterbuch - Forum
PROPERTI I, 1 — 745 Aufrufe
Ailourofilos am 10.6.16 um 0:18 Uhr (Zitieren)
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Re: PROPERTI I, 1
Ailourofilos am 10.6.16 um 0:33 Uhr (Zitieren)
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Re: PROPERTI I, 1
obscurus am 10.6.16 um 7:30 Uhr (Zitieren)
Überlegungen:

zu *: Alternative Textfassung tunc ego crediderim vobis et sidera et amnes

zu **: ferte ... iter = „Führt meinen Weg ...“

zu ***: par = „ebenbürtig“ (kein Verhältnis domina - servus) oder wie man heute sagen würde: „Eine ausgewogene Beziehung zwischen gleichberechtigten Partnern“

zu ****: sua quemque moretur cura = „einen jeden bremse sein eigenes Interesse“ = „ein jeder bremse sich im eigenen Interesse“
Re: PROPERTI I, 1
obscurus am 10.6.16 um 7:49 Uhr (Zitieren)
Ich habe von dieser Elegie vor einiger Zeit einmal eine erläuternd-interpretierende „Nacherzählung“ angefertigt, da mich keine meiner halbwegs wörtlichen Übertragungen wirklich zufriedengestellt hat; ich habe zwar das Gefühl, dass es dabei „ein paar mal mit mir durchgegangen ist“, aber was soll’s:

"Cynthia war die erste, die mich Armen mit ihren verführerischen Blicken eingefangen hat; niemals zuvor war ich mit Lust und Leidenschaft angesteckt worden. Mein Verlangen nach Cynthia, vielleicht auch Amor persönlich, nahm meinen Zügen ganz schnell den üblichen Ausdruck überlegenen Stolzes. Amor jedenfalls setzte mir in Siegerpose seinen Fuß in den Nacken, solange bis der Schuft mir erfolgreich eingetrichtert hatte, alle braven Mädchen zu hassen und völlig beratungsresistent mein Leben dahingehend auszurichten. Diesem Wahnsinn bin ich nun schon ein ganzes Jahr verfallen; Liebeswahn ist ja normalerweise ein Geschenk der Götter, in meinem Fall jedoch eher ein Fluch, weil alles zu nichts führt.
Nehmen wir, mein lieber Freund Tullus, zum Beispiel mal die Geschichte von Meilanion und Atalante ... Ersterem war wirklich kein Aufwand zu groß, um die herzlose, kleine Wildkatze Iasis, wie Atalante auch genannt wurde, zu zähmen. Wie hat er das geschafft? Denn eben noch irrte er völlig perspektivlos in den Grotten der Jungfrauen ... des Jungfrauengebirges herum, dann wieder ging’s gegen wilde Borstentiere wie den Kalydonischen Eber. Auch der Zentaure Hylaeus wurde bei dem Gedanken an Iasis ganz ‚aufgeregt‘; er sagte dann immer, dass ihm sein ‚Ast‘ heute wieder eine große Last sei. Schließlich kam er zu dem Entschluß, sich diesbezüglich bei Iasis Linderung zu verschaffen. Das konnte Meilanion, dem das Ast-Leiden nicht ganz unbekannt war, natürlich nicht zulassen und man traf sich irgendwo in Arkadiens Schluchten, um die ganze Angelegenheit ein für allemal zu klären. Am Ende hatte der Ast des Hylaeus in der Auseinandersetzung das größere Gewicht und Meilanion war geschlagen - außerdem fühlte er sich auch ein wenig verletzt, was ihn an Ort und Stelle zu einem tief empfundenen Seufzen veranlaßte. Hylaeus hat der Sieg im übrigen nichts eingebracht, denn die passionierte Jägerin Atalante hat ihn bei seinem folgenden Annäherungversuch kurzerhand erlegt. Das engagierte Auftreten des Meilanion hingegen machte Eindruck auf Iasis, die jeden Bewerber zu einem Wettlauf auf Leben und Tod herausforderte, da sie eine begabte Sprinterin war. Aber das ist eine andere Geschichte … . Meilanion konnte also seine Jagd auf die flinke Jägerin erfolgreich abschließen: So viel erreicht man in der Liebe mit unerschütterlicher Treue und wohlmeinenden Taten. 
Was mich angeht, so fallen dem schlappen Amor keine neuen Kunstgriffe mehr ein und die altbekannten Schliche von früher hat er vergessen. Aber es gibt ja noch euch Zauberer, die ihr angeblich sogar die Sichel des Mondes in Versuchung bringen und die Schicksale von Menschen an euren magischen Altären miteinander versöhnen könnt. Dann legt mal los! Stellt die Ausgangslage einfach auf den Kopf: Soll meine Herrin und Gebieterin doch einmal nach mir schmachten und dabei noch blasser werden, als ich es selbst geworden bin. Wenn ihr das schafft, dann will ich euch gern glauben, dass ihr wie Medea, die Hexe von Kolchis, mit Zaubersprüchen den Lauf der Sterne und der Ströme beeinflussen könnt.
Oder ihr, meine Freunde, was ist mit euch? Da die Katastrophe bereits eingetreten ist, könnt ihr euch eure Warnrufe sparen, doch ihr habt die Möglichkeit, meinem übervollen Herzen zumindest ein Ventil zu verschaffen. Tapfer will ich mich euren scharfen Bemerkungen und brennenden Fragen stellen, wenn ich meinen Frust nur auch in Worte fassen und ihm dann freien Lauf lassen darf. Schickt mich auf eine Reise zu den Völkern am Ende der Welt und über das Meer und den Ozean; Hauptsache, keine Frau kennt den Weg dorthin. Bleibt ihr ruhig hier, denn eure Wünsche hat ein Gott ja erhört und gebilligt; möget ihr in der Liebe bei euren ausgewogenen Beziehungen zwischen gleichberechtigten Partnern immer auf der sicheren Seite sein.
Was mich angeht, so übt sich meine Venus fleißig darin, mir Nächte voller Bitterkeit zu bereiten und doch wird mein unerfülltes Verlangen zu keiner Zeit schwächer. Ich warne euch! Vermeidet ganz besonders diese Schlechtigkeit: Ein jeder zügle sich in seinem eigenen Interesse und hüpfe nicht gleich in ein anderes Bett, nur weil ihm seine Geliebte zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Hört ihr meinen Worten jetzt nur mit halbem Ohr zu, dann werdet ihr euch später an sie erinnern, wenn ihr am eigenen Leib erfahrt, wie schmerzhaft die Konsequenzen sind!"
Re: PROPERTI I, 1
filix am 10.6.16 um 11:11 Uhr (Zitieren)
zu ****: sua quemque moretur cura = „einen jeden bremse sein eigenes Interesse“ = „ein jeder bremse sich im eigenen Inter


„cura“ ist hier der Gegenstand des Interesses, der, wie Ailourofilos übersetzt, Liebling. „aliquem morari“ heißt in diesem Falle „jemanden bleiben/verweilen machen“, also durch seinen Reiz an sich binden. Freier:

„Möge jeden (quemque) sein Liebling (sua cura) fesseln (moretur) und nicht (neque), ist Liebe zur Gewohnheit geworden (assueto amore), den Platz/das Bett (locum/torum) wechseln (mutet).“
Re: PROPERTI I, 1
arbiter am 10.6.16 um 13:08 Uhr (Zitieren)
nicht frei genug
wenn man nach mehrmaligem Lesen aufatmet, weil man endlich das Subjekt zum zweiten Prädikat identifiziert hat, stellt sich doch keine Befriedigung ein, weil man doch eher ein „jeder“ hier erwarten würde (obscurus hat das in seiner Fassung berücksichtigt).
Zudem erscheint schon im Original nach der Ankündigung des Übels keineswegs sogleich ein solches, sondern zunächst wird die Alternative vorgestellt: auch hier wird der deutsche Leser anstoßen. Will man das vermeiden, müsste man die neque-Phrase voranstellen.
Re: PROPERTI I, 1
filix am 10.6.16 um 14:29 Uhr (Zitieren)
Zudem erscheint schon im Original nach der Ankündigung des Übels keineswegs sogleich ein solches, sondern zunächst wird die Alternative vorgestellt: auch hier wird der deutsche Leser anstoßen.


Nicht nur der dt. auch der lat. Leser, sofern man „hoc malum“ kataphorisch begreift (was viele Herausgeber durch die Zeichensetzung begünstigen). Zwingend ist das in meinen Augen nicht. Erstens lässt es sich auch anaphorisch auffassen (MBS § 71, 1c), wobei das „malum“ die eben geschilderte, eigene missliche Lage, der es aus dem Weg zu gehen hieße, bezeichnete.
Zweitens gewönne dadurch der Modus vollständig den Charakter des Optativs, eines in Klammern der Mahnung nachgesetzten Wunsches, der nicht das, was es zu vermeiden gelte, formulierte, sondern der Vermeidung günstige Bedingungen auf Seiten der cura, zurück. Gordon Williams* übersetzt entsprechend:

Against me our goddess Venus exerts nights of bitterness and at no time does Love depart or rest. This unhappiness — I warn you — avoid (may each of you be fully occupied by his beloved and may she not change place, when love becomes settled)


Der Subjektwechsel ist hier nicht ausschlaggebend.

* In: Craig Kallendorf (ed.): Landmark Essays on Rhetoric and Literature, p.32
Re: PROPERTI I, 1
Ailourofilos am 10.6.16 um 18:07 Uhr (Zitieren)
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Zudem erscheint schon im Original nach der Ankündigung des Übels keineswegs sogleich ein solches, sondern zunächst wird die Alternative vorgestellt: auch hier wird der deutsche Leser anstoßen.


Nicht nur der dt. auch der lat. Leser, sofern man „hoc malum“ kataphorisch begreift (was viele Herausgeber durch die Zeichensetzung begünstigen). Zwingend ist das in meinen Augen nicht. Erstens lässt es sich auch anaphorisch auffassen (MBS § 71, 1c), wobei das „malum“ die eben geschilderte, eigene missliche Lage, der es aus dem Weg zu gehen hieße, bezeichnete.
Zweitens gewönne dadurch der Modus vollständig den Charakter des Optativs, eines in Klammern der Mahnung nachgesetzten Wunsches, der nicht das, was es zu vermeiden gelte, formulierte, sondern der Vermeidung günstige Bedingungen auf Seiten der cura, zurück. Gordon Williams* übersetzt entsprechend:

Against me our goddess Venus exerts nights of bitterness and at no time does Love depart or rest. This unhappiness — I warn you — avoid (may each of you be fully occupied by his beloved and may she not change place, when love becomes settled)


Der Subjektwechsel ist hier nicht ausschlaggebend.

* In: Craig Kallendorf (ed.): Landmark Essays on Rhetoric and Literature, p.32
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